X Properties – Zur De-/Finanzialisierung der Stadt

11. September–15. Dezember 2022

Veranstaltungsreihe
Publikation

Ort(e):
nGbK, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Verschiedene Orte in Berlin

Teilnehmer_innen

Wouter Bernhardt, coop disco, Kathrin Gerlof, Jenny Goldberg, Susanne Heeg, Lorena Jonas, Sandy Kaltenborn, Achim Lengerer, Yves Mettler, Louis Moreno, Ines Schaber, knowbotiq (mit Pablo Torres), Kathrin Wildner, Alexis Hyman Wolff

Arbeitsgruppe

Joerg Franzbecker, Jana Gebauer, Naomi Hennig, Ines Schaber, Florian Wüst

Berlin verändert sich. Gentrifizierung und Verdrängung im Zuge des Berliner Immobilienbooms sind schon lange Thema und Anlass für eine breite mietenpolitische Bewegung, die das Recht auf Stadt für alle einfordert. Nur, wie steht es um die Frage des neuen Grundeigentums: Was ermöglicht den neuen Vermieter_innen – Immobilienkonzerne, Investmentfonds und unzählige anonyme Eigentümer_innen und Briefkastenfirmen – den Zugriff auf das soziale Gut Wohnraum? Wer sind die tatsächlichen Akteur_innen hinter der ökonomischen Verwertung des städtischen Raums? Und wie können wir deren Handeln politisch wie gesellschaftlich einhegen, kontrollieren und durchkreuzen?

Das nGbK-Rechercheprojekt X Properties thematisiert die stadträumlichen Veränderungen im Zuge der Finanzialisierung, das heißt der zunehmenden Präsenz und Bedeutung von Finanzkapital im Berliner Immobilienmarkt. Dem wird eine kollektiv entwickelte Perspektive auf eine wünschenswerte Stadt gegenübergestellt. Eine Praxis des gemeinsamen Lernens mit Workshops, moderierten Stadtführungen, Talks und künstlerischen Beiträgen verbindet Recherche und Wunschproduktion. Als Begleitheft erscheint eine Ausgabe der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt.

Die Zusammenhänge von Finanz- und Immobilienwirtschaft, deren Auswirkungen auf lokale Nachbarschaften und die globale Transformation des Urbanen stehen im Mittelpunkt der Recherchen zu X Properties. Gemeinsam mit Stadtforscher_innen, Aktivist_innen und Künstler_innen wird die Wirkmacht des Finanzkapitals auf die soziale und kulturelle Produktion von Stadt, auf ihre Beziehungsformen und Subjekte diskutiert und gefragt, welche Formen einer de-finanzialisierten Stadt dem entgegengesetzt werden können. Das Projekt strebt ein eigenes Verständnis und damit widerständige Handlungsmöglichkeiten angesichts einer abstrakten Ökonomisierung städtischen Lebens an.

Durch den Verkauf des Gewerbehofs in der Oranienstraße 25 von Berggruen Holdings an die in Luxemburg registrierte Victoria Immo Properties V S.à r.l. ist auch die nGbK selbst von dieser Dynamik betroffen. In ihrer direkten Nachbarschaft, in der Prinzenstraße nah am Moritzplatz, entsteht ein Gewerbegebiet mit hochpreisigem Kreuzberger „Kreativ-Flair“. Daran angrenzend liegt die Otto-Suhr-Siedlung, die mit der Akquisition der Deutsche Wohnen durch den Wohnungskonzern Vonovia SE übernommen wurde.

Die neue Allianz von Grundeigentum und Finanzkapital wird in allen Berliner Stadtteilen spürbar. Dahinter steht eine Transformation der globalen Ökonomie: Seit den 1970er Jahren wurde die Finanzwirtschaft gegenüber der produzierenden Wirtschaft zur entscheidenden ökonomischen Macht. Immer größere Geldmengen zirkulieren weltweit auf der Suche nach lukrativen Anlagemöglichkeiten. Urbane Räume erweisen sich als ideale Orte für eine räumliche Fixierung dieses Finanzkapitals. In städtische Immobilien investiert, wird das Kapital nicht nur sicher „geparkt“, sondern durch direkte Abschöpfung und spezifische immobilienbasierte Finanzprodukte vermehrt. Auch Altersvorsorgende oder Kleinanleger_innen werden durch politische Setzungen und die Angebote neuer Finanzdienstleister zur Teilnahme am Finanzmarkt bewegt. Dort, wo Mietshäuser zu reinen Anlageformen werden, greifen herkömmliche Vorstellungen von Grund- und Immobilieneigentum und von damit verbundener Verantwortung nicht mehr. Dieser Trend, der sich weltweit bereits vielerorts durchgesetzt hat, kam in Deutschland mit Verspätung an: der Handel mit Immobilientiteln und deren Derivaten, die sogenannte Finanzialisierung des Immobilienmarkts.

Die strukturelle Gewalt, die aus der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen und der Vervielfachung von Mieten für Kleingewerbe, Wohn-, Arbeits- und Freizeiträume entsteht, führt letztlich zur sozio-ökonomisch markierten Segregation und Verdrängung vieler Menschen. Finanzialisierung erscheint dabei als ein undurchschaubares Außen: als etwas, das systemisch bedingt und damit unabwendbar erscheint. Das Gefühl, einer nicht (be-)greifbaren Entwicklung ausgesetzt zu sein und diese nicht (mit)gestalten zu können, erschwert selbstbestimmte Umgangsweisen und Gegenentwürfe.

Gleichwohl gibt es Debatten und Kämpfe gegen die kapitalgesteuerte Verdrängung, wie zuletzt die erfolgreiche Kampagne Deutsche Wohnen & Co. enteignen gezeigt hat. Viele Mieter_inneninitiativen setzen bei der Frage nach der Identität und Verantwortlichkeit der neuen Eigentümer_innen an. Die Investor_innen hinter den Immobilienfonds – Verursacher_innen und Nutznießer_innen überhöhter Mieten, fehlender Instandsetzungen, erzwungenen Auszugs und spekulativen Leerstands – sind wegen fehlender Transparenzgesetze nur schwer zu ermitteln. Und damit mangelt es auch an Strategien, wie eine solche einseitige Wertschöpfung unterbrochen, Kampagnen organisiert und eine lebenswerte Stadt für alle entwickelt werden können.

In der von vier Mitgliedern der nGbk-Projektgruppe X Properties herausgegebenen Ausgabe der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt werden sowohl globale Perspektiven auf städtische Transformationen in Brasilien und Großbritannien als auch Fallstudien zur Finanzialisierung aus unterschiedlichen Berliner Kontexten zusammengeführt.

Das Veranstaltungsprogramm umfasst künstlerisch-performative Arbeiten im Stadtraum: knowbotiq spiegelt die infrastrukturellen Zugriffe auf die erweiterten Körperlichkeiten in einer finanzialisierten Stadtumwelt, in die Pablo Torres mit Soundspuren interveniert. coop disco skizziert auf einem fünfteiligen Banner stadtplanerische Visionen für eine diverse Gemeinwohlorientierung. Ines Schaber und Kathrin Wildner erkunden eine Gegend im Wedding, in der fünf Wohnhäuser der Albert Immo Properties gehören. Diese wird mit der Victoria Immo Properties V in Verbindung gebracht, die Eigentümerin der Oranienstraße 25 ist. Schaber und Wildner beobachten, sammeln Erzählungen und erörtern in zwei Stadtspaziergängen die Frage, ob Finanzialisierung sichtbar ist und welche anderen Zeichen von Geschichte, Veränderung und Widerstand wir erspüren können. Ein Workshop mit der Aktivistin Lorena Jonas greift die Themen Bodenwert und Eigentümer-Recherche auf, vertieft durch einen Vortrag der Geografin Susanne Heeg. In einem Radio-Feature diskutieren die Aktivist_innen und Kommunikator_innen Wouter Bernhardt, Jenny Goldberg und Sandy Kaltenborn über Sprache(n), Bilder und Utopien in der Mietenbewegung und Stadtgestaltung. Louis Moreno sowie Alexis Hyman Wolff, Achim Lengerer und Yves Mettler präsentieren unterschiedliche Perspektiven auf urbane und soziale Geografien finanzialisierter Stadtentwicklung an den Beispielen London und der Berliner Europacity.

Termine:

Sonntag, 11. September 2022, 14-18 Uhr (de)
Im Stadtraum
Treffpunkt: Leopoldplatz
Stadtspaziergang „Von Albert bis Victoria – oder: Kann man Finanzialisierung sehen?“ mit Ines Schaber und Kathrin Wildner

X Properties verhandelt die Wirkmacht des Finanzkapitals auf die soziale und kulturelle Produktion von Stadt. Dabei werden Spuren einer stadträumlichen Veränderung im Zuge der Finanzialisierung, d.h. der zunehmenden Präsenz und Bedeutung von Finanzkapital im Immobilienmarkt untersucht.

In der ersten Veranstaltung des Projektes erkunden die Stadtethnologin Kathrin Wildner und die Künstlerin Ines Schaber eine Nachbarschaft im Wedding, in der fünf Wohnhäuser liegen, die der Albert Immo Properties gehören. Das Unternehmen wurde mit der Victoria Immo Properties V– der Eigentümerin der Oranienstraße 25, in der die nGbK seit 1992 residiert – in Verbindung gebracht. Kathrin Wildner und Ines Schaber beobachten, sammeln Erzählungen und erörtern in zwei Stadtspaziergängen die Frage, ob Finanzialisierung sichtbar ist und welche anderen Zeichen von Geschichte, Veränderung und Widerstand wir durch unsere Raumerkundung wahrnehmen können.

Die Gruppe wird in ihrem Rundgang begleitet von Christoph Casper, der mit Anfragen an Berliner Behörden den Verflechtungen und Plänen der beiden Spezialfonds Albert Immo Properties und Victoria Immo Properties nachgegangen ist, Joerg Franzbecker, Teil der Projektgruppe Im Dissens? Nachbarschaft, Gentrifizierung und künstlerisches Engagement in der Oranienstraße und Julian Zwicker, Anwohner und Mitgründer der Hausgruppe AmMa 65 sowie der Initiative Häuser Bewegen.

Donnerstag, 15. September 2022, 17 Uhr (de)
Im Stadtraum
Treffpunkt: Miami / Dragoner-Areal, Obentrautstraße 19-21
Demonstrierender Spaziergang „Embrace spatial diversity of the commons – Ein tragbares Quintichon“ von coop disco

X Properties lädt dazu ein, gemeinsam mit coopdisco vom Rathausblock zur nGbK in die Oranienstraße 25 zu demonstrieren: Die definanzialisierte Stadt der Nachkrisenzeit ist ein Ort der Kooperation, der im selbstbestimmten Gebrauch seiner Bewohner_innen die ruinierten Monumente der Finanzialisieurung einnimmt, überwuchert, aneignet, umbaut, inkludiert und vergemeinschaftet. Die konkret-utopistischen Entwürfe der Frühsozialist_innen, Konstruktivist_innen, Modernist_innen, Situationist_innen, Community-Designer_innen, Haus- und Instandbesetzer_innen, behutsamen Stadterneuer_innen, Syndikalist_innen und Architekturanarchist_innen dienen als Modelle, die die Transformation inspirieren. Let’s play.

coopdisco ist eine Kooperative von Architekt_innen, die sich für gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung einsetzen.

Donnerstag, 15. September 2022, 19 Uhr (en)
nGbK, Veranstaltungsraum, 1. OG, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Vortrag „Twilight City Today, or how the whole of the future was sacrificed for a piece of the present” von Louis Moreno (Stadtforscher, Goldsmiths, University of London)

Die Umstrukturierung Londons ist Schauplatz und Thema von Twilight City, einem Film des Black Audio Film Collective aus dem Jahr 1989. Der Film changiert zwischen fiktionalen Elementen und Interviews u.a. mit Gail Lewis, Homi Bhabha und Paul Gilroy und spiegelt deren subjektive Erfahrungen der Transformation Londons während der Thatcher-Ära wider.
In seinem Vortrag diskutiert Louis Moreno anhand von Ausschnitten aus Twilight City die städtischen Transformationen zwischen damals und heute, die Beziehung von Architektur, Rassismus und Urbanismus zum Finanzkapitalismus, aber auch den Raum der politischen Möglichkeit (Utopie).

Sonntag, 9. Oktober 2022, 16 Uhr (de/en)
Im Stadtraum
Treffpunkt: nGbK, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Demonstrierender Spaziergang „Embrace spatial diversity of the commons – Ein tragbares Quintichon“ von coop disco und stadträumliche Aktivierung „Z vier Doppel X: Contact. Jane (Remote) – Eine patrimoniale Dystopie” von knowbotiq

X Properties lädt dazu ein, gemeinsam mit coopdisco das Quintichon Embrace spatial diversity of the commons weiterzutragen. Damit wird für die Vorstellung einer definanzialisierten Stadt der Nachkrisenzeit demonstriert, als einen Ort der Kooperation, an dem im selbstbestimmten Gebrauch seiner Bewohner_innen die ruinierten Monumente der Finanzialisierung eingenommen, überwuchert, angeeignet, umgebaut, inkludiert und vergemeinschaftet werden. Die Tour beginnt in der Oranienstraße 25, in der die nGbK nur noch bis Mitte 2023 verbleiben kann, und geht ein paar Blöcke weiter östlich zur Oranienstraße 6. Dort erwartet die Teilnehmenden Z vier Doppel X: Contact. Jane (Remote), eine in den Stadtraum gesetzte reale Dystopie der Künstler_innengruppe knowbotiq. An weiteren acht Gebäuden und Plätzen der Luisenstadt spricht der weibliche Avatar ENAY von den oftmals unsichtbaren technopolitischen und -ästhetischen Geschichten dieser Orte. Die an die Stadtforscherin Jane Jacobs angelehnte Figur wird über das Smartphone aus ihrer digitalisierten Remoteness heraus aktiviert. Sie ermahnt uns, die sozialen und emphatischen Qualitäten des Urbanen nicht den Imaginationen und Modellen einer neoliberal gedachten, „berechenbaren Stadt“ zu überlassen. ENAY fordert dazu auf, die humanen und nichthumanen, organischen und technologischen Materialitäten der Stadt zu sensitiven und sensiblen Körpern zu verschmelzen.

Sonntag, 16. Oktober 2022, 14-18 Uhr (de)
Im Stadtraum
Treffpunkt: Leopoldplatz
Stadtspaziergang „Von Albert bis Victoria – oder: Kann man Finanzialisierung sehen?“ mit Ines Schaber und Kathrin Wildner

X Properties verhandelt die Wirkmacht des Finanzkapitals auf die soziale und kulturelle Produktion von Stadt. Dabei werden Spuren einer stadträumlichen Veränderung im Zuge der Finanzialisierung, d.h. der zunehmenden Präsenz und Bedeutung von Finanzkapital im Immobilienmarkt untersucht.

Mit diesem Stadtspaziergang erkunden die Stadtethnologin Kathrin Wildner und die Künstlerin Ines Schaber eine Nachbarschaft im Wedding, in der fünf Wohnhäuser liegen, die der Albert Immo Properties gehören. Das Unternehmen wurde mit der Victoria Immo Properties V – der Eigentümerin der Oranienstraße 25, in der die nGbK seit 1992 residiert – in Verbindung gebracht. Kathrin Wildner und Ines Schaber beobachten, sammeln Erzählungen und erörtern in zwei Stadtspaziergängen die Frage, ob Finanzialisierung sichtbar ist und welche anderen Zeichen von Geschichte, Veränderung und Widerstand wir durch unsere Raumerkundung wahrnehmen können.

Die Gruppe wird in ihrem Rundgang begleitet von Christoph Casper, der mit Anfragen an Berliner Behörden den Verflechtungen und Plänen der beiden Spezialfonds Albert Immo Properties und Victoria Immo Properties nachgegangen ist, Naomi Hennig, Mitglied der Projektgruppe Im Dissens? Nachbarschaft, Gentrifizierung und künstlerisches Engagement in der Oranienstraße (2019) und Julian Zwicker, Anwohner und Mitgründer der Hausgruppe AmMa 65 sowie der Initiative Häuser Bewegen.

Sonntag, 16. Oktober 2022, 18 Uhr (de)
Im Stadtraum
Treffpunkt: Miami / Dragoner-Areal, Obentrautstraße 19-21
Demonstrierender Spaziergang „Embrace spatial diversity of the commons – Ein tragbares Quintichon“ von coop disco

X Properties lädt dazu ein, gemeinsam mit dem Quintichon von coopdisco vom Leopoldplatz via U8 zur nGbK in die Oranienstraße 25 zu demonstrieren: Die definanzialisierte Stadt der Nachkrisenzeit ist ein Ort der Kooperation, der im selbstbestimmten Gebrauch seiner Bewohner_innen die ruinierten Monumente der Finanzialisieurung einnimmt, überwuchert, aneignet, umbaut, inkludiert und vergemeinschaftet. Die konkret-utopistischen Entwürfe der Frühsozialist_innen, Konstruktivist_innen, Modernist_innen, Situationist_innen, Community-Designer_innen, Haus- und Instandbesetzer_innen, behutsamen Stadterneuer_innen, Syndikalist_innen und Architekturanarchist_innen dienen als Modelle, die die Transformation inspirieren. Let’s play.

Sonntag, 16. Oktober 2022, 20 Uhr (de)
nGbK, Veranstaltungsraum, 1. OG, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Heftvorstellung und Präsentation „X Properties – die Recherche, das Berliner Heft und die eutopischen Aussichten“ mit der Projektgruppe und Gästen

In Kooperation mit der nGbK erscheint in diesen Tagen die 11. Ausgabe der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt,
X Properties, entstanden im Rahmen des gleichnamigen nGbK-Projekts.

Im Anschluss an die Präsentation des Hefts sprechen Beteiligte von Syndikat bleibt! und der Unterstützungsaktion Volle Breitseite für die Oranienstraße 25 darüber, wie sie bei ihrer Suche nach den neuen Eigentümern ‚ihrer‘ Häuser auf intransparente Eigentumsverhältnisse stießen und so dazu gebracht wurden, sich mit Finanzprodukten zu beschäftigen. Kathrin Gerlof von der Wirtschaftszeitschrift OXI erörtert utopische Entwürfe einer nicht finanzialisierten Stadt und das Architekt:innenkollektiv coopdisco zeigt textile Handarbeit als einen aktivistischen Weg, solche Entwürfe sichtbar und greifbar in den Stadtraum zu bringen. Illustriert und gerahmt werden die Gespräche durch Lesungen aus X Properties.

Das Heft, das gleichzeitig als E-Book bei EECLECTIC erscheint, verhandelt die Wirkmacht des Finanzkapitals über die soziale und kulturelle Produktion von Stadt, ihre Beziehungsweisen und Subjekte. Die Textbeiträge von Christian (Syndikat-Kollektiv), Christoph Casper, Joerg Franzbecker, Jana Gebauer, Kathrin Gerlof, Naomi Hennig, Katrin Lompscher, Louis Moreno, Raquel Rolnik & Isadora Guerreiro & Paula Freire Santoro, Pheli Sommer und Florian Wüst sowie eine Bildstrecke von Kim Bode verbinden Berliner Fallstudien mit globalen Perspektiven auf die De-/Finanzialisierung der Stadt.

Freitag, 28. Oktober 2022, 18 Uhr (de)
Vor der nGbK, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Demonstration „Embrace spatial diversity of the commons – Ein tragbares Quintichon“ von coop disco vor der nGbK

X Properties lädt dazu ein, mit coopdiscos Qunitichon für die Möglichkeiten einer Stadt und die des Hauses Oranienstraße 25 zu demonstrieren: Die definanzialisierte Stadt der Nachkrisenzeit ist ein Ort der Kooperation, der im selbstbestimmten Gebrauch seiner Bewohner_innen die ruinierten Monumente der Finanzialisierung einnimmt, überwuchert, aneignet, umbaut, inkludiert und vergemeinschaftet. Die konkret-utopistischen Entwürfe der Frühsozialist_innen, Konstruktivist_innen, Modernist_innen, Situationist_innen, Community-Designer_innen, Haus- und Instandbesetzer_innen, behutsamen Stadterneuer_innen, Syndikalist_innen und Architekturanarchist_innen dienen als Modelle, die die Transformation inspirieren. Let’s play.

Freitag, 28. Oktober 2022, 19 Uhr (de)
nGbK, Veranstaltungsraum, 1. OG, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Vortrag „Finanzialisierung und Bodenfrage“ von Susanne Heeg (Geografin, Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Gespräch mit Kathrin Gerlof (OXI)

Moderation: Naomi Hennig

Wie kommen die ständig steigenden Mieten und die Preisspirale auf dem Immobilienmarkt zustande, die für viele Mieter_innen in Berlin als sogenannter Mietenwahnsinn spürbar ist? Susanne Heeg diskutiert in ihrem Kurzvortrag den Zusammenhang von Boden, Preis und Wertermittlung. Zentrale Fragen sind, welche Faktoren die Boden- und Mietpreise beeinflussen und was diese mit der Finanzialisierung der Stadt zu tun haben.
Anschließend spricht Kathrin Gerlof über das komplexe Phänomen des Preises und die allzu häufige Verwechslung von Preis und Wert. Im gemeinsamen Gespräch geht es um konkrete Handlungsoptionen und Argumentationslinien für die Mobilisierung gegen die Finanzialisierung. Kann und muss bei den Themen Boden, Preis und Wert angesetzt werden? Welche politischen, gesetzlichen und gesellschaftlichen Strukturen und „Wertvorstellungen“ sind nötig, um eine gerechtere Verteilung von Wohnraum für alle zu ermöglichen?

Samstag, 29. Oktober 2022, 14 Uhr (de/en)
Im Stadtraum
Treffpunkt: nGbK, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Stadträumliche Sonifikation „Z vier Doppel X: Contact. Jane (Remote) – Eine patrimoniale Dystopie” von knowbotiq mit Pablo Torres

Die Tour beginnt vor dem Projektraum Bona Peisa in der Otto-Suhr-Siedlung. An vier Stationen erwarten die Teilnehmenden kurze installative Setzungen von Pablo Torres, der mittels Sound die humanen und nichthumanen, organischen und technologischen Materialitäten urbaner Körper aktiviert und knowbotiqs Z vier Doppel X: Contact. Jane (Remote) erweitert.
Deren in den Stadtraum gesetzte reale Dystopie ist mittlerweile auch online geschaltet und kann selbständig begangen werden. An neun Gebäuden und Plätzen der Luisenstadt spricht der weibliche Avatar ENAY von den oftmals unsichtbaren technopolitischen und -ästhetischen Geschichten dieser Orte. Die an die Stadtforscherin Jane Jacobs angelehnte Figur wird über das Smartphone aus ihrer digitalisierten Remoteness heraus aktiviert. Sie ermahnt uns, die sozialen und emphatischen Qualitäten des Urbanen nicht den Vorstellungen und Modellen einer neoliberal gedachten, „berechenbaren Stadt“ zu überlassen.

Samstag, 29. Oktober 2022, 16-18 Uhr (de)
nGbK, Veranstaltungsraum, 1. OG, Oranienstraße 25, 10999 Berlin
Workshop „Bodenpreis und Eigentümer-Recherche“ mit Lorena Jonas (Bizim Kiez)

Lorena Jonas ist als mietenpolitische Aktivistin in Initiativen wie Bizim Kiez oder 23 Häuser sagen NEIN aktiv. Im zweistündigen Workshop erklärt sie am konkreten Beispiel ihrer Recherchen im Wrangelkiez, wie die jeweiligen Bodenrichtwerte in den Berliner Kiezen entstehen und welchen Einfluss diese auf die Verkaufs- und Mietpreise von Mietshäusern haben. Die Teilnehmer_innen sind eingeladen, zu ihren eigenen Nachbarschaften zu recherchieren, wofür Grundwissen und Recherchetools vermittelt werden. Bringt gerne den eigenen Laptop mit.

Ziel des Workshops ist, die Ursachen für das Zustandekommen der lokalen Immobilienpreise besser zu verstehen und Möglichkeiten für eine effektivere Preisregulierung auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene zu definieren.

Donnerstag, 24. November 2022, 18 Uhr (de)
Im Stadtraum
Treffpunkt: Otto-Weidt-Platz
Demonstrierender Spaziergang „Embrace spatial diversity of the commons – Ein tragbares Quintichon“ von coop disco

X Properties lädt dazu ein, mit coopdiscos Qunitichon vom Otto-Weidt-Platz in der Europacity bis zur Neuen Nachbarschaft // Moabit in der Beusselstraße 44 zu demonstrieren: Die definanzialisierte Stadt der Nachkrisenzeit ist ein Ort der Kooperation, der im selbstbestimmten Gebrauch seiner Bewohner_innen die ruinierten Monumente der Finanzialisieurung einnimmt, überwuchert, aneignet, umbaut, inkludiert und vergemeinschaftet. Die konkret-utopistischen Entwürfe der Frühsozialist_innen, Konstruktivist_innen, Modernist_innen, Situationist_innen, Community-Designer_innen, Haus- und Instandbesetzer_innen, behutsamen Stadterneuer_innen, Syndikalist_innen und Architekturanarchist_innen dienen als Modelle, die die Transformation inspirieren. Let’s play.

Donnerstag, 24. November 2022, 19 Uhr (de)
Neue Nachbarschaft, Beusselstraße 44, 10553 Berlin
„X Properties + Am Rand von EuropaCity“
Gespräch und kollektive Lesung aus zwei Ausgaben der Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt mit Alexis Hyman Wolff, Achim Lengerer und Yves Mettler

Am Rand von EuropaCity thematisiert die Entstehungsgeschichte des seit zehn Jahren wachsenden Stadtteils nördlich des Berliner Hauptbahnhofs: Das riesige städtebauliche Projekt auf ehemaligem Bahngelände wird von privaten Immobilienunternehmen in enger Partnerschaft mit dem Berliner Senat realisiert und steht für eine Neoliberalisierung der Stadt, die vorhandene nachbarschaftliche Strukturen zerstört. Das von Alexis Hyman Wolff, Achim Lengerer und Yves Mettler herausgegebene Heft teilt mit X Properties das Anliegen, die sozialen, ökonomischen und kulturellen Geografien finanzialisierter Stadtentwicklung besser zu verstehen und zu verhandeln. Das gemeinsame Gespräch soll die Lesung von Textfragmenten beider Bücher vertiefen und die jeweiligen Inhalte mit persönlichen Erfahrungen, Ideen und Praxen für eine Stadt für alle verknüpfen. Eingangs wird eine Auswahl der für X Properties produzierten Videos von knowbotiq, Z vier Doppel X: Contact. Jane (Remote), gezeigt.

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