„Jetzt lächeln!“ Atelierfotografie am Beispiel Mathesie - Eine Enzyklopädie

4. Juli–16. August 1998
Eröffnung: 3. Juli 1998

Ausstellung
Publikation

Ort(e):
NGBK, Oranienstraße 25
Kunstamt Kreuzberg/Bethanien, Mariannenplatz 2
Weitere Orte der Ausstellung sind der China-Imbiß/Adalbertstraße, in dem sich das Fotostudio Mathesie bis 1993 befand, und der Kreuzberger Stadtraum, wo in ausgewählten Geschäften Fotos der Schaufenster von Anfang der fünfziger Jahre und ein ‘Hundeboulevard’ mit 250 unterschiedlichen Hundeportraits – vom Kottbusser Tor zum Mariannenplatz und vom Görlitzer Bahnhof zum Oranienplatz gezeigt werden.

Arbeitsgruppe

Stéphane Bauer, Peter Funken, Katharina Hohmann, Helga Lieser, Alexander Würtz

Mitarbeit

Holger Emil Bange, Benita Piechaczek

Übernahmen nach München, Hamburg und weltweit über 100 Stationen in Kooperation mit dem Goethe-Institut.

Aus der Pressemitteilung:
“jetzt lächeln” zeigt eine Auswahl von ca. 3000 Fotografien des Atelier Mathesie, als Enzyklopädie geordnet, die insgesamt ca. 100 Begriffe umfasst. Diese Ordnungspunkte beginnen mit ‘Abwesenheit’ (vom Vater nach dem Krieg), über ‘Augen zu’, ‘Beruf / Berufung’, ‘Cowboys und Indianer’, ‘Feste, Feiern, Feten’, ‘Initiation’, ‘Mode’, ‘Seitenwechsel’, … bis zu ‘Zwillinge’.
Die Neuordung des Archivs möchte dazu anregen und anleiten, das Fotomaterial unter zeitgenössischen Aspekten zu besichtigen, und stellt dabei Fragen nach Zeit- und Sozialgeschichte, Alltagskultur, Ästhetik und Moden. Fotografie ist im Sinne der Ausstellung ein Chronometer, das dazu verhilft, am sozialen und kulturellen Geschehen teilzunehmen. Hinter den sich wandelnden Moden und Gesten, hinter den Einrichtungsgegenständen und Motiven wird eine sich verändernde soziale Struktur erkennbar.

Pressestimmen

Tgesspiegel, 20.07.1998 (Katrin Bettina Müller)
“300 000 Negative hat das Fotostudio Mathesie bei seiner Schließung 1993 dem Kreuzberg-Museum überantwortet. 300 000 mal der Versuch, ganz natürlich zu sein. Die Ausstellung ‘Jetzt lächeln’, für die eine Arbeitsgruppe der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) 3000 Fotos ausgewählt hat, kann wohl niemand besuchen, ohne irgendwo zwischen den fremden Gesichtern eigenen Geschichten zu begegnen. […] 1993 zwang eine Mieterhöhung Michaela Niebuhr, die das Atelier ihrer früheren Meisterin übernommen hatte, zur Geschäftsschließung. Knapp hundert Jahre zuvor, 1895, hatte Max Mathesie, der Vater von Charlotte, sein Studio eröffnet: Damals verzeichnete Berlin schon 220 Porträt-Ateliers. Heute bedienen Fotoautomaten den Markt für Paßfotos; Porträts vom Profi leistet sich fast nur noch, wer sie für kommerzielle Zwecke braucht. So umfaßt ‘Jetzt lächeln’ auch die Geschichte eines Berufszweigs, dessen Zeit zu Ende geht.”