2. Dezember 2023–10. Februar 2024
Teilnehmer_innen
Vereinsinitiative
X Properties: Die Filmreihe im Rahmen von nGbK Lectures
mit Filmen von Μarta Dauliūtė & Viktorija Šiaulytė, Yvonne Wilhelm/knowbotiq, Black Audio Film Collective und Natascha Sadr Haghighian & Marina Christodoulidou & Peter Eramian
Organisiert von Joerg Franzbecker, Naomi Hennig, Janine Sack und Florian Wüst
Wie wirken sich die Kräfte des Finanzkapitals auf die soziale und kulturelle Produktion von Stadt aus? Wie kann den Aufwertungs- und Verdrängungsprozessen des boomenden Immobilienmarkts das Ziel einer gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung entgegengesetzt werden? Diese Fragen stellte im Herbst 2022 das nGbK-Projekt X Properties und thematisierte damit die eigene Situation der nGbK, deren Räumlichkeiten in der Oranienstraße 25 in Berlin-Kreuzberg an einen in Luxemburg registrierten Immobilienfonds verkauft worden waren. Die im Rahmen des Projekts entstandene 11. Ausgabe der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt verbindet Berliner Fallstudien mit globalen Perspektiven auf die De-/Finanzialisierung der Stadt.
Aus Anlass der Veröffentlichung der englischen, bei EECLECTIC erschienenen E-Book-Fassung von X Properties findet in der nGbK am Alex eine dreiteilige Filmreihe statt, die die Debatte um die Ökonomisierung städtischen Lebens erneut aufgreift. Die insgesamt vier künstlerisch-aktivistischen Filme erkunden Co-Working und -Living-Modelle, die tief in die Privatsphäre eingreifen, reflektieren subjektive Handlungsmöglichkeiten innerhalb des Bankensystems sowie Migration, Zugehörigkeit und Erinnerung als Bedingungen räumlicher Machtverhältnisse im Technokapitalismus.
Good Life von Μarta Dauliūtė und Viktorija Šiaulytė (2022) dokumentiert den Alltag einer Gruppe junger Menschen, die in einem Gemeinschaftshaus im Zentrum von Stockholm nur wenige Quadratmeter große „Schlafkapseln“ mieten. Die Betreiberfirma, das Startup Tech Farm, inspiriert sie dazu, ihr gesamtes soziales Leben als Geschäftsbeziehung zu führen: Unternehmertum wird zum innersten Selbst, Gemeinschaft zur Ware. Yvonne Wilhelm verwebt in DREXCIYA or becoming transparent, translucent, transmaterial (2017) biografisches Erzählen und akustische Geschichtsschreibung zu einer Neuinterpretation der Migrationsbewegung des Sklavenhandels über Ozeane hinweg. In Twilight City, einem Film des Black Audio Film Collectives von 1989, durchstreift Olivia, eine Journalistin, das London des aufkommenden Neoliberalismus. In einem Brief an ihre vor vielen Jahren in die Dominikanische Republik zurückgekehrte Mutter berichtet sie von ihrer Suche nach Hinweisen darauf, wie sich ungleicher Wohlstand in die Stadt einschreibt, was Zuhause bedeutet und für ihre Mutter einst bedeutet haben mag. Im Mittelpunkt von The Broken Pitcher (2022) steht die Verhandlung einer Familie mit der kreditgebenden Bank über die anstehende Zwangsvollstreckung ihres Einfamilienhauses in Larnaka. Natascha Sadr Haghighian, Marina Christodoulidou und Peter Eramian stellen das reale Ereignis aus dem Jahr 2019 anhand von Erinnerungsprotokollen nach und lassen die Szene anschließend von verschiedenen Personen kommentieren: Was hätten die Bankangestellten ihrer Meinung nach tun sollen?
Termine:
Samstag, 2. Dezember 2023, 19 Uhr (en)
nGbK am Alex
nGbK Lecture: Filmscreening und Gespräch “Good Life”
Good Life
Μarta Dauliūtė, Viktorija Šiaulytė
SE/LT/FI 2022, 72 Min.
Anschließendes Gespräch mit Μarta Dauliūtė und Viktorija Šiaulytė, moderiert von Janine Sack und Florian Wüst
Good Life folgt einer Gruppe junger Menschen, die bei dem Stockholmer Co-Living-Startup Tech Farm wenige Quadratmeter große „Schlafkapseln“ mieten. Dort sollen sie ihr gesamtes soziales Leben als Geschäftsbeziehung führen. Good Life blickt auf die Rolle von Gründerinnenideologien im Zeitalter der Selbstoptimierung. Was geschieht, wenn ein von Firmen entwickeltes Narrativ Teil des innersten Selbst, wenn Gemeinschaft zur Ware wird? Für den Film erhielten Marta Dauliūtė und Viktorija Šiaulytė exklusiven Zugang zu einer Startup-Szene, deren Kultur großen gesellschaftlichen Einfluss ausübt, die jedoch nur selten Einblicke in die Welt hinter einer glänzenden Oberfläche aus Social-Media-Posts und Marketing-Slogans gewährt. Die Filmemacherinnen statteten die Bewohnerinnen der Tech Farm mit Action-Kameras aus. Den auf diese Weise entstandenen intimen Aufnahmen stellen sie 3D-Animationen, Szenen aus dem Co-Living-Alltag der Protagonistinnen sowie Interviews mit Geldgeberinnen und Bewohnerinnen gegenüber. Dadurch gelingt es dem Film, Reibungspunkte in Gründerinnenträumen auf ebenso ehrliche wie humorvolle Weise offenzulegen.
Samstag, 13. Januar 2024, 19 Uhr (de/en)
nGbK am Alex
nGbK Lecture: Filmscreeing und Gespräch “DREXCIYA + Twilight City”
DREXCIYA or becoming transparent, translucent, transmaterial
Yvonne Wilhelm/knowbotiq
DE/CH 2017, 21:30 Min.
Twilight City
Black Audio Film Collective
UK 1989, 52:00 Min.
Anschließendes Publikumsgespräch mit Yvonne Wilhelm und Joerg Franzbecker
Yvonne Wilhelm verwebt in DREXCIYA or becoming transparent, translucent, transmaterial (2017) biografisches Erzählen und akustische Geschichtsschreibung zu einer Neuinterpretation der Migrationsbewegung des Sklavenhandels über Ozeane hinweg. In Twilight City, einem Film des Black Audio Film Collectives von 1989, durchstreift Olivia, eine Journalistin, das London des aufkommenden Neoliberalismus. In einem Brief an ihre vor vielen Jahren in die Dominikanische Republik zurückgekehrte Mutter berichtet sie von ihrer Suche nach Hinweisen darauf, wie sich ungleicher Wohlstand in die Stadt einschreibt, was Zuhause bedeutet und für ihre Mutter einst bedeutet haben mag.
Samstag, 10. Februar 2024, 19 Uhr (de/en)
nGbK am Alex
nGbK Lecture: Filmscreening und Gespräch “The Broken Pitcher”
The Broken Pitcher
Natascha Sadr Haghighian, Marina Christodoulidou, Peter Eramian
DE/CY 2022, 69:00 Min.
Anschließend ein offenes Gespräch mit Natascha Sadr Haghighian, moderiert von Joerg Franzbecker und Naomi Hennig
Im Mittelpunkt von The Broken Pitcher (2022) steht die Verhandlung einer Familie mit der kreditgebenden Bank über die anstehende Zwangsvollstreckung ihres Einfamilienhauses in Larnaka. Natascha Sadr Haghighian, Marina Christodoulidou und Peter Eramian stellen das reale Ereignis aus dem Jahr 2019 anhand von Erinnerungsprotokollen nach und lassen die Szene anschließend von verschiedenen Personen kommentieren: Was hätten die Bankangestellten ihrer Meinung nach tun sollen?