29. Juni–18. August 2024
Künstler_innen
Gatari Surya Kusuma / Åsa Sonjasdotter / Daniela Zambrano Amidón, Johann Arens, Johann Arens, Cocina CoLaboratorio, Myvillages, Elia Nurvista, Mimi Ọnụọha, Franziska Pierwoss, Pierogi Princesses, Another Provision, Alicja Rogalska, Cherry Truluck
Arbeitsgruppe
Johann Arens, Hanna Baumann, Miriam Lowack, Alicja Rogalska, Cherry Truluck
Municipal Kitchens gestaltet gemeinschaftliches Essen in der Stadt neu. Die Ausstellung versammelt Arbeiten von internationalen und lokalen Künstler_innen und Kollektiven, die den aktuellen Zustand und die Ungerechtigkeit von Ernährungssystemen aufzeigen und darüber hinaus neue Formen für kommunal organisierte Mahlzeiten entwerfen. Die Kunstwerke werden von einem wöchentlichen Veranstaltungsprogramm und kostenlosen Gemeinschaftsessen begleitet, die die Räume der nGbK – zuvor ein Fastfood-Restaurant auf dem Gelände einer ehemaligen Markthalle – in eine öffentliche Küche verwandeln.
Rund um eine skulpturale Küchentisch-Installation bringt Municipal Kitchens eine Vielzahl künstlerischer und aktivistischer Positionen und Praktiken zusammen, um eine andere Form der Esskultur zu entwickeln. Ein Projekt von Gatari Surya Kusuma, Åsa Sonjasdotter und Daniela Zambrano Almidón beleuchtet die Rolle der Kartoffel in den Traditionen verschiedener Kulturen. Das Cocina CoLaboratorio zeigt eine neue Berlin-spezifische Installation mit Kochperformances zur „Milpa“, einem mexikanischen Landwirtschaftssystem. Eine Filmarbeit von Franziska Pierwoss fragt nach der Relevanz von Supermärkten in Zeiten von Inflation und Sozialabbau. Myvillages erweitern ihr während der documenta fifteen entwickeltes Lumbung-Netzwerk nach Berlin, wo sie eine wandfüllende Installation zeigen und Getränke in Zusammenarbeit mit lokalen Communities herstellen. Elia Nurvista zeigt eine Textilarbeit, die die Geschichte des kolonialen Handels mit Palmöl und seine weltweiten Netzwerke aufzeigt. Ein Video von Mimi Ọnụọha stellt Fortschrittsnarrative in Frage, indem es die Diskrepanz zwischen Produktion und Verteilung von Lebensmitteln hervorhebt. Johann Arens‘ Collagen aus wiederverwendeten Materialien zeichnen zarte und abstrakte Porträts der Londoner Nachbarschaftsimbisse und Kioske, aus denen sie stammen. Mit einer verdeckten Audiotour durch einen örtlichen Supermarkt (z.B. die Kaufland-Filiale im Erdgeschoss der nGbK) thematisiert Alicja Rogalska die Politik der Produktion, der Verteilung und des Konsums von Lebensmitteln. Schließlich laden eine eigens in Auftrag gegebene historische Erzählung der Schriftstellerin Annett Gröschner über die ehemalige Zentralmarkthalle am Alexanderplatz sowie eine Sammlung weiterer Texte zu ernährungspolitischen Fragen die Besucher_innen ein, in den Forschungsprozess hinter der Ausstellung einzutauchen.
Im Ausstellungsraum befinden sich eine funktionstüchtige Küche, die von der Künstlerin und Kuratorin Cherry Truluck betrieben wird, und eine zentrale Tischinstallation von Another Provision. Hier verbinden gemeinsame Mahlzeiten und Veranstaltungen internationale Positionen und lokale Aktionen. Die teilnehmenden Künstler_innen gestalten Workshops, Gespräche und Performances – gemeinsam mit Berliner Organisationen, die sich für Ernährungsgerechtigkeit einsetzen und bereits in der Stadt tätig sind, darunter u.a. Gutsgarten Hellersdorf, Satellit, Torhaus Koch Kollektiv und Über den Tellerrand. Diese gemeinsam moderierten Veranstaltungen und Mahlzeiten sind kostenlos und offen für alle, um eine kumulative Auseinandersetzung mit Fragen wie diesen zu ermöglichen: Wie können Küchen Teil des öffentlichen Raumes werden und die Arbeit des Kochens entprivatisiert werden? Wie kann Nahrung ein Gemeingut werden, das Mitglieder verschiedener Communities zusammenbringt? Was wäre, wenn es rund um die Uhr ein bezahlbares Essensangebot gäbe, an Orten, die zugleich Kinderbetreuung anbieten? Was, wenn diese Orte gemeinschaftlich organisiert wären? Wie kann Essen, eine sehr persönliche und häufig polarisierende Angelegenheit, Menschen zusammenbringen und zu kollektivem Handeln anregen? Auf diese Weise können neue, transdisziplinäre und internationale Dialoge und Solidaritäten entstehen.