18. Dezember 1987–7. Februar 1988
Eröffnung:
17. Dezember 1987
Künstler_innen
Magdalena Abakanowicz, Bettina von Arnim, Elvira Bach, Ina Barfuss, Victoria Bell, Gisela Breitling, Helen Frankenthaler, Natalia Gontscharowa, Hannah Höch, Dorothy Iannone, Maria Angelika Kaufmann, Käthe Kollwitz, Evelyn Kuwertz, Maria Lassnig, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter, Marianne Pohl, Luise Prinzessin von Preußen, Margarete Raspé, Niki de Saint Phalle, Cornelia Schleime, Sarah Schumann, Maria Helena Vieira da Silva, Susanne Wehland, Marianne Werefkin, Irmgart Wessel-Zumloh, u.a.
Arbeitsgruppe
Gisela Breitling, Renate Flagmeier, Susanne Gerber, Margret Holz, Evelyn Kuwertz, Eike Messer, Julia von Randow, Ingrid Wagner-Kantuser
Übernahme nach Städtische Galerie Schloss Oberhausen
Aus der Pressemitteilung:
Am 7. Dezember 1987 öffnet ‘DAS VERBORGENE MUSEUM’ seine Pforten. In der Akademie der Künste wird die letzte, im Rahmen der 750-Jahrfeier finanzierte, Ausstellung gezeigt, ein imaginäres Museum der Kunst von Frauen, bestückt mit verstreuten, meist in Depots lagernden Gemälden, Graphiken, Plastiken und Objekten – Museum auf Zeit. Bis zum 7. Februar 1988 wird eine Utopie sichtbar gemacht, Bruchstücke einer noch ungeschriebenen Kunstgeschichte. Initiiert von den Malerinnen Gisela Breitling und Evelyn Kuwertz, in zweijähriger Forschungs- und Vorbereitungszeit erarbeitet, mit einem Team von Kunstwissenschaftlerinnen in einer Arbeitsgruppe der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst und finanziert mit dem bescheidenen Etat von DM 300.000,–, präsentiert die Ausstellung eine Bestandsaufnahme der Werke von Frauen aus 10 Berliner Museen. Sie dokumentiert Kunst vom 16. bis ins späte 20. Jahrhundert, zeigt überraschende, unbekannte Werke, die zur Weiterforschung stimulieren, darunter etliche von unbestreitbar hohem Rang. Dokumentiert wird auch der Umgang mit dieser Kunst. Nachlässigkeit und Desinteresse beweisen einmal mehr, wie sehr von männlicher Parteilichkeit bestimmt ist, was sich als universell-menschliches kulturelles Erbe ausgibt: von den 1.500 Bildern in der Gemäldegalerie Dahlem stammen nur 12 Bilder von Frauen.
Pressestimmen
Volksblatt Berlin, 03.04.1987:
Über die Präsentation des Konzepts in der Galerie am Körnerpark: „Wie groß das Interesse, das Bedürfnis nach mehr Information zum Thema Kunst von Frauen ist, machten allein schon die zahlreich erschienen Zuhörer deutlich. […] Persönliche Betroffenheit, der alltägliche Kampf jeder Frau um die eigene, künstlerische Arbeit waren zu spüren.“
Tagesspiegel, 04.05.1986 (Britta-Corinna Schütt):
„Das äußerst spannende Projekt heißt „Das verborgene Museum“ und verbindet kunstgeschichtliche Studien mit detektivistischer Kleinarbeit. […]
Ergaben die Recherchen, daß zumindest in Berlin Werke von Frauen kaum eine Rolle gespielt haben. So entstand ein Geschichtsbild, das geprägt ist von einer unglaublichen Ignoranz gegenüber den Leistungen von Frauen in der Kunst- und Kulturgeschichte. […] Damit sie überhaupt zur Kenntnis genommen wurden, haben viel Künstlerinnen ihre Bilder den Institutionen schenken müssen.“
Die Wahrheit, 06.04.1987 (Iris Billaudelle):
„Sie [Alexandra Goy, Evelyn Kuwertz und Gisela Breitling] forderten ‚das Ende weiblicher Bescheidenheit‘. […] Außer für dieses Projekt [die Ausstellung] hat der Senat für weitere Projekte und die dringende finanzielle Sicherung der Vereinsarbeit kein Geld bereitzustellen vermocht.“
Hessische/Niedersächsische Allgemeine, 06.09.1986 (Olaf Kumpfert):
„Für die beiden Malerinnen ist die Expedition nach den verborgenen Schätzen weiblicher Malerei zum Teil eine Traditionssuche für ihren eigenen Beruf. Zum anderen ist es eine Spurensicherung weiblicher Leistungen in der Kunst, die viel zu oft unbeachtet bleiben. […] ‘Das verborgene Museum‘ will quer durch die Epochen und Genres ein Spektrum der weiblichen Malerei zeigen, um damit das Vorurteil zu widerlegen, Frauen könnten keine Kunstobjekte schaffen.“
Berliner Morgenpost, 18.12.1987 (pitz):
„Die Damenriege der Neuen Gesellschaft für bildenden Künste als Veranstalter in der Akademie der Künste hat sicher eine Fleißarbeit in zweijähriger Forschungs- und Vorbereitungszeit durch die Depots der Berliner Museen vollbracht, wird aber ihrem didaktischen Anspruch nicht gerecht. […] Außerdem, was nützt den Museen eine Quantität an Malerinnen, wenn die Qualität fehlt? […] Und welche Frau griff vor dem 19. Jahrhundert statt zum Kochlöffel schon zum Pinsel? […] Wo bleibt da die tolerante Objektivität?“
Manfred Nillius: in: ?, 19.12.1987
„Es können jede Menge Entdeckungen gemacht werden in der Kunstausstellung ‘Das verborgene Museum’ in der Akademie der Künste. Was Frauen einer Arbeitsgruppe der NGBK dort an Kunst von Frauen aus öffentlichen Sammlungen unserer Stadt zusammenbefördert haben, stellt eine erstaunliche Forschungsleistung dar. Und wer zum Katalog greift, die Recherchen und ihre Interpretationen, die Biographien der Künstlerinnen von 16. bis 20. Jahrhundert liest, kann ebenfalls viel dazulernen. Aber auch das sinnliche Vergnügen an diesem teils traurig stimmenden Kapitel der Kunstgeschichte kommt nicht zu kurz. […] Beeindruckend umfangreich ist auch die Zahl der zeitgenössischen Künstlerinnen aus unserer Stadt, die in dieser gut gehängten und platzierten Ausstellung vorgestellt werden und dennoch wurden dabei offensichtlich einige der ‚Stillen‘ im Lande übersehen.“
Frankfurter Rundschau, 28.1.1988 (Werner Rhode):
„Freilich: kritisches Interesse. Denn dieses Unternehmen kann nicht uneingeschränkt gutgeheißen werden. …was ‘Das verborgene Museum’ entdeckt und sichtbar gemacht hat, verdient unter mancherlei Gesichtspunkt Beachtung. […] Es war immer schon das männlich zentrierte Kunstverständnis, das Frauen und ihre Kunst unsichtbar gemacht hat‘, heißt es im Katalog. Da ist ja sicherlich viel Wahres dran. Nur, wo bleibt die zwingende Alternative? […] Bei allem Verständnis für feministische Abrechnungen: Historische Bewußtseinsstörungen, Blackouts, Hirnrisse männlicher Polittechniker sollten nicht sexualproportional reproduziert werden; Begriffe, die der NS-Barberei gedient haben, Vergleiche, die aufs Deutschlands finstere Zeiten zurückgreifen, sollten gerade von den Künstlerinnen und Kunsthistorikerinnen gemieden werden, die daran arbeiten, daß ‚die menschliche Kultur künftig auch ein Land der Frauen‘ sein wird.“
Badische Zeitung, 03.02.1988 (Christa Spatz):
„Diese Ausstellung in Berlin, reich an Museen wie kaum eine andere deutsche Stadt, ist nötig. Sie schockiert wie ein Politkrimi. Da geht es um Unterdrückung, Diffamierung, Unterschlagung, Nachlässigkeit.“
Horizonte, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 27.12.1987 (Bärbel Jaschke):
„Möglichst jede Stilrichtung vom 16. bis ins 20. Jahrhundert war zu dokumentieren. Zu zeigen war, wie männliche Parteilichkeit, Nachlässigkeit und Desinteresse den Umgang der Kunst von Frauen bestimmen. Unter dem Schwindeletikett der Präsentation von ‚universell-menschlichem Erbe‘ wurde von Museumsdirektoren und -direktorinnen überwiegend Kunst von Männern angekauft, verschwand Kunst von Frauen in den Depots. Was dort durch Staub und schlechtes Raumklima verfiel, ist nur zu ahnen. […] Dem ‚verborgenen Museum‘ geht es nicht um die überflüssige Frage nach einer weiblichen Kunst. Kunst ist androgyn. Auch die Frage, ob dieses oder jenes Bild in den Depots versteckt wurde, weil die künstlerische Qualität mangelhaft war, ist müßig, wenn man sieht, wie viele schlechte Bilder von Männern in Museen ausgestellt werden. Es geht darum zu zeigen, daß weibliche Menschen, die Kunst schaffen, eine Kunst- und Sozialgeschichte haben, die noch geschrieben werden muß.“