4 July–12 October 1991
Opening:
3 July 1991
Project group
In Zusammenarbeit mit der Kulturpädagogischen Arbeitsstelle der Hochschule der Künste, des Kulturwissenschaftlichen Instituts der Humboldt-Universität und der Ostberliner Geschichtswerkstatt.
Aus der Pressemitteilung:
“In dieser Ausstellung geht es um Frauenbilder in DDR-Zeitschriften der 50er Jahre – Frauenbilder, die oft unvermittelt nebeneinanderstehen, Widersprüche deutlich machen: Traditionelle Frauenbilder neben dem neuen Idealbild der ‘befreiten’ Frau. Die ‘Frau an der Werkbank’ ist gleichzeitig auch eine gute Mutter und Maurerlehrling Gisela ein attraktives, lebenslustiges Mädchen. Waren die 50er Jahre für Mädchen und Frauen der DDR ein Balanceakt zwischen Emanzipation und Anpassung an die patriarchalischen Strukturen des neuen Staates? Anhand des von uns benutzten Materials, den Titelfotos, Porträts, Reportagen usw. aus damaligen Illustrierten – insbesondere der ‘Frau von heute’ und der ‘Neuen Berliner Illustrierten’ – soll gezeigt werden, wie die Inszenierung der ‘Neuen Frau’, der ‘Frau von heute’ vonstatten ging, wie die emanzipierte Frau ‘gemacht’ wurde. Demgegenüber steht die wirkliche Erfahrung der Frauen – die aus Gründen der Not, weil der Mann im Krieg geblieben war, zur dauerhaften Erwerbstätigkeit gezwungen gewesen waren und dies dennoch auch als positiv, als Gewinn von Unabhängigkeit und Selbständigkeit erfahren zu haben.”
Press commentary
Der Tagesspiegel, 04.07.1991 (Jutta Hinz)
“Anschauungsobjekte aus dem ehemaligen DDR-Alltag: Trockenhauben aus dem Frisiersalon, Fabrikmaschinen, Ausschnitte und Collagen aus Frauenzeitschriften, Originalplakaten und Fotografien. Viele Objekte sind auf Müllhalden oder Schrottplätzen aufgestöbert worden. Die Ausstellung ‘Charme, Zement und Schwefelsäure – Frauenbilder aus der DDR der fünfziger Jahre’ dokumentiert diese Widersprüche, die gerade in der ehemaligen DDR lange Zeit tabuisiert wurden. ‘Uns ging es darum, das Bild von Frauen, das in der Öffentlichkeit verbreitet wurde, zu zeigen. Wir haben uns dabei auf die fünfziger Jahre beschränkt, die als Aufbruchszeit mit allen Hoffnungen auf Neubeginn angefüllt waren, wir wollten aber auch deutlich machen, daß sich das Frauenbild bis zur Wende wenig verändert hat’, sagt Katja Jedermann, Dozentin an der HdK und Organisatorin der Ausstellung. Mit der Initiatorin Ina Merkel, die als Kulturwissenschaftlerin über das Frauenbild in DDR-Zeitschriften der fünfziger Jahre geschrieben hat, und Studenten/innen der Humboldt-Universität und der HdK hat sie das Projekt nach sechsmonatiger Recherche auf die Beine gestellt.”
Nordkurier, 24.07.1991 (Edda Liebold)
“Die Frau der 50er Jahre hatte trotz ihrer gesellschaftlichen Multifunktion hübsch zu sein, so in bauschigen Petticoats und duftigen Kleidern aus Dederon und Kunstseide. Die Grundstoffe dafür kommen aus dem neuen Gipsschwefelsäurewerk bei Coswig, wo selbstverständlich auch Kolleginnen am Ofen stehen. Aus diesem Fakt rührt übrigens der Name der Ausstellung: ‘Charme, Zement und Schwefelsäure’.”