House of Kal

14. September–12. November 2023

Ausstellung
Veranstaltungsreihe

Ort(e):
nGbK, Karl-Liebknecht-Straße 11/13, 10178 Berlin

Künstler_innen

Spaceship Beben, Women* in Exile, The Many Headed Hydra, Zahabia Khozema, Vicky Shahjehan

Teilnehmer_innen

Alizeh Ayesha, Anandita Bajpai, Archive Books, Ayesha Chaudhry

Arbeitsgruppe

Aziza Ahmad, Promona Sengupta & The Many Headed Hydra (Aziz Sohail, Suza Husse, Emma Wolf-Haugh)

Das House of Kal verwandelt die neuen Räume der nGbK in eine polyphone Gemeinschaftsarchitektur, die durch Radiosendungen, Musik, Filme, Performances und Workshops laufend aktiviert wird. Rund um einen Kiosk, der Besucher_innen zum Austausch und Verweilen einlädt, entfalten fünf künstlerische und aktivistische Positionen Praktiken der Kollektivität, des antikolonialen Widerstands und der queeren, (post-)migrantischen Solidarität. Der Kiosk bietet Getränke, Snacks und Publikationen sowie Gaben von Mitgliedern der Kal-Community, wie Lesungen, Klänge und private Archive an.

Der Ausstellungsraum selbst fungiert als খুঁটি (khum̐ṭi; khNuti), eine im Gangesdelta gebräuchliche Vorrichtung zum Festbinden von Booten und Vieh. Im übertragenen Sinn bezeichnet খুঁটি auch einen Anker für Hoffnungen, Wünsche und Träume. Um ihn herum entstehen (post-)migrantische Allianzen zwischen Südasien und Europa, die über verschiedene Gewässer hinweg antifaschistische und antirassistische Möglichkeitsräume eröffnen – vom Indischen Ozean und dem Arabischen Meer über den Nordatlantik bis zur Spree.

Vicky Shahjehan versammelt Geschichten von Frauen und queeren Menschen aus dem vormals als „Sklaveninsel“ bekannten Viertel Kompanna Veediya in Colombo (Sri Lanka) und der queeren migrantischen Community Berlins. Aus Ritualen und Storytelling entsteht ein Wandgemälde, das marginalisierte Geschichten aus von rassifizierender und patriarchaler Unterdrückung gekennzeichneten weiblichen und queeren Leben in einem von neoliberaler Stadtentwicklung, Militarisierung, Vertreibung und Armut betroffenen Viertel erzählt.

Im isländischen Finnafjörður plant das deutsche Staatsunternehmen Bremenports gemeinsam mit der isländischen Regierung den Bau eines Tiefseehafens, der sich zu einem Drehkreuz zwischen infolge des Abschmelzens der Polkappen neu entstehenden Handelsrouten entwickeln und die Ausbeutung von Bodenschätzen in Grönland und der Arktis erleichtern soll. Ausgehend von diesem und einem weiteren geplanten Hafenneubau im pakistanischen Gwadar verbindet die Installation Harbour Failures des Kollektivs The Many Headed Hydra extraktive Ökonomien, Indigene Ökosysteme und antikoloniale Mythologien.

Die Aktivistinnengruppe Women in Exile setzt sich für die Rechte geflüchteter Frauen in Deutschland ein. Gemeinsam mit dem Team von House of Kal dokumentiert sie für die Ausstellung drei Beispiele ihrer antirassistischen und antifaschistischen Arbeit, die Gewässer als Orte des Widerstands und der Solidarität begreift. 2014 reiste die Refugee Women Tour on Rafts sieben Wochen lang auf selbstgebauten Flößen über verschiedene deutsche Flüsse und traf geflüchtete Frauen in Geflüchteten- und Abschiebezentren. 2018 unterstützte sie eine Demonstration gegen die AfD in Berlin von einem Floß auf der Spree aus. 2022 schließlich taufte sie ein neues Schiff der auf dem Mittelmeer tätigen Seenotrettungsorganisation Sea Watch.

Am Beispiel eines Arbeiter_innenviertels in ihrer Heimatstadt Karatschi beschäftigt sich die pakistanische Künstlerin Zahabia Khozema aus queer-feministischer Perspektive mit dem Zusammenbruch städtischer Infrastruktur. Persönliche Erfahrungen der Künstlerin und ihrer Freund_innen aus dem Viertel Gujjar Nullah, das von Austerität, heteropatriarchaler staatlicher Gewalt, Abriss und Überschwemmungen bedroht ist, verdeutlichen die Auswirkungen der Wohnungsnot auf Arbeiter_innen.

Während der Ausstellungslaufzeit wird jeden Freitag und Sonntag ein gemeinsames Radioprogramm von Radio Kal und Radio We Are Born Free + Onelove Radio mit Spaceship Beben ausgestrahlt. Die Sendungen behandeln Migrationserfahrungen und das Recht auf Reisefreiheit und nutzen Klang, um Grenzregime zu durchbrechen.

Über House of Kal

Als Teil der Plattform a language where yesterday and tomorrow are the same word. Kal. widmet sich House of Kal seit 2020 antikolonialen und queeren Methoden gemeinschaftlicher Kunstproduktion. House of Kal arbeitet dafür zwischen Kunst, antikolonialen Feminismen und politischer Ökologie. Bisherige Houses of Kal fanden in Karatschi, Colombo und Berlin statt. Auf Hindi, Urdu, Bengali und vielen anderen südasiatischen Sprachen bedeutet „kal“ sowohl gestern als auch heute. Seinen Namen hat House of Kal Fatimah Asghars Gedicht „Kal“ entlehnt, in dem die Bedeutung des Wortes sich verändert, je nachdem, wer wann und von welcher Position aus spricht.

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