Auftakt 2023

25. April–5. Mai 2023

Online-Format
Veranstaltungsreihe

Ort(e):
Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
nGbK (Veranstaltungsraum, 1.OG), Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Online https://ngbk.de
Raum 139, Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
»Stadtwerkstatt«, Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin
Verschiedene Orte in Berlin

Teilnehmer_innen

Özge Açıkkol, Susan Azizi, JK (FATA Collective), Stella Geppert, Lara Habboub, Noa K. Ha, Ralf Michaels, Irina Novarese, Barbara Rüth, Marc-André Schmachtel, Hito Steyerl, Sandra Teitge, Margarita Tsomou

Vereinsinitiative

Welche Themen bilden 2024 das Programm der nGbK? Zwei Wochen lang werden die Projekteinreichungen für das Jahr 2024 auf der Webseite der nGbK vorgestellt. Die Gruppen, die sich für das kommende Jahr bewerben, präsentieren hier ihre Ideen und Schwerpunkte dem Verein und der Öffentlichkeit. Neben der Präsentation der Projektvorschläge stellt sich der Verein über ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm vor. Am Ende der Auftakt-Wochen stimmen die Mitglieder auf einer Hauptversammlung basisdemokratisch über das Programm der nGbK für das Folgejahr ab.

Termine:

Dienstag, 25. April 2023, 19:00 Uhr (de/en)
nGbK-Veranstaltungsraum, 1. OG, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Panel „Solidarität im Kunstfeld – Mehr als nur eine Geste“ mit Susan Azizi (Stipendiatin Weltoffenes Berlin), Lara Habboub (Bard College), Marc-André Schmachtel (Goethe – Institut im Exil), JK (FATA Collective), Irina Novarese (Hier & Jetzt: Connections)

Begrüßung: Eylem Sengezer
Moderation: Natascha Nassir-Shahnian

Der Ruf nach Solidarität tritt in aktuellen Krisen auch im Kunstbetrieb vermehrt in Erscheinung – wie es zuletzt im Kontext des Krieges in der Ukraine oder den gesellschaftlichen Umbrüchen im Iran, in Afghanistan oder in der Türkei zu beobachten war. Es werden Hilfsaktionen und Soli-Veranstaltungen organisiert, geflüchtete Kulturschaffende und Künstler_innen mit neuen Förderprogrammen „willkommen geheißen“. Doch reichen diese kurzfristigen Ansätze aus und wie nachhaltig sind sie? Sind sie mehr als nur eine Geste der Solidarität?

Es lohnt sich auch ein Blick zurück: Was hat sich im Umgang mit Künstler_innen und Kulturschaffenden im Kontext von Flucht und Asyl seit dem sogenannten „Sommer der Migration“ 2015 verändert? Welche Erkenntnisse lassen sich aus den damaligen Maßnahmen im Kulturbereich auf die gegenwärtige Situation übertragen?

Es diskutieren mit selbstorganisierten Initiativen, geflüchteten Künstler_innen und Projekten, die Schutzräume für Kulturschaffende im Exil bieten, wie sich nachhaltige Strukturen etablieren lassen und wie sich Solidarität jenseits eines theoretischen Verständnisses in gelebte Praxis umsetzen lässt. Dabei soll insbesondere darüber gesprochen werden, wie sich einseitige Abhängigkeiten, Machthierarchien und Paternalismus überwinden lassen.

Freitag, 28. April 2023, 19:00 Uhr (en)
Kunstquartier Bethanien, Studio 139, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin
Künstler_innengespräch „nGbK in Kreuzberg“ mit Özge Açıkkol (Stipendium Istanbul-Berlin)

Moderation: Ingo Arend

Die Istanbuler Künstlerin Özge Açıkkol lebt und arbeitet seit dem 15. Januar 2023 als Stipendiatin des Berliner Senats und der nGbK im Kunstquartier Bethanien. Als Teil des Istanbuler Künstler_innenkollektivs Oda Projesi arbeitet Açıkkol an der Schnittstelle von Kunst, sozialräumlichen Praktiken, Literatur und Sozialpädagogik.

Açıkkol interessiert sich vor allem für die Stadt und wie sie sich durch die Mikroaktionen und Interaktionen ihrer Bewohner reproduziert. Diese Mikroaktionen zur Reproduktion der städtischen Umwelt ergeben sich in der Regel aus den Überlebenstaktiken der Bürger_innen, die mit verschiedenen Stufen städtischer Armut konfrontiert sind. Ihre jüngsten Forschungen befassen sich mit neuen Wegen der Beziehung zwischen Kunst und Aktivismus und dem öffentlichen Raum als Gemeingut. Heute wird in vielen Teilen der Welt das „Recht auf Stadt“ durch autoritäre Regime und Praktiken unterdrückt, wobei es ein Ausweg sein könnte, über den öffentlichen Raum zu sprechen und ihn dadurch „heimzusuchen“.

Das Stipendium der Senatsverwaltung für Kultur und Europa wird im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Kunstverein neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) und dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Berlin sowie dem DEPO in Istanbul ermöglicht.

Samstag, 29. April 2023, 16:30 Uhr – 18:30 Uhr (de/en)
Treffpunkt: Karl-Liebknecht-Str. 13, 10178 Berlin
Spaziergang „Von Karl zu Cotti“

Der Spaziergang beginnt am neuen Standort der nGbK in der Karl-Liebknecht-Straße und führt über die U-Bahn-Linie U5 zur station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf am Cottbusser Platz.

Der Standort der nGbK in Hellersdorf ist aus einer Initiative von Mitgliedern der nGbK entstanden, die sich seit 2014 in der Großsiedlung Berlin-Hellersdorf engagieren. Aus diesem ist ein institutioneller Ausstellungs- und Veranstaltungsraum und ein Ort zum gemeinsamen Arbeiten von Künstler_innen und Anwohner_innen entstanden. Zum Aktionsfeld des Standorts im letzten Plattenbau-Viertel der DDR gehören zudem Formate der urbanen Praxis sowie Freiluftveranstaltungen und -ausstellungen auf der nahegelegenen Grünfläche, genannt Place Internationale.

Unter der Überschrift „Utopisch“ steht 2023 für die AG station urbaner kulturen die Frage im Fokus, wie wir angesichts der Krisen und Dystopien von heute ein Übermorgen denken können. Als Auftakt verwandelt sich die station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf in einen Arbeits- und Präsentationsraum zum Thema „Schule der Zukunft“ (bis 27.5.). Ein Arbeitskreis aus Anwohner_innen, Künstler_innen, Pädagogin_innen, Urbanist_innen und Wissenschaftler_innen arbeitet hier an Konzepten für die Zukunft von Bildung in Hellersdorf. Begleitet wird der Arbeitsprozess von großformatigen Fotopaneelen der Künstler_innen Sabine Bitter & Helmut Weber (Vancouver/Wien). Die speziell für den Raum konzipierten Schaubilder mit Aufnahmen von Bibliotheken, Campusanlagen, Lernräumen, Pavillons, Schulen und modernistischen Universitätsarchitekturen – hauptsächlich aus dem Archiv der Künstler_innen – thematisieren Bildung als gesellschaftliche Infrastruktur und Formensprache im sozialen Gebrauch ihrer Architekturen. Im Arbeitsraum findet zudem die Planung eines „Klassenzimmers im Freien“ für die Grünfläche Place Internationale an der benachbarten Maxie-Wander-Straße statt. Hierfür wird ein 1971 von Heinz Scheid (ABB Architekten) gebauter, ehemaliger Messepavillon der Dresdner Bank ab Mai 2023 mit Schüler_innen saniert und aufgestellt.

Dienstag, 2. Mai 2023, 18:30 – 20:30 Uhr (de)
Treffpunkt: Neptunbrunnen auf dem Platz vor dem Roten Rathaus
Route: entlang ehemaliger Projekte von „Kunst im Untergrund“ am Alexanderplatz
Archäologischer Spaziergang

AG-Mitglied Sandra Teitge wird die Geschichte des Kunstwettbewerbs „Kunst im Untergrund“ (zuvor: AG U2 Alexanderplatz und Kunst statt Werbung) vor Ort in Form eines Spaziergangs umreißen und den aktuellen Wettbewerb kontextualisieren.
In einem dialogischen Austausch mit zwei Gästen, dem ehemaligen AG-Mitglied Barbara Rüth und der teilnehmenden Künstlerin Stella Geppert, werden einzelne Aspekte des Wettbewerbs anekdotisch erinnert und vermittelt.

Mittwoch, 03. Mai 2023, 19:00 Uhr (de/en)
Auditorium der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
nGbK Lecture: Screening und Gespräch „Die leere Mitte“ mit Hito Steyerl und Noa K. Ha

Anknüpfend an die nGbK-Lecture „Where We Stand: European Cities, Colonialism and the Other Histories and Futures of Berlin’s Mitte“ zeigt Hito Steyerl ihren Film Die leere Mitte (62 min., 1998). Im Anschluss spricht die Künstlerin mit der Stadtforscherin Noa K. Ha.

Hito Steyerls Film erzählt die Geschichte des Potsdamer Platzes von den alten Zollgrenzen Berlins über die sogenannte Kongokonferenz 1884 und die Nazizeit bis zu den Jahren nach dem Mauerfall. Steyerl überblendet in ihrem Dokumentarfilm Aufnahmen aus Berlin-Mitte der 1990er Jahre und lässt so die megalomanischen Baumaßnahmen rund um die „leere Mitte“ – den Potsdamer Platz – als fragwürdige „Auferstehung aus Ruinen“ erscheinen. Dabei wird nicht nur deutlich, wie Geschichte und Herrschaft auf den Ruinen des Vergangenen aufbaut, sondern wie Architektur und räumliche Gestaltung nationale Identitäten ein- und ausschließt und die Sichtbarkeit dieser Geschicht(en) zugunsten nationaler historischer Deutungshoheit „zumauert“. Mittels langer Überblendungen werden die urbanen Umbrüche sichtbar gemacht. An ihnen zeigen sich die Spuren antisemitischer und kolonialrassistischer Geschichte sowie globaler Umstrukturierungen, aber auch das Fortwähren sozialer und politischer Grenzziehungen. Die Geschichte von Berlin-Mitte macht deutlich, dass es immer auch der Ausgrenzung bedurft hat, um ein mächtiges Zentrum der Nation zu errichten.

Donnerstag, 4. Mai 2023, 19 Uhr (de/en)
Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Straße 11, 10178 Berlin
nGbK Lecture: Paneldiskussion „Wie weiter mit der Kunstfreiheit?“ mit Margarita Tsomou (Professorin für Zeitgenössische Theaterpraxis an der Hochschule Osnabrück und Diskurs-Kuratorin HAU/Berlin) und Ralf Michaels (Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, Hamburg)

Moderation: Ingo Arend (nGbK)

„Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei“. So einfach und deutlich, wie es das Grundgesetz in Artikel 5 formuliert, scheint es nicht mehr zu sein. Spätestens nach den Auseinandersetzungen um antisemitische Bildsprache und Exponate auf der documenta fifteen und die Rolle der Israel-Boykott-Bewegung BDS in Kassel sind die Rufe stärker geworden, die Freiheit der Kunst einzuschränken. Nach den Gutachten der unabhängigen Expert_innenkommission und des Berliner Verfassungsrechtlers Christoph Möllers ist die Frage nach der Struktur der documenta offen. Derweil sind viele Kulturinstitutionen verunsichert, ob und was sie in Zukunft noch ausstellen und wen sie einladen können.
An diesem Abend sollen die Folgen dieses Streits und die kunstpolitischen Perspektiven aus juristischer und politischer Sicht beleuchtet werden.

Freitag, 05. Mai 2023, 17:00 Uhr
Startpunkt: nGbK, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Endpunkt: Karl-Liebknecht-Staße 13, 10178 Berlin
Umzug und Demonstration „Leer nach Mitte“

nGbK in Kooperation mit Folke Köbberling und mit Unterstützung des Chors der Statistik.

Die Lagerräume in der Oranienstraße müssen bereits Ende April geräumt werden. Dieser nicht freiwillige Umzug aufgrund eines nicht verlängerten Mietvertrags soll mittels der Demonstration politisert werden. Die Restbestände an eingelagerten Materialien und Mobiliar aus 30 Jahren nGbK-Geschichte werden im Rahmen der Demonstration „Leer nach Mitte“ umziehen. Hierzu sind alle Mitglieder eingeladen 17 skulpturale Auszugswägen über die Adalbertstraße, zur Jannowitzbrücke über das Humboldt-Forum zum neuen Standort demonstrativ zu schieben. Der Chor der Statistik wird den Umzug mit Protestliedern begleiten. Mindestens 30 Leute werden gebraucht. Ab 18:30 Uhr werden die Kellerräume am Alex eingeweiht.

Finanziert von