19. März–30. April 2016
Eröffnung:
18. März 2016
Künstler_innen
Naama Arad, Timothy Archer, Sean Crossley, Sergio Cusmir, Rotimi Fani-Kayode, Heike-Karin Föll, Juliana Huxtable, Lukas-Julius Keijser, Lea St. und Danh Vo, Michaela Meise, Aleksandra Mir, Konrad Mühe, Egle Otto, Antje Prust, Przemek Pyszczek, Ronald M. Schernikau, Bodo Schlack, Sarah Ancelle Schönfeld/Oskar Curter, Timo Seber
Teilnehmer_innen
Lothar Baumgarten, Lily Benson/Cassandra Guan, Arielle Bier/Magnus Rosengarten, Sabeth Buchmann/Helmut Draxler/Susanne Leeb, Sadie Lune/Kay Garnellen/Mad Kate, Mysti, Aykan Safoğlu, Ronald M. Schernikau/Ellen Schernikau, Vanessa Sinclair und Melanie Jame Wolf
Arbeitsgruppe
Alicia Agustín, Raoul Klooker, Markues, Tucké Royale, Vince Tillotson
Glücklicherweise stecken das traditionelle Vaterbild ebenso wie der patriarchale Kanon der Kunstgeschichte in einer Krise. Damit das weiterhin so bleibt, sucht die Ausstellung nach neuen Vaterfiguren, queeren Genealogien und künstlerischen Aneignungen väterlicher Vorrechte und Überbleibsel. Die künstlerischen Arbeiten berühren biologische, entkörperlichte, kanonkritische, digitale und sexy Seiten von Nachkommenschaft und ermöglichen eine Neubeschreibung der Vorbilder und auch menschlicher Körper.
“I will be your father figure I have had enough of crime, I will be the one who loves you, till the end of time.” - so tröstet uns George Michael seit 1987 und es stellen sich oft schmerzvolle Fragen: Was kann eine Vaterfigur sein? Was passiert mit unseren Vätern, dem Vaterunser oder Vater Staat? Welche Figuren der Kunstgeschichte wurden als Mentor_innen unterschätzt, nur weil sie nicht weiß, männlich und/oder heterosexuell waren? Wie lösen sich erbauliche Eigenschaften einer Vaterfigur vom Körper des biologischen Erzeugers? Und welche entkörperlichten, digitalen und stärkenden Genealogien erwachsen daraus?
Ausgangspunkt des Projektes ist die Annahme, dass sich die wenigsten Menschen ohne Autorität oder Vorbilder ausschließlich aus der eigenen bruchstückhaften Subjektivität entwickeln. Daher verabschieden sich die Kurator_innen – goodbye Familie als Reproduktionsverband, goodbye Väter der Moderne, goodbye Vaterschaft nur für heterosexuelle Männer. Stattdessen schauen sie von unten herab und von oben herauf und suchen Vaterfiguren, die symbolisch und beweglich ihre Wahlverwandtschaft anbieten.
Die Ausstellung versammelt Kunstwerke, Reliquien des Alltags, potentielle neue Vorbilder, Performances, Vorträge, Analysen, Salons und Befreiungsrituale, die sowohl Bedürfnisse des Bewunderns und Aufschauens wagen als auch erlauben, diese gänzlich abzulegen.
Veranstaltungen:
Sonntag, 20. März 2016, 19h
Performance “A Kiss For Daddy” von Melanie Jame Wolf
A Kiss For Daddy ist eine live Performance und eine Videoarbeit über die bittersüße Ökonomie, die Verträge, Vereinbarungen, die Tücken und die Reize, die der Beziehung zwischen Sugar Daddy und Sugar Baby zugrunde liegen. Dabei greift Melanie Jame Wolf auf eine Vielzahl an biografischem Material zurück und bringt verbreitete Mythologien ins Wanken. A Kiss For Daddy only wants to see you happy, baby. (en)
Donnerstag, 24. März 2016, 18h
Führung mit Sean Crossley, Raoul Klooker und Markues (en)
Sonntag, 27. März 2016, 19h
Lecture Performance „DA DA DADDY HASSELHOFF“ von Mysti
Mysti verbindet eine Kritik an Psychoanalyse und identitären Selbstfindungsversuchen mit dadaistischer Poesie. Die Beweglichkeit der Vaterfigur wird unter Bezugnahme auf ein kurioses männliches Idol der Deutschen illustriert: David Hasselhoff. (en)
Donnerstag, 31. März 2016, 18h
Führung mit Sarah Ancelle Schönfeld und Alicia Agustín (de)
Sonntag, 3. April 2016, 19h
Lesung, Ellen Schernikau liest Ronald M. Schernikau
Der 1991 verstorbene Schriftsteller Ronald M. Schernikau war zu schwul und kommunistisch für den Kanon der deutschen Literatur. Dass gerade diese Eigenschaften ihn zu einer möglichen Vaterfigur machen, zeigt die Lesung von Ellen Schernikau. (de)
Donnerstag, 7. April 2016, 18h
Führung mit Heike-Karin Föll und Markues (de)
Donnerstag, 7. April 2016, 19h, Veranstaltungsraum, 1. OG
Film „Ursprung der Nacht“ von Lothar Baumgarten, BRD 1973/77, 102min
(ohne Dialoge)
Sonntag, 10. April 2016, 19h, Veranstaltungsraum, 1. OG
Lecture Performance „Kanonparanoia“ mit Sabeth Buchmann, Helmut Draxler und Susanne Leeb
Im Trialog wird die Kanonbildung der Kunstgeschichte und -kritik auf ihre Ausschlüsse hin untersucht. Verschiedene Gegenstrategien werden diskutiert, die Themen wie Klassenzugehörigkeiten in der Kunstwelt, Subjektkritik, sowie postkoloniale Theorieansätze berühren. (de)
Donnerstag, 14. April 2016, 18h
Gastkritik mit Arielle Bier und Magnus Rosengarten
Die Kunstkritikerin Arielle Bier und der Filmemacher Magnus Rosengarten führen gemeinsam mit den Kurator_innen durch die Ausstellung und diskutieren einzelne künstlerische Positionen und die kuratorische Umsetzung von ‘Father Figures Are Hard to Find’. (de)
Sonntag, 17. April 2016, 17h, Veranstaltungsraum, 1. OG
Videoinstallation „Untitled (Gülşen and Hüseyin)“ von Aykan Safoğlu, 2015, 13.10min, loop
Aykan Safoğlu lässt seinen verstorbenen Onkel durch ein Drag Reenactment von den Toten auferstehen. Der Film zeugt von der harten Lebensrealität und sozialen Isolierung türkischer Gastarbeiter_innen in Westdeutschland und thematisiert zugleich das Erstarken neofaschistischer Bewegungen in der heutigen Türkei. (turk. | en sub.)
Sonntag, 17. April 2016, 18h
Führung mit Aykan Safoğlu und Raoul Klooker (de)
Sonntag, 17. April, 20h 2016, Veranstaltungsraum, 1. OG
Film “The Filmballad of Mamadada” von Lily Benson und Cassandra Guan, USA 2013, 80min
The Filmballad of Mamadada ist ein Film von 50 New Yorker Künstler_innen über das Leben der Künstlerin und Dada-Theoretikerin Elsa von Freytag Lohringhoven. Sie war eng mit Marcel Duchamp befreundet und vieles spricht dafür, dass in Wirklichkeit sie das Readymade erfand. Somit kann sie Duchamp als Vater der zeitgenössischen Kunst ablösen. (en)
Sonntag, 24. April 2016, 19h
Performance “WOMB Δ mamapapadada Δ HOME a performance by the crazy family” von Sadie Lune, KAy Garnellen und Mad Kate (en)
Donnerstag, 28. April 2016, 18h, Veranstaltungsraum, 1. OG
Lecture “Cutting Up the Image of the Father/ Reconstructing the Third” von Vanessa Sinclair
Der Vortrag dekonstruiert die Kategorie des Vaters in der Geschichte der Psychoanalyse und stellt Bezüge zu Arbeiten in der Ausstellung her. (en)
Samstag, 30. April 2016, 19h
Finissage mit Ritual-Performance “Antepapatory/THE END” von Alicia Agustín (de | en)