1 September–14 October 2012
Opening:
31 August 2012
Artists
Ulf Aminde / Anders Smebye, Franziska Angermann, Gesa Glück, Kaoru Hirano, Henry Kleine, Julia Lazarus, Thomas Mader, Karin Michalski, Sabrina Schieke, Cathleen Schuster/Marcel Dickhage, Linda Weiss
Project group
Andrea Hense, Annika Niemann, Nadin Reschke, Sabine Richter , Karen Weinert
Burnout is increasingly becoming a diagnosis of our achievement-oriented society, for it provides evidence of the willingness to do the utmost and enable what appears to be unworkable, to exceed limits and surpass oneself. The exhibition project “A Burnt-Out Case?” seeks to cast a different view to the phenomenon of burnout that goes beyond the popular, often pseudo-therapeutic discourse.
In an open call, artists, activists and interdisciplinary study groups were invited to present complex views of the phenomenon of burnout. What the selected works have in common is that they refuse to provide clear findings or solutions. Instead, the exhibition and the supporting programme offer questions, reflections and visions. They provoke reconsidering burnout as a contemporary phenomenon. The artistic examinations of the theme raise question regarding the interrelations with the social structures and mechanisms of our labour society, for example. What alternative models of work and action can be used to confront the current dynamic? How can one evade the present-day appropriations, media fixations and the discourse on victims?
The project group of the NGBK that conceived and realized “A Burnt-Out Case?” calls for a new and reflected way of dealing with the theme that does not stop with “faster-higher-farther”. A special focus is on the perspective of artists and creatives who often work and live in a precarious environment and are simultaneously considered the precursors of flexibilized and deregulated worlds of work.
A compilation of texts dealing with the topic is available in the exhibition.
Press commentary
Berliner Zeitung, 20.09.2012 (Beate Scheder)
“Vor fünf Jahren erklärte die Weltgesundheitsorganisation beruflichen Stress zu einer der größten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. […] Eine eindeutige Definition des Begriffs existiert in der Medizin bis heute nicht. Was sich dahinter verbirgt, ist oft eine Depression, gepaart mit physischen und psychischen Symptomen. […] Die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst bietet dem Problem mit der Ausstellung ‘A Burnt-Out Case?’ eine künstlerische Perspektive. Im Fokus steht nicht das Individuelle, sondern der gesellschaftliche Zusammenhang.”
Frankfurter Allgemeine, 13.09.2012 (Daniel Haas)
“Der vom sonst üblichen Kuratorenehrgeiz angeschlagene Besucher wird geschont. Mehr noch - er wird auf sehr konzentrierte Weise unterhalten und stimuliert. […] Der beste Grund, diese Ausstellung zu besuchen ist ‘The Alphabet of Feeling Bad’.[…] In ihrer Videoperformance geht Karin Michalski ganz unkreativ das Alphabet durch. […] Buchstabe für Buchstabe wird so ein Thesaurus aufgeblättert, der die strukturellen Zusammenhänge von Erschöpfungs-, Wirtschafts- und Kulturformen benennt.”
Junge Welt, 11.09.2012 (Helmut Höge)
“In den Räumen des Kunstvereins NGBK in Berlin-Kreuzberg ist zur Zeit eine erste Ausstellung über den ‘Burnout-Boom’ zu sehen. Mit einem ‘Open Call’ hat die NGBK-Arbeitsgruppe künstlerische Arbeiten zum Thema gesucht. ‘Was lässt sich dem ‘Höher-Schneller-Weiter-Imperativ entgegensetzen?’ fragte der Kunstverein, und berief sich auf das Buch ‘Das erschöpfte Selbst’ des Soziologen Alain Ehrenberg: Der einzelne wird nicht mehr von außen diszipliniert, er diszipliniert sich selbst.”
Der Freitag, 13.09.2012 (Sebastian Dörfler)
“Mit Ausstellung und Rahmenprogramm will die ‘Neue Gesellschaft für bildende Kunst’ die Diskussion um das Phänomen ‘Burnout’ wieder politisieren. Das scheint fast unmöglich. […] Futuristische Entwürfe oder Visionen, wie alles anders sein könnte, gibt es in der Ausstellung nicht. Eher den Blick fürs Detail. Als ginge es darum, zu zeigen, dass auf dem Weg zu einem glücklicheren Leben etwas verloren gegangen ist.”
PROGRAMM SYMPOSIUM
Samstag, 08. September 2012, 12.00 bis 21.00 Uhr
Veranstaltungsort:
RADIALSYSTEM V, Holzmarktstr. 33, 10243 Berlin
Freier Eintritt / Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
„Burnout“ ist eine moderne Chiffre für Reflexionen über (Selbst-) Ausbeutung, Strategien der Grenzziehung, soziale Anerkennung, Existenzsicherung und gute Arbeit. Das Symposium eröffnet Raum für aktuelle wissenschaftlichen Referenzen und künstlerische Diskurse. Es lädt zum transdisziplinären Austausch ein und sucht nach unerwarteten Kontrapunkten: Auf welche Potenziale verweist das Phänomen Burnout? In welchem Zusammenhang steht es mit gesellschaftlichen Strukturen und modernen Arbeits- und Sozialmodellen? Mit welchen Strategien und Haltungen lässt sich dem Status quo produktiv begegnen?
I INTRO
12.00 Uhr Begrüßung durch Mitglieder der NGBK-Projektgruppe „A Burnt-Out Case?“
12.15 Uhr Lesung: „wir schlafen nicht“ / von Kathrin Röggla (Autorin)
13.15 Uhr Vortrag: „Arbeit Grenzen setzen?“ / von Anke Thorein, Peter Kulemann (ver.di, Initiative Gute Arbeit)
14.45 Uhr Vortrag: „Artistic and Economic Logics. What Work, what Life? What Balance?”/ von Axel Haunschild (Institut für interdisziplinäre Arbeitswissenschaft, Leibniz Universität Hannover)
II PRAXIS
15.45 Uhr Workshops mit:
Ulf Aminde (Künstler)
„Meine traumatisierende Arbeitsbezugsgruppe“ – Eine gemeinsame Lektüre zum Motiv der Unterbrechung, mit Versuchen, das sofort anzuwenden.
Till Baumann (Theatermacher, Bildungsarbeiter)
Theaterworkshop – Anhand von Augusto Boals Bildertheater werden konkrete Manifestationen von „Burnout“ erforscht, ihre gesellschaftlichen Hintergründe – und was man dagegen tun kann.
Bernhard Vierling (Künstler, Berater)
„Fliegst Du noch oder stürzt Du schon?“ – Ein künstlerisch-systemischer Versuch über Berührungspunkte mit Burnout-Zonen. Entlang der Ikarus-Metapher wird mit systemischen Perspektiven und künstlerisch-assoziativen Strategien navigiert.
III PERSPEKTIVEN
18.30 Uhr Vortrag: „Wir Genussarbeiter – Über Freiheit und Zwang in der Leistungsgesellschaft“ / von Dr. Svenja Flaßpöhler (stv. Chefredakteurin „Philosophie Magazin“)
19.00 Uhr Podiumsdiskussion: „Handlungsoptionen im Kontext sozialer Mechanismen und persönlicher Verantwortung“ / mit: Ina Colle (Mitglied des Betriebsrates Vivantes Netzwerk für Gesundheit, Berlin), Heiner Keupp (Sozialpsychologie, Ludwig-Maximilians Universität München), Julia Lazarus (Künstlerin, Initiative Haben und Brauchen, Berlin), Alexandra Manske (Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse, Humboldt Universität Berlin)
Mit freundlicher Unterstützung der ver.di Gute Arbeit
Freitag, 14.09.2012
18.00 bis 19.00 Uhr
Kuratorinnen-Führung durch die Ausstellung
19.30 Uhr
„vs.” – Performance-Lecture von Ulf Aminde und Anders Smebye zu Streik, künstlerischem Widerstand und dem Motiv der Unterbrechung
Ort: NGBK-Ausstellungsraum
Sonntag, 23.09.2012, 12.00 bis 17.00 Uhr
„Burnout-Box“ – Workshop mit Gesa Glück
Wer kennt nicht den alltäglichen Zwiespalt zwischen einer entgrenzten und zuweilen überfordernden Arbeitswelt und den eigenen Ansprüchen an Lebensqualität? Dieser Konflikt steht im Mittelpunkt des Workshops, der zugleich mit einem provokanten Lösungsvorschlag aufwartet: Nach einer Beschreibung H. D. Thoreaus wird an einem radikalen Refugium für ein unabhängiges Leben, frei von gesellschaftlichen und ökonomischen Zwängen, gezimmert. Nach einem spartanischen Walden-Picknick verlässt die „Burnout-Box“ den Ausstellungsraum und wird im Stadtraum installiert.
Ort: NGBK-Ausstellungsraum
Donnerstag, 27.09.2012, 19.30 Uhr
„Kaspar Häuser Meer“ – Ein Hörspiel von Felicia Zeller
Büroalltag dreier Jugendamtsmitarbeiterinnen. Kollege Björn ist ausgebrannt. Niemand weiß, wann er wieder einsatzfähig sein wird.
Er hinterlässt hundertvier Fälle in einer lückenhaften Dokumentation.
Die Sozialarbeiterinnen Barbara, Silvia und Anika rotieren.
Das latente Zu-spät-Kommen, das ständige Bemühen, der Zeit planerisch nachzujagen, prägt ihre berufliche Existenz. Der schon absurd werdende Permanentstress überträgt sich in dieser Radioversion des Dramas (Theater Freiburg) durch das rasante, fast am Rande der Machbarkeit scheinende Sprechtempo.
Ort: NGBK-Ausstellungsraum
Sonntag, 30.09.2012, 16.00 bis 18.00 Uhr
„Bring Your Own Paper“ – Workshop mit Henry Kleine
Heute verwandelt sich jede Sonntagszeitung in eine Eintrittskarte – eine Einladung, die Seiten zu wechseln und vom/von Ausstellungsbesucher_in zum/zur Aktivisten/Aktivistin zu werden. Im „Camp der Anderen Botschaften“ wird zwischen den Zeilen gelesen und die Tagespresse wortwörtlich auseinander genommen. Was sich dann neu zusammenfügt, verbleibt in der Ausstellung – als Statement, Kommentar oder Protest.
Ort: NGBK-Ausstellungsraum
Donnerstag, 04.10.2012, 19.30 Uhr
„Die Ausbildung“ – Ein Filmabend mit dem Regisseur Dirk Lütter
In seinem Debütfilm, für den er auch das Drehbuch geschrieben hat, thematisiert Dirk Lütter Druck und Angst in der Arbeitswelt und wie Menschen damit umgehen. Die allgegenwärtige Ökonomisierung zwischenmenschlicher Beziehungen, das Zusammenspiel von Arbeit und Konsum sowie verinnerlichte Systemimperative setzen die Rahmenbedingungen für den „Start ins Leben“ des 20-jährigen Protagonisten Jan, der am Ende seiner Ausbildung steht und übernommen werden möchte.
Ort: NGBK, 1. OG
Sonntag, 14.10.2012, 14.00 bis 17.00 Uhr
Finissage
14:00 Uhr Ausstellungsgespräch mit den anwesenden Künstler_innen und der NGBK-Projektgruppe „A Burnt-Out Case?“
15:00 Uhr Einblicke ins Vermittlungsprogramm mit Birgit Auf der Lauer und Anja Bodanowitz (Kunstvermittlung NGBK): Ein Reisebericht mit Diashow
16:00 Uhr Ausklang mit „Selbstgebranntem“
Ort: NGBK-Ausstellungsraum