Cuerpos de Agua

17. Juni–28. August 2023

Ausstellung
Veranstaltungsreihe

Ort(e):
station urbaner kulturen, Auerbacher Ring 41, 12619 Berlin

Künstler_innen

Juan Camilo Alfonso, Centro Rural de Arte, Caroline Breidenbach, Emilio Chapela, Carlos Gómez, Nadja Henß, Margarete Kiss, Kathrin Dröppelmann und Ada Kopaz, Rory Pilgrim, Sonja Hornung und Daniele Tognozzi, ~pes (Elizabeth Gallón Droste & Pablo Torres)

Arbeitsgruppe station urbaner kulturen

Juan Camilo Alfonso Angulo, Jochen Becker, Eva Hertzsch, Margarete Kiss, Constanze Musterer, Adam Page, Ralf Wedekind

Mitarbeit

Kathrin Dröppelmann

Cuerpos de Agua betrachtet Wasser als fluiden Körper, der Lebensformen, Wirtschaftsweisen und Krisen miteinander verbindet. Ökonomien und Ökosysteme rund um Gewässer überlappen sich, auch menschliche Anwohner_innen von Flüssen sind Teil dieser Systeme. Installationen, Malereien, Filme und Videos von Künstler_innen, die der Millenial-Generation angehören, beschäftigen sich mit der Materialität von Wasser und schulen unser Verständnis für eine Welt, in der alles mit allem verbunden ist.

In ihrer installativen Arbeit THE ESG SHOW entwickeln Sonja Hornung und Daniele Tognozzi eine Gegendarstellung zum grünen Kapitalismus. Der Begriff ESG (Environmental, Social and Governance) wurde vor fast zwei Jahrzehnten von einer Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen geprägt, um die Finanzwelt des globalen Nordens davon zu überzeugen, Klimagerechtigkeit könne Gewinn bringen, wird seither aber tatsächlich dazu benutzt, Greenwashing zu betreiben. THE ESG SHOW nimmt Räume, Materialien, Ökonomien und Aktivitäten in den Fokus, die entweder gezielt von Produktivitätsindikatoren ausgeschlossen werden oder sich weigern, für diese relevant zu sein.

Der für den Turner Prize nominierte multidisziplinäre Künstler Rory Pilgrim beleuchtet in seinem Film The Undercurrent die Klimakrise auf persönlicher Ebene. Zehn junge Klimaaktivst_innen aus der Stadt Boise in Idaho erzählen von den Auswirkungen des Klimawandels auf Familie, Religion, Freundschaft und Genderungleichheit. Auch Wohnungslose aus der Region berichten, wie der Klimawandel Fragen nach Sicherheit, Obdach und Kommunikation berührt.

Zwei Arbeiten beschäftigen sich mit dem Atrato-Fluss in der kolumbianischen Provinz Chocó. Ein wegweisendes Urteil des kolumbianischen Verfassungsgerichts, das das Gebiet um den Atrato als Rechtssubjekt anerkennt, dient als juristisches Instrument zur Sicherstellung der Pflege dieses durch illegalen Goldabbau stark zerstörten und verschmutzten Gewässers. Der Dokumentarfilm Who Runs the Atrato River? von Carlos Gómez untersucht, wieviel Raum das Urteil den an den Fluss angrenzenden Gemeinden einräumt.

Mit Fotografien und Klängen als Fragmente der extraktiven Wasserlandschaft des Atrato-Flussbeckens schafft die Installation leakages des Kollektivs ~pes (Elizabeth Gallón Droste und Pablo Torres) einen Raum des affektiven und sensorischen Eintauchens in das Flussgebiet. Die Installation lädt uns ein, die Geschichten zu spüren, die den Lauf des Flusses ausmachen, um zukünftige Vorstellungen von seinem sich ständig verändernden Ökosystem zu ermöglichen. Gleichzeitig tritt die Installation in einen Dialog mit der Hellersdorfer Wasserlandschaft und wird so zu einem Kommunikationsfluss zwischen dem Atrato und Hellersdorf.

Mit einem anderen Fluss beschäftigen sich Kathrin Dröppelmann und Ada Kopaz. Ihre Videoarbeit M.I.A.U. (Militiancia Intervencionista Artística Urbana) blickt aus ökofeministischer Perspektive auf den Riachuelo in Buenos Aires und die Zerstörung seiner humanen und nicht-humanen Ökosysteme durch Umweltverschmutzung und Rohstoffabbau.

Juan Camilo Alfonsos dokumentarische Installation Rios de solidaridad vollzieht den Entstehungsprozess einer Fahne nach, die in Berlin von kolumbianischen Migrant_innen gemeinsam gewebt und bemalt wurde. Sie soll auf das Verschwinden von Demonstrant_innen bei den landesweiten Streiks in Kolumbien 2021 aufmerksam machen, deren Leichen später in den Flüssen des Landes gefunden wurden.

Für die Serie Turbulence überträgt Emilio Chapela die Bewegung fließenden Wassers auf die Leinwand: Spritzer, Strudel, Strömungen, Wirbel, Wasserfälle und Wellen. Die sich wiederholenden, aber in Dichte und Größe unterschiedlichen Pinselstriche verdeutlichen die spontane Ordnung scheinbar turbulenten Wassers und menschliche Versuche seiner Einhegung.

Caroline Breidenbachs interaktive Webdoku wasserstories: our future–their reality beschäftigt sich mit der Frage: Wem gehört das Wasser? Drei multimediale Stories übertragen wahre Begebenheiten aus Bolivien, Südafrika und Portugal auf deutsche Orte einer fiktiven nahen Zukunft.

Das CRA l Centro Rural de Arte macht das Plätschern des argentinischen Río Salado in Hellersdorf erfahrbar. Die Klanginstallation Formen der Zeit III lädt die Besucher_innen ein, ihr Gehör für den Fluss zu schärfen und schafft eine subtile Verbindung zwischen menschlichen und hydrologischen Körpern.

Margarete Kiss beschäftigt sich mit Strategien digitaler Selbstverteidigung am Beispiel der Proteste in Hongkong 2014, 2019 und 2020. Ihre Arbeit be water zitiert autobiografische Erlebnisse, Erinnerungsfetzen von Aktivist_innen und Filmszenen.
Nadja Henss schafft mit ihrer Arbeit LA MIRADA ES UN SALUDO A LA COSTA LEJANA einen poetischen Austausch über die Küsten Deutschlands und Chiles.

Termine:

Samstag, 17. Juni 2023, 17–20 Uhr
Eröffnung mit einer Soundperformance von ~pes (Elizabeth Gallón Droste & Pablo Torres) und DJ/Künstlerin Amuleto Manuela

Die Soundperformance von ~pes ist Teil der multimedialen Installation leakages, die aus Fotografien und Klängen als Fragmente der extraktiven Wasserlandschaft des Atrato-Flussbeckens im Departement Chocó in Kolumbien besteht. Sie zielt darauf ab, einen Raum des affektiven und sensorischen Eintauchens in das Flussgebiet des Río Atrato zu entfalten. Die Installation leakages lädt dazu ein, den Geschichten nachzuspüren, die den Lauf des Flusses ausmachen, um zukünftige Vorstellungen von sich ständig verändernden Ökosystemen zu ermöglichen. Gleichzeitig tritt die Installation in einen Dialog mit der Hellersdorfer Wasserlandschaft und wird so zu einem Kommunikationsfluss zwischen dem Atrato und Hellersdorf.

Donnerstag, 29. Juni 2023, 16 Uhr (de)
Kurator_innenführung

Samstag, 15. Juli 2023, 16 Uhr (en)
Kurator_innenführung

Samstag, 29. Juli 2023, 16 Uhr (es)
Kurator_innenführung

Samstag, 12. August 2023, 18 Uhr
Sonja Hornung und Daniele Tognozzi Grüne Finanz gegedarstellen! Künstler*innengespräch mit Gästen und Soundperformance von ~pes (Elizabeth Gallón Droste & Pablo Torres)

Sonja Hornung & Daniele Tognozzi laden zu einer kollektiven Lesung ein: THE ESG SHITSHOW or The Tragedy of the Horizon ist ein Melodrama über die Ausbreitung von Greenwashing und über die Finanzstrukturen, die dieses Phänomen fördern.

THE ESG SHITSHOW besteht aus im Internet gefundenen Zitaten von u.a. der Weltbank, einem idealistischen Praktikanten bei der UN, einem desillusionisierten Nachhaltigkeitsmanager bei Black Rock, dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, einer linken Makroökonomin, einer Ökofeministin, und ein_er selbstgerechten Aktivist_in. Dabei geht die Arbeit Fragen über Performativität und Macht, Komplizität, tiefgehende strukturelle Ungleichheiten, und Repräsentation als Werkzeug des Risikomanagements nach.

Nach der kollektiven Lesung (in englischer Sprache) findet eine offene Diskussion statt.
Die Arbeit ist eine Erweiterung der Installation THE ESG SHOW, die in der Ausstellung präsentiert wird.

Nach der Lesung findet eine Listening Session von ~pes (Elizabeth Gallon-Droste & Pablo Torres) statt. Durch eine kompos(t)itorische Klanglandschaft erinnert die Session an Fragmente des Wuhle-Flussgebiets in Hellersdorf, die während des Soundwalks Walking ~ Listening with the Wuhle~River am 4. August 2023 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Artistic Ecologies gesammelt wurden. Die Veranstaltung lädt dazu ein, den vielfältigen Ausdrucksformen der Wuhle, mit ihrem lebendigen Geflecht und ihren Möglichkeiten der Resilienz, Anpassung und Neuschöpfung, nachzuspüren.

Samstag, 26. August 2023, 18 Uhr
Finissage mit einer Soundperformance von ~pes (Elizabeth Gallón Droste & Pablo Torres)

Samstag, 27. August 2023, 19 Uhr (de)
Kurator_innenführung im Rahmen des Kultursommers Place Internationale Hellersdorf