2. März–31. Dezember 2018
Teilnehmer_innen
Vereinsinitiative
Das Format »nGbK lectures« startete 2016. In Podien und Debatten mischt sich die nGbK in das öffentliche Gespräch ein, erarbeitet Stellungnahmen, solidarisiert oder empört sich. In zeitlich unregelmäßigen Abständen organisieren Vereinsmitglieder Abendveranstaltungen zu kulturpolitischen Themen.
Freitag, 2. März, 19 Uhr (DE)
nGbK-Veranstaltungsraum, 1. OG
Welche Welt? Welche Kunst? Und welche Ausstellungen?
Großausstellungen zwischen dissidentem Anspruch, künstlerischer Freiheit, politischem Zugriff und ökonomischer Verwertung
Nora Sternfeld
Begrüßung: Ingo Arend, Präsidium nGbK
Wem gehört die documenta? Diese Frage war in den letzten Jahren zunehmend umstritten. Einerseits wurde die documenta von einem globalen Kunstfeld mit seinen Einsätzen, Diskursen und Märkten beansprucht. Andererseits wurde sie in Medien und Politiken als deutsche Marke (also vielleicht so wie VW, Nivea oder die deutsche Fußballmannschaft) promotet und verteidigt. Ihre Kunst wurde diesen Sommer viel diskutiert, vom deutschen Feuilleton als unästhetisch, von der rechten Politik als „entstellt“ bezeichnet. So treffen bei jeder Großausstellung strukturell verschiedene Zielkonflikte aufeinander: ökonomische Interessen, Standortfragen, Lokalpatriotismen, Ressentiments, kulturtheoretische Diskurshoheiten, aber auch künstlerisch-kuratorische Rigorosität und intellektuell-politische Ansprüche an eine Verschiebung dessen, was gesagt, gezeigt und gesehen werden kann. Welche Freiheit gilt es vor diesem Hintergrund zu verteidigen? Und was können wir uns von Großausstellungen in einer neoliberalen Welt, die sich vielerorts faschisiert, erwarten?
Nora Sternfeld ist Professorin für Curating and Mediating Art an der Aalto University in Helsinki und designierte documenta-Professorin an der Kunsthochschule Kassel. Sie ist Teil des Wiener Büros trafo. K, das an Forschungs- und Vermittlungsprojekten an der Schnittstelle von Bildung, Kunst und kritischer Wissensproduktion arbeitet (mit Ines Garnitschnig, Renate Höllwart und Elke Smodics).
Des Weiteren ist sie im Leitungsteam des /ecm – educating, curating, managing – Masterlehrgang für Ausstellungstheorie und -praxis an der Universität für angewandte Kunst Wien sowie im Kernteam des Wiener Netzwerks Schnittpunkt. Ausstellungstheorie & Praxis. Darüber hinaus ist sie Teil von Freethought, Plattform für Forschung, Bildung und Produktion (mit Irit Rogoff, Stefano Harney, Adrian Heathfield, Mao Mollona and Louis Moreno). In diesem Zusammenhang war sie eine der künstlerischen Leiter_innen der Bergen Assembly 2016.
Sie publiziert zu zeitgenössischer Kunst, Vermittlung, Ausstellungstheorie, Geschichtspolitik und Antirassismus. Nora Sternfeld ist Autorin von “Das Pädagogische Unverhältnis. Lehren und Lernen bei Rancière, Gramsci und Foucault”, Wien 2009 und “Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung. Transnationales Lernen über den Holocaust in der postnazistischen Migrationsgesellschaft”, Wien 2013 sowie Mitherausgeberin von zahlreichen Sammelbänden.
Mittwoch, 18. April, 19 Uhr (DE)
nGbK-Veranstaltungsraum, 1. OG
Kunst als Konflikt. Die Ästhetik des künstlerischen Aktivismus
Oliver Marchart
Begrüßung: Ingo Arend, Präsidium nGbK
Oliver Marchart stellt Thesen zu einer Ästhetik des Politischen vor. Im Zentrum des Vortrags stehen das Verhältnis von künstlerischer zu politischer Praxis, die Erzeugung von Öffentlichkeit und die Funktion von Strategien der Propaganda, Agitation und Organisation. Anhand von Beispielen erlaubt Marchart eine sneak preview in sein im Sommer bei Sternberg erscheinendes Buch “Conflictual Aesthetics. Artistic Activism and the Public Sphere“.
Oliver Marchart ist Professor für Politische Theorie an der Universität Wien und derzeit Fellow am Kulturwissenschaftlichen Kolleg der Universität Konstanz. Von 2012 bis 2016 hatte er die Professur für Soziologie der Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf inne. Zu seinen Veröffentlichungen zählen: Hegemonie im Kunstfeld. Die documenta-Ausstellungen dX, D11, d12 und die Politik der Biennalisierung (König 2008), Die politische Differenz. Zum Denken des Politischen bei Nancy, Lefort, Badiou, Laclau und Agamben (Suhrkamp 2010), Das unmögliche Objekt. Eine postfundamentalistische Theorie der Gesellschaft (Suhrkamp 2013) und Der unmögliche Horizont. Politik und Ethik radikaler Demokratie (i.E.).