KNAST sind immer die anderen

Projekt über den Strafvollzug als einen Teil der Gesellschaft mit eigenen Grenzen und Durchlässigkeiten

22. August–27. September 2009
Eröffnung: 21. August 2009

Ausstellung
Publikation

www.knast-sind-immer-die-anderen.blogspot.de

Künstler_innen

ArtSourceLab, Angelika Böck, Mauricio Dias/Walter Riedweg, Wannes Goetschalckx, Susanne Hanus, Katharina Heilein, Heide Hinrichs, M.B. und Doreen Uhlig, Nadin Reschke, Laurie Jo Reynolds, Judith Siegmund, Karen Weinert, Eyal und Ines Weizman, Artur Zmijewski

Arbeitsgruppe

Susanne Hanus, Heide Hinrichs, Annika Niemann, Nadin Reschke, Per Traasdahl, Karen Weinert

“Knast” – das sind in der öffentlichen Rezeption vornehmlich “die anderen”: ein Phänomen, eine Wirklichkeit, die einen nicht zu betreffen scheint. Die Ausstellung versucht die künstlerische Annäherung an dieses zunehmend ins Abseits gedrängte System, das kontinuierlicher, aber wenig hinterfragter Teil gesellschaftlichen Funktionierens ist.
Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Grenzen der Institution Gefängnis befragt, aber auch ihre Durchlässigkeiten, die spezifische Formen des Austauschs und des Diskurses entstehen lassen.
Viele der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler, beweg(t)en sich über längere Zeit direkt im Strafvollzug. Sie agieren als Initiatoren, Vermittler, Moderatoren und Eindringlinge in das hermetische System des Strafvollzugs und schaffen unbesetzte Räume. In den meisten Fällen sind Inhaftierte Co-Autoren der Werke. Andere Positionen beziehen sich beobachtend oder modellhaft auf den Justizvollzug und befragen die spezifischen räumlichen und sinnlichen Bedingungen von Freiheitsentzug.

Ein zentrales Element der Ausstellung sind partizipatorische und ortsspezifische Auftragsarbeiten an Kristallisationspunkten des Berliner Strafvollzugs. Judith Siegmund beschäftigt sich mit dem Neubau der JVA Heidering, 20 km südlich von Berlin in Großbeeren. In ihrer dokumentarischen Arbeit hinterfragt sie die Auslagerung von Haftanstalten an den Rand der Gesellschaft. In der JVA Moabit, dem Untersuchungsgefängnis Berlins, arbeitet Katharina Heilein mit einer Gruppe von Inhaftierten zu der englischen Fernsehserie “The Prisoner”. Ein Transport zwischen der NGBK und der JVA Moabit wird von Nadin Reschke mit Inhaftierten, ehemaligen Inhaftierten und Justizvollzugsbeamten realisiert und vermittelt inhaltlich und symbolisch zwischen dem “Kunstort” NGBK und der “Realität” Gefängnis.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (dt./engl.).

Veranstaltungen:

Freitag, 21. August 2009, 19 Uhr (Ausstellungseröffnung):
Performance: Wannes Goetschalckx „RAD“ // 21 Uhr: Screening im Hof – GittaSpitta: „sommagewitta“ – Hip Hop aus der Jugendstrafanstalt Berlin

NGBK – JVA Moabit – NGBK
„Platzwahl beschränkt“
Für die geführte Besichtigung der Außenstelle der Ausstellung in der JVA Moabit besteht ein Transport, der von Nadin Reschke mit Inhaftierten, ehemaligen Inhaftierten und Justizvollzugsangestellten gestaltet und realisiert wird: „Platzwahl beschränkt“. Das in der JVA entstandene Projekt „Mr. X spielt Number 6. Ein gemischtes Doppel“ von Katharina Heilein ist mit diesem Transport in geführten Gruppen nach Anmeldung möglich. Die Teilnehmerzahl ist auf je 10 Personen begrenzt.

Donnerstag, 27.08.2009 um 19:30 Uhr
„Partizipatorische Grenzgänge“ – Diskussionsabend über Ansätze partizipatorischer Praxis im Kontext JVA. Mit Ulf Aminde, Katharina Heilein und Per Traasdahl. Moderation: Annika Niemann

Donnerstag, 03.09.2009 um 19:30 Uhr
„Arcana“ – Filmabend: Álvaro Garreaud und Nadin Reschke präsentieren das Projekt Arcana (Chile) (Regie: Cristóbal Vicente).

Donnerstag, 10.09.2009 um 19:30 Uhr
„Was kommt nach der Haft?“ – Ein Bericht aus der Praxis der Straffälligenberatung. Mit Eckhardt Witting (sbh/ Straffälligen- und Bewährungshilfe Berlin e.V., Gefangenen-Fürsorgeverein Berlin von 1827)

Donnerstag, 17.09.2009 um 19:30 Uhr
„Ausschluss“ – Ein (Spiele-)Abend zum Thema Abschiebegewahrsam. Mit Mattia Bier, Bildhauerin, und Juan Pablo Díaz Moreno, Medienkünstler.

Freitag, 25.09.2009 um 19:00 Uhr
„Welche Legitimation hat das Gefängnis?“ Podiumsdiskussion mit Judy Greene, New York (Kriminologin und Expertin zu Justice Reinvestment), Nils Christie, Oslo, Professor für Kriminologie, Universität Oslo, Dr. Fritz Felgentreu, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD Berlin (angefragt), Volker Ratzmann, Fraktionsvorsitzender, Bündnis 90/Die Grünen, Berlin. Moderation: Hans-Joachim Neubauer, Rheinischer Merkur. Organisation: Bernd Sprenger

Vermittlung

Jeweils Freitag, 14 Uhr
„Short Cuts“: Kurzführung durch die Ausstellung mit Annika Niemann (Kuratorin),

Samstag, 22. August und 19. September 2009, jeweils 14 – 15 Uhr
„Zoom“: Ausstellungsgespräche mit Annika Niemann (Kuratorin/ Kunstvermittlerin),

Samstag, 29. August und 26. September 2009 von 15 – 16 Uhr
„Mitten drin“: Ausstellungsgespräche für JVA Personal mit Nadin Reschke (Kuratorin und Künstlerin) Um Anmeldung wird gebeten.

Samstag, 29. August, 05. September, 12. September und 26. September 2009, 17 Uhr
„Der Andere folgt“: Marco M. wirft einen anderen Blick auf die Ausstellung: Aus eigener Erfahrung mit dem Strafvollzug abgeleitete Fragen sind Ausgangspunkt seiner subjektiven Ausstellungstour.

„Was du liebst, lass frei…“: Das Kunstvermittlungsprojekt von Mona Jas mit der Musik/Kunst-Klasse sowie zwei 9. Klassen der Menzel Oberschule reflektiert das Ideal der Freiheit im Dialog mit Werken der Ausstellung. Zur Finissage stellen die SchülerInnen ihre künstlerischen Zwischenergebnisse im Veranstaltungsraum der NGBK vor.

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