1. September 2019–31. März 2021
Künstler_innen
Arbeitsgruppe station urbaner kulturen
Jochen Becker, Fabian Bovens, Eva Hertzsch, Margarete Kiss, Constanze Musterer, Adam Page
Mitarbeit
Rechercheprojekt von Anwohnern_innen und Künstler_innen im Quartier Boulevard Kastanienallee im Zeitraum 2019–2021: u.a. mit Sabine Büttner, Mike Hartwig, Eva Hertzsch, Rosel Juhl, Siegfried Nord, Evelin Paap, Adam Page und Lutz Reineke
Das soziale, politische und kulturelle Gefüge eines immer kosmopolitaneren und widersprüchlichen Hellersdorf ist Ausgangspunkt der Recherche. Seit März 2019 arbeiten Anwohner_innen und Künstler_innen gemeinsam an einer Reihe von Fragen:
- Welche Hoffnungen, Ängste, Glücksversprechen und Kränkungen gab es in den 1990ern? Und heute?
- Welche Auswirkungen hat der Wegfall der Arbeitsgesellschaft nach 1990?
- Welche Auswirkungen haben Abriss und Rodung im Bezirk?
- Welche Auswirkungen haben die Umbenennungen von Straßen und Plätzen nach 1990?
- Welche Zukunftsvisionen gibt es für Hellersdorf? Welche attraktiven Wahrzeichen? Welche Zukunftsvision hast Du für Dich in Berlin?
- Wie findest Du die Lebensqualität in Hellersdorf?
- Welche Unterschiede gibt es zur Lebensqualität in anderen Wohnsiedlungen, die Du kennst?
- Welche Ideen hast Du, um den öffentlichen Raum in Hellersdorf mehr zu beleben?
- Welche Ideen hast Du, um mehr Lebensqualität für junge Erwachsene in Hellersdorf zu schaffen?
- Welche Nutzungen wünschen Sie sich für die Grünfläche zwischen Maxie-Wander-Straße und U-Bhf. Cottbusser Platz?
- Welche Nutzungen wünschen Sie sich für das Erdgeschoss des zukünftigen Wohnhauses am Kastanienboulevard?
- Welche Auswirkungen haben die Veränderungen am Kienberg für die IGA 2017?
Während gemeinsamer Ausflüge zu anderen Großsiedlungen und Ausstellungen sammelten sie über 300 Antworten in Form von Dokumenten, Fotos und Statements.
Ziel des Austauschs ist es, neue Bilder der Großsiedlung zu produzieren. Die Anwohner_innen und Künstler_innen treffen sich regelmäßig in der station urbaner kulturen, auf der Grünfläche »Place Internationale« und bei Ausflügen zu Ausstellungen und Veranstaltungen in Berlin und anderen Städten. In einer offenen Sammelstelle, bestehend aus Ordnern und Regalen, wurden 2019 transkribierte Gespräche und abgegebenes Material in der station und auf der Grünfläche festgehalten und sichtbar gemacht. 2020 werden die neuen Bilder im Hellersdorfer Stadtraum gezeigt.
Publikation:
Die Neuerscheinung Die Pampa lebt. Hellersdorf als Großwohnsiedlung gestern, heute und morgen kann hier bestellt werden.
Termine:
Sonntag, 21. Juli 2019
14.30 – 17.30 Uhr
Cricket Fest mit AC Berlin und Hellersdorf Cricket Club
Seit Mai 2017 spielen geflüchtete Männer aus Pakistan und Afghanistan Cricket auf der Grünfläche “Place Internationale”. In Zusammenarbeit mit der station urbaner kulturen gestalten sie ein offenes Trainingsangebot für die Nachbarschaft und initiieren damit in Hellersdorf die Umsetzung eines in vielen Ländern vorhandenen Freizeitgeländes, der sogenannten ›Recreation Grounds‹. Die großen, kostenlos zugänglichen und von den Kommunen gepflegten Rasenflächen für Erholung und Sport entstanden ursprünglich aus dem staatlichen Bekenntnis des Viktorianischen Großbritanniens zum Menschenrecht auf Gesundheit und Natur in städtischen Räumen. ›Recreation Grounds‹ werden vielerorts auch für das Cricket-Spiel genutzt.
Bis 1937 gab es in Berlin über 50 Cricket-Vereine, bevor die Gleichschaltungsmechanismen des nationalsozialistischen Regimes auch im Sport Anwendung fanden und Cricket durch die NSDAP verboten wurde. Durch den Einfluss geflüchteter Menschen erlebt dieser Sport in Deutschland heute ein Revival - der Nationalmannschaft gelang 2017 sogar die Qualifikation für die Weltliga.
Der Hellersdorfer Sportverein AC Berlin hat eine Cricket-Abteilung gegründet und inzwischen spielen geflüchtete Männer erfolgreich in der Regionalliga.
Das Cricket Fest findet im Rahmen von »DIE PAMPA LEBT – Hellersdorf als Großwohnsiedlung gestern, heute und morgen« statt.
Samstag, 12. September 2020, 16 - 20 Uhr
Start der Ausstellung im Außenraum mit Führungen
Eva Hertzsch & Adam Page mit Sabine Büttner, Mike Hartwig, Rosel Juhl, Siegfried Nord, Evelin Paap, und Lutz Reineke
Großplakate an drei Standorten in Hellersdorf 13. September-1. November 2020):
Alice-Salomon-Platz (vor dem Rathaus)
Cottbusser Platz (vor dem U-Bhf.-Ausgang Carola-Neher-Str.)
Kastanienboulevard (Nähe zentraler Platz)
Von diesem Material inspiriert malten Eva Hertzsch und Adam Page Aquarellbilder, die wiederum zentrale Motive für eine Reihe von Großplakaten an drei Standorten im Quartier Boulevard Kastanienallee bilden.
Das Motiv »Kienberg Gas« vor dem U-Bahnhof Cottbusser Platz zeigt die künstlerische Utopie der zukünftigen Umwandlung des Kienbergs vom IGA-Standort zur Energiequelle: Aus den unter dem Kienberg kompostierenden Ablagerungen der Vergangenheit wird Biogas produziert und in der Großsiedlung verteilt.
Ein weiteres dort aufgestelltes Motiv »Wohnen am Cotti« schlägt eine alternative Bebauung für die Grünfläche vor: Statt den aktuell von Investor_innen vorgesehenen flächendeckenden Zweistöckern, die die bewachsene Fläche versiegeln, wird der Bau eines Wohnhochhauses vorgestellt. Durch die viel kleinere Grundfläche bleiben Sport- und Pflanzaktivitäten für die Anwohner_innen erhalten.
Auf dem zentralen Platz des Kastanienboulevards zeigt das Motiv »Brunnen am Wilde-Mathilde-Platz« die Wiederinbetriebnahme eines defekten Springbrunnens. Dieser wird der heutigen Eigentümerin Deutsche Wohnen entzogen und an das städtische Bauunternehmen GESOBAU übergeben. Durch die Flutung einer GESOBAU-Tiefgarage mit Grundwasser bekommt der instandgesetzte Springbrunnen wieder Wasser.
Das Motiv »Haus der urbanen Kulturen der Welt« vor dem Rathaus am Alice-Salomon-Platz greift die Debatte um die geplante Umgestaltung des Platzes auf. Hier wird die Versetzung des angrenzenden Expo-Pavillons auf den Platz vorgeschlagen. Das Gebäude wird in ein Centre Pompidou-ähnliches Haus für Bildung und Kunst umgestaltet.
Die Motive werden Donnerstags an den jeweiligen Standorten durch die Künstler_innen geändert und die Inhalte und Rechercheergebnisse mit Passant_innen diskutiert.
DIE PAMPA LEBT wird gefördert aus Mitteln aus dem Programm „Soziale Stadt“ und unterstützt vom Amt für Weiterbildung und Kultur Marzahn-Hellersdorf.
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