Büro für widersprüchliche Beziehungen

Redemption Jokes, Teil 1

28. Februar–29. März 2015

Intervention
Publikation
Veranstaltungsreihe

Gespräche
Workshops
Performances
Screenings in Bürolandschaft

Ort(e):
nGbK, Oranienstraße 25

www.redemption-jokes.net

Arbeitsgruppe

Anna Bromley, Michael Fesca, Susanne Husse, Teena Lange, Jana Sotzko

Der schnelle Witz, das schlagfertige Widerwort, die ironische Distanz - allgegenwärtig wie sie sind in der permanenten Sitcom unserer kurzen Aufmerksamkeitsspannen - haben einen schlechten Ruf: Sie verhindern, dass wir uns den Problemen stellen, ernst werden. Doch Ernst und Ergriffenheit sind nur das falsche, handlungsunfähige Gegenteil schlechter Späße. Dieses Projekt entwickelt den anderen, den befreienden Witz, die Ironie, die Gedanken erst möglich macht, das Lachen, das Handeln ermöglicht.

Den Auftakt bildet das Büro für widersprüchliche Beziehungen. Die begehbare Bürolandschaft von Sol Calero lädt als offenes Labor für Recherche, Austausch und Performance ein, die kuratorische und redaktionelle Arbeit an der Ausstellung und Publikation REDEMPTION JOKES mitzuverfolgen. Die Projektgruppe organisiert Gespräche, Screenings, Performances und Workshops mit Künstler_innen.
Zusätzliche Termine mit dem Büro können über die Webseite redemption-jokes.net vereinbart werden.

Workshops:

Ausgehend von Sprache und improvisierter Bewegung untersucht der Workshop von Jeremiah Day den öffentlichen Raum als Geflecht mikro-historischer Ereignisse zwischen Regional- und Weltgeschichte, als flüchtiges Fragment narrativer Zuschreibungen und Aufladungen anonymerer geschichtlicher Kräfte.
Sol Caleros Workshop Salsa kreist um den lateinamerikanischen Tanz- und Musikstil und setzt ihre Erkundungen zu Multifunktionalität, Komplexität und Ästhetik von südamerikanischen Sozialräumen fort.

Der Workshop von Christopher Kline beschäftigt sich mit der Geschichte und lokalen Sagen und Überlieferungen seiner Herkunftsstadt Kinderhook (Upstate New York). Neue Methoden erkundend, werden die Komplexitäten und Absurditäten des Regionalstolzes mit Amerikas beliebtestem Medium verschmolzen: dem Musical.

Unorthodoxe Choreographien, poetischer Widerstand und emanzipiertes Chaos; Oreet Ashery konfrontiert und hinterfragt ideologische Artefakte, soziale Massenware und Geschlechterkonstruktionen innerhalb zeitgenössischer Realitäten in ihrem Workshop Bad Company.

Samstag 28 Februar 2015, 15 Uhr,
Auftakt und “Adoptionsservice”

Wir laden zu einem Umtrunk ein, um gemeinsam mit der Künstlerin Sol Calero die begehbare Bürolandschaft eröffnend zu begiessen.

Das Büro für widersprüchliche Beziehungen bietet einen temporären Adoptionsservice für Pflanzen an: bring deine Pflanzen mit und beeinflusse somit aktiv die Atmosphäre des performativ-kuratorischen Labors.
Wir werden uns um ihre Verpflegung kümmern und ihnen eine kulturelle Kur verabreichen. Wir schließen keine Pflanze aus, gern aber groß und grün!

Freitag 06 März 2015, 15 Uhr,
Bürotermin mit Amit Epstein

Öffentlicher Bürotermin: Amit Epstein und seine Stockholm Triology

Sonntag 08 März 2015, 11-19 Uhr,
Workshop mit Oreet Ashery

Bad Company, Workshop mit Oreet Ashery

Ein Raum für die gemeinsame Herstellung einer Reihe text- und bildbasierter Arbeiten.

Bad Company plädiert für den politischen Wert des Schlecht-Seins, oder der Beeinflussung durch schlechten Umgang und schlechte Ideen: Eine kleine Pause von den Erwartungen hochfunktionalen Inputs und den Regimes anspruchsvoller kultureller Affirmation. Im Workshop zelebrieren wir gemeinsam den Reiz des Ungenügenden und Nebensächlichen unter Verwendung von Gelaber, von kleinen Bewegungen und Klebstoff.

Der Workshop in englischer Sprache ist kostenfrei, geht aber von der Beteiligung der Teilnehmer_innen aus, die gebeten sind einen Text oder ein Bild (selbstverfasst oder von anderen) davon mitzubringen, was sie für schlechten Umgang bzw. schlechte Gesellschaft halten. Das kann damit zu tun haben, was bestimmte Institutionen oder Regimes als schlechten Umgang definieren, oder sie selbst und weshalb. Die Anzahl der Teilnehmer_innen ist begrenzt.

Im Rahmen ihrer Praxis übersetzt die in London lebende Künstlerin Oreet Ashery (*1966) Sub- und Gegenkulturbewegungen sowie Trash-Ästhetiken in Performances, Situationen, öffentliche Plattformen, Photographien, Videos, massenproduzierte und einzigartige Artefakte, Text und Auftragsmusik. Ihr expansives und eklektisches Werk besteht aus vielschichtigen Projekten, die aus minoritären Perspektiven heraus und oft durch intime Momente der Anerkennung ideologische, soziale und Geschlechterregimes offenlegen.

Ihre letzten Arbeiten beschäftigten sich mit Rhetoriken der Freiheit, kollektiven Aktionen und kulturellen Werten (Party für Freedom, Artangel 3013; The Wood is Flooding, Tate Modern Turbine Hall 2014). Asherys Werk und Performances wurden international gezeigt, u.a. im ZKM Karlsruhe, Haus der Kulturen der Welt, Brooklyn Museum, Overgaden Copenhagen, DEPO Istanbul, Whitstable Biennale, Centre Pompidou, und Freud Museum. Derzeit ist sie Stanley Picker Stipendiatin (2014/15) und Gastprofessorin in der Sektion Malerei der RCA.

http://oreetashery.net

Donnerstag 12 März 2015, - 14 Mar 2015,
Workshop von Branka Pravlovic

Demoaufnahme(n)

Workshop im Rahmen des gleichnamigen Kunstvermittlungs-Projektes von Branka Pravlovic

Donnerstag 19 März 2015, 12 - 20.17 Uhr,
performative Installation von Dolanbay

Negating Blank

Negating Blank ist eine Performance-Situation in Form einer Installation. Der Künstler Dolanbay wird für 7 Stunden und 77 Minuten im Performancebereich des Büros für widersprüchliche Beziehungen performen. In Negating Blank manifestiert sich in wiederholenden Formen der Selbst-Bejahung und -Verneinung. Weiß auf weiß.

Konstative Zuschreibungen haben Formen wie Humor oder Ironie, die Übergänge bewirken, aber nicht transformieren können. Die Erlösung ist eine Methode, ein Abrufen oder eine Wiederaufnahme des zu Tuenden in Bezug auf jegliche Vorbedingungen, somit bleibt sie im Konstativen tätig.

Transgression ist ein Akt des Anstoßes, ein Fehlverhalten gemäß Definition. Nichtsdestotrotz ist ein Akt energia, ohne Beschränkung gegenüber der Allgegenwärtigkeit des Singulären, selbstreflexiv und nicht-referentiell, sich wiederholend und nicht-gegenständlich, und transformativ; und ergo performativ.

www.dolanbay.com

Freitag 20 März 2015, + 21 Mar 2015,
Workshop mit Jeremiah Day

20. März, 16-19h
und
21.März, 10-16h:
Workshop mit Jeremiah Day
Irgendwann sagte Simone Forti mal zu Jeremiah: “Keep it light!” Politische Inhalte sanft und weich zu vermitteln ist nicht nur überzeugender, sondern auch richtig: letztlich geht es dabei auch um Menschen, die handeln, anordnen und leiden. In diesem Workshop werden wir uns mit einer Art und Weise des Nahe-Seins, des Ernsthaften ohne (zu viel) Haltungsdruck und Selbstgerechtigkeit befassen: nämlich dem Bodenständigen. Die globalisierte kritische Theorie kommt durcheinander, wenn sie mit ganz konkreten Situationen konfrontiert ist. Wie wäre es, wenn wir umgestülpt denken würden, und von dort zurück? Hier geht es um konkrete Beispiele solcher Neuverortungen, insbesondere um Allan Kaprows und Amiri Barakas sehr unterschiedliche Ansätze. Berlin ist letztlich die Wahlheimat vieler Expats und dafür derzeit ebenso bekannt wie dafür, die Hauptstadt eines deutschen Staats zu sein, der seine Ambitionen dem europäischen Projekt nicht mehr unterordnet. Ebendiese Überschneidung bildet den sorgfältig und behutsam zu untersuchenden Hintergrund des Workshops. Gastbeitrag von Fred Dewey mit einem Gespräch über Charles Olson, Ausschnitten aus dem Film „Polis Is This“ & Antwort von Sebastian Bodirsky.
Der Workshop widmet sich am Freitag der Diskussion, unterbrochen von Feldforschungen. Samstag wird der Schwerpunkt auf der Improvisation mit Bewegung und Sprache als eine Methode der Produktion liegen.
Die Performances, Fotos und Installationen des in Berlin und Amsterdam lebenden Künstlers Jeremiah Day, untersuchen den öffentlichen Raum als Geflecht mikro-historischer Ereignisse zwischen Regional- und Weltgeschichte, als flüchtiges Fragment narrativer Zuschreibungen und Aufladungen anonymerer geschichtlicher Kräfte.

Sonntag 22 März 2015, 15-19 Uhr,
Salsa - Öffentlicher Workshop von und mit Sol Calero

Salsa

15 Uhr
Redemption Legs. Witty Non-Compliance in Tactical Frivolity, Lindy Hop and Salsa
Einführende Gedanken von Anna Bromley (in engl. Sprache)

15.15 Uhr
Latin Music USA
Ausschnitte aus der Dokumentation von Pamela A. Aquilar/Daniel McCabe, 2009, 240 min., engl.

17-19 Uhr
Dancing Salsa
Tanzeinführung mit Bettina Cabrera (La Mambita Tanzschule) und Caracas Mules an der Bar

Sol Calero kreist um den lateinamerikanischen Tanz- und Musikstil und setzt ihre Erkundungen zu Multifunktionalität, Komplexität und Ästhetik von südamerikanischen Sozialräumen fort.
Salsa, ein Musik- und Tanzstil, der gemeinhin für ein pan-lateinamerikanisches Phänomen gehalten wird, entwickelte sich ursprünglich in den 1970ern in Ost-Harlem (N.Y.)- einem Stadtteil, der von den New Yorkern ‚el Barrio‘ genannt wird.

Abgesehen von ihren musikalischen Innovationen zeugt die Salsaszene und auch die übrige lateinamerikanische Musikszene New Yorks sehr lebendig davon, welche soziale Kraft von Musik innerhalb der kulturellen Integration ausgeht. In und mit ihr fanden die spanisch sprechenden Immigrant_innen ein hilfreiches Instrument zum Definieren ihrer eigenen Gemeinschaft und Kultur. Hier konnten die Bedrängnisse der Armut thematisiert werden und hier entspannte sich ein ermächtigender kultureller Raum für die “Latinos”, der sie sowohl mit ihren Wurzeln verband, als sie auch in New York zu Hause fühlen ließ. Die Texte variierten von Herzschmerz über Machoposen bis hin zu scharfen kulturellen und politischen Kommentaren zur Vietnam-Ära, den gewaltvoll unterdrückten linken Aufständen in Zentral- und Südamerika und dem gefährlichen Straßenleben in New York City.

Die überbordende, energetische Musik und ihre ansteckende Wirkung resultierte in unzähligen einheimischen und regionalen Stilen in ganz Lateinamerika und ließ Salsa zum Kraftwerk werden, das Latino-Musik und -Tanz bis weit in die 80er und 90er dominierte. Vierzig Jahre nach den ersten Salsawellen blieb es ein beharrliches internationales Phänomen, dessen Popularität sich in Salsa-Nächten, Konzerten, Tanzschulen in der ganzen Welt fortsetzt. Während die Musik und der Tanz einerseits ein echtes Interesse an lateinamerikanischer Kultur auslöste, so projizieren die Salsa-Faszinierten andererseits oft ein idealisiertes, exotisiertes, ästhetisiertes Bild auf diese, das im Allgemeinen der lateinamerikanischen Alltagsrealität sehr fernliegt.

Auf diese Weise hat Salsa, die nordamerikanische Schöpfung, einen doppelten Effekt; und zwar indem die Latinos den westlichen Blick auf sie selbst aufnehmen und zurückprojizieren und indem diese Rückprojektion den Non-Latinos ein Ventil für ihre Phantasien der aufreizenden Emotionen und pikanten Leidenschaften anbietet, die ihrerseits auch kulturellen Unterdrückungen ausgeliefert sind.

Anmeldung:
Offener Workshop in englischer Sprache, ohne vorherige Anmeldung.

Montag 23 März 2015, 19 Uhr,
Kiez-Kino: “THE YES-MEN FIX THE WORLD”

Kiez-Kino in der nGbK

“THE YES-MEN FIX THE WORLD”
Im Ausstellungsraum der nGbK
Eintritt frei
93 min, englische OV

Special guests:
The members of Peng! Collective who are known for the Slam Shell, Google
Nest and AstroTV hacks, will introduce the film and share some behind the scenes footage of a recent action they did with the Yes Men in Berlin.
www.pen.gg

Synopsis: Die Yes-Men verkörpern eine neue Generation von Politaktivisten. Durch geniale Medienfakes und Hochstaplerei machen sie mit ihren Aktionen auf Missstände aufmerksam, und bringen dabei fast alle zum schmunzeln. Nur fast alle, denn ihre “Opfer” finden das meist nicht so lustig. Das sind weltweit operierende Konzerne, Global Player, die Milliardenprofite machen auf Kosten von Menschenleben und Bürgerrechten. Ihre Art von Aktivismus nennt man Kommunikationsguerilla, wobei populäre Werbemethoden kopiert oder zu einer anderen Aussage verändert werden.

Dienstag 24 März 2015, 17 Uhr,
öffentlicher Bürotermin mit Preciosa de Joya

The Philosopher Farts and Clown
In englischer Sprache, ohne vorherige Anmeldung.

Preciosa de Joya, Stipendiatin des ICI, Institute for Cultural Inquiry arbeitet im Rahmen eines des ICI-Projekts Kernprojektes Errans zu Sozialräumen der philippinischen und indonesischen Kultur, die die abendländische philosophische Befragung bisher als unwürdig oder uninteressant befunden hat.
Sie wird mit uns den fallspezifischen Humor der Clown-Diener (Punakawans) im Javanischen Puppentheater (Wayang) diskutieren. Zur Vorbereitung können Sie sich einen vorbereitenden Text herunterladen.

Freitag 27 März 2015, 16-19 Uhr,
Bürotermine mit Liam O’Callaghan und Lorenzo Sandoval

16h
Künstlergespräch mit Liam O’Callaghan in englischer Sprache

Liam O’Callaghans performativ-skulpturale Praxis geht in anarchischer Vitalität und hochkomischer Spannung überschwänglich immer ein Stück zu weit. Gleichzeitig entzieht sich O’Callaghan dem autoritären Statement, dem Heroischen und Epischen in der Kunst und überlässt seine Werke ihrer Unbeholfenheit und Asymmetrie. (Declan Long)

17.30h
Ambientaciones: Gespräch mit Lorenzo Sandoval in englischer Sprache

In dem Gespräch geht es um Gedanken zu hochszenografischen Umgebungen, von dem argentinischen Kunstkritiker Carlos Massotta als Ambientaciones beschrieben, in Bezug zu Sol Caleros Ästhetiken des Büro für widersprüchliche Beziehungen.

Beide Veranstaltungen sind kostenfrei und finden in englischer Sprache statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Read more.

Samstag 28 März 2015, 11-19 Uhr,
Workshop mit Christopher Kline

O.K.(Comedic Struggle)-Acting-Workshop in englischer Sprache

Mit Fokus auf das Schreiben und Spielen komödiantischer Dialoge verarbeitet Christopher Klines Workshop Elemente aus Musical- und Community-Theaterproduktionen. Ausgehend von seinem fortlaufenden Projekt O.K. werden Teilnehmer_innen herausarbeiten, wie Witz funktioniert und bestehende Dialoge aus O.K. um komödiantische und dramatische Effekte erweitern.

Der Workshop ist offen für 15 Teilnehmer_innen, die gebeten werden, eine Verkleidung sowie ein Beispiel für einen Kleinstadt-Konflikt mitzubringen.

Der Workshop ist kostenfrei und in englischer Sprache. Read more.

Ausgewählte Ergebnisse und Relikte der kollektiven Arbeit des Büros für widersprüchliche Beziehungen gehen in die nGbK-Ausstellung REDEMPTION JOKES im Herbst und in die Begleitpublikation ein.

19. September – 15. November 2015
Redemption Jokes, Teil 2

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