3 November–8 December 1991
Opening:
3 November 1991
Artists
Norbert Ahrens, Jörg Boström, Cordelia Dilg, Veit Hannemann, Michael Kottmeier, Heinz Krimmer, Karen Meyer, Regina Weps de Navazo
Project group Fotografie
Norbert Ahrens, Cordelia Dilg, Michael Kottmeier, Klaus Kroh, Karen Meyer, Regina Weps de Navazo
In Zusammenarbeit mit “Buntstift e.V.” und dem Ausschuß für Entwicklungsbezogene Bildung und Publizistik (ABP)
Aus der Pressemitteilung:
Die Ausstellung mit den Fotografien von Cordelia Dilg und Michael Kottmeier, die beide in den 80er Jahren längere Zeit in Nicaragua gelebt haben, beschränkt sich nicht darauf, an die Situation im Lande während der Revolution zu erinnern. Sie stellt die Auseinandersetzung mit europäischen Sichtweisen und Wahrnehmungsstrukturen in den Vordergrund. Angesichts des medialen ‘Zusammenwachsens’ der Welt, das oftmals Informationen suggeriert, ohne sie wirklich zu bieten (man denke an die Berichterstattung im Golfkrieg!), wird es immer notwendiger, sich mit scheinbar so leicht gewordenen Blick in die Fremde zu beschäftigen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen deshalb Fotos, mit denen Geschichten über ihre Entstehungssituationen erzählt werden. Cordelia Dilg und Michael Kottmeier berichten über ihre Absichten und Widersprüche bei den Aufnahmen: es entstehen Fragen nach Selbstzensur im Kopf, nach nicht entstandenen Fotos, nach ‘Schubladenfotos’ und nach ‘Fälschungen’. Die vielen Interpretationsinstanzen, die ein Foto während des Verwertungsprozesses durchläuft, werden beispielhaft vorgestellt: In den Redaktionen werden den Fotos Texte zugeordnet, Bildunterschriften formuliert und Vergrößerungen ‘zurechtgeschnitten’, so daß oft Bildaussagen Zustandekommen, die den Tatsachen oder zumindest den Intentionen der Fotografen und Fotografinnen widersprechen. Die Objektivität von Dokumentation wird hinterfragt.
Press commentary
Arroz & Frijoles, Dezember 1991 (Katharina Oeding)
“In allen Teilen der Ausstellung (‘Lieblingsbilder’, ‘Miskito – Indianer als Objekte der Politik – Umsiedlung nach Tasba Pri’, ‘Die Geschichte vom Kind auf dem Ochsen’, ‘Die Umsiedlung’, ‘Der Marsch’ und s.O.) können sich die BetrachterInnen mit ihren Wahrnehmungsmustern auseinandersetzen. Mein eurozentristischer Blick verfolgte auch mich in der Ausstellung. Ich wollte und konnte aber auch die nicaraguanische Revolution mit all ihren Widersprüchen sehen, Bildinhalte entdecken, die eine Zeit wieder lebendig werden lassen – bevor die Bilder endgültig im Archiv verschwinden?”
Aus der Transkription, SFB-Espresso, 04.11.1991 (Andrea Handels)
“Die Möglichkeiten der Redaktionen, einem Foto durch eine bestimmte Bildunterschrift eine völlig andere Aussage zu geben, als der Fotograf im Sinn gehabt hat, sind schier unbegrenzt. Das geht bis zur Fälschung. Da werden nicaraguanische Miskito-Indianer durch die Bildunterschrift plötzlich zu Bürgern El Salvadors und Teilnehmer eines Verkleidungsfestes zu echten Indianern. Auch solche Beispiele werden in der Ausstellung dokumentiert. Rund 90 Fotos gibt es insgesamt zu sehen: Lieblingsbilder der Fotografen, Bildergeschichten z. B. von einer Umsiedlungsaktion, zurückgehaltene und verfälschte Fotos – dazu Entstehungsgeschichte und Motive der Fotografen. Daß der Mythos der Objektivität des Bildjournalismus hier endlich mal selbstkritisch in Frage gestellt wird, ist dabei genauso bemerkenswert wie die Fotos selbst.”