Sie nennen es Liebe

7. September–8. Oktober 1993
Eröffnung: 5. September 1993

Ausstellung

Ort(e):
Studio 1 des Künstlerhaus Bethanien, Mariannenplatz 2
Haus am Kleistpark, Grunewaldstraße 6

Künstler_innen

Chema Alvargonzalez, Janine Antoni, Shimon Attie, Barbara Bloom, Miriam Cahn, Marlene Dumas, Valie Export, Bernard Faucon, Bettina Flitner, Lise Fløistad, Ulrike Grossarth, Sunil Gupta, Claudia Hart, Leiko Ikemura, Jutta Koether, Christin Lahr, Josef Felix Müller, Dorothee von Windheim

Arbeitsgruppe RealismusStudio

Christin Lahr, Maria Ocón, Udo Ropohl, Frank Wagner, Ingrid Wagner-Kantuser

In Zusammenarbeit mit dem Kunstamt Schöneberg und dem Künstlerhaus Bethanien, Studio 1

Aus der Pressemitteilung:
Die Ausstellung stellt einen Versuch dar, verschiedene Formen der Liebe in der zeitgenössischen Kunst aufzuspüren. Wie gehen Künstler und Künstlerinnen mit dem Thema ‘Liebe’ heute um, dessen Ausdruck so leicht in Klischees oder Kitsch umkippen kann. Liebe als ein ‘Geflecht von Sexualität und Idealen’ (Julia Kristeva) ist scheinbar in allen Medien andauernd und im Überfluß präsent. Im Privaten wie Öffentlichen jedoch sind Liebesmängel massiv feststellbar – Amor, Caritas, Eros sind Grundformen, die vielleicht in dieser Reinheit nicht (mehr) existieren – nach deren Gültigkeit beziehungsweise Vorhandensein in unserer Zeit im Angesicht von Krieg, Seuchen, Katastrophen, Beziehungskrisen, Gottlosigkeit und zunehmender Gewalt zu fragen ist, genauso wie nach deren Grenzformen oder Überlagerungen. […] Wir hatten den Eindruck, daß sich in der bildenden Kunst, im Gegensatz zu Film und Literatur, nur noch wenig Hinweise auf das Motiv ‘Liebe’ finden lassen.
Es wurden Künstlerinnen und Künstler um Teilnahme gebeten, in deren Arbeit die Auseinandersetzung mit Liebe im weitesten Sinn einen Schwerpunkt bildet.

Pressestimmen

Zitty, 19/1993 (Ulrich Clewing)
„Es ist zum Heulen. Gut ein Dutzend ihrer Geschlechtsgenossinnen hat die Kölner Künstlerin Bettina Flittner vor die Kamera geholt: benachteiligte und verängstigende, drangsalierte und gequälte Frauen. […] Bettina Flittners Arbeit, mit der die Fotografin und Dokumentarfilmerin bei der letztjährigen Photokina in Köln für einen Eklat sorgte, ist eine der auffälligsten im Künstlerhaus Bethanien – nicht zuletzt wegen ihres Scheiterns. […] Themenausstellungen sind in den vergangenen Jahren in Mode gekommen. Das Rezept ist einfach: Die Organisatoren denken sich einen bestimmten Oberbegriff aus, dann werden dazu passende Künstler ausgesucht. Wer erwählt wurde und noch keine Arbeit zum Thema im Atelier herumliegen hat, muß nachsitzen und Hausaufgaben machen.“

Tagesspiegel, 18.09.1993 (Peter Herbstreuth)
„Liebe als Ausstellungsbeitrag wird in berechenbaren Bahnen entwickelt und fügt sich nahtlos in die Künstlerbiographie ein. Woraus man erstens lernen kann: Die Beiträge vermeiden Identifikation, indem Liebe als Thema abgehandelt wird, als wäre eine Theorie der Liebe und also ihre Begrifflichkeit längst Grundlagenwissen. Woraus man zweitens lernen kann: Offenbar verfügen diese Künstlerinnen und Künstler über privilegierte Kenntnisse. Sie sind den Irrungen und Wirrungen enthoben und haben das, was sie Liebe nennen, im Griff. Glückliche Künstler. […] Es dominieren reproduktive Medien wie Dia, Foto, Film, Kopie, die wiederum den Bezug zum Dokumentarischen verstärken, wie inszeniert er auch sein mag.“