21.–24. Mai 1994
Arbeitsgruppe
Peter Herbstreuth, Rainer Höynck, Bärbel Jäschke, Elke Melkus, Katrin Bettina Müller, Michael Schönke, Angelika Stepken, Frank Wagner, Claudia Wahjudi, Gabriele Werner
In Kooperation mit dem Kulturbüro Kreuzberg und dem Kunstamt Kreuzberg
Aus der Pressemitteilung:
Zur berühmten Kreuzberger Mischung, die Wohnen und Gewerbe unter einem Dach traditionell vereint, gehörten Künstler immer dazu. Um die unermeßliche Vielfalt an künstlerischen Produktionsstätten, Initiativen und Aktivitäten wird der Stadtteil anderswo beneidet.
In der Oranienstraße, dem geographischen Mittelpunkt in Kreuzberg SO 36 und den direkt angrenzenden Straßenzügen, werden 57 Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers für mehrere Stunden an drei Tagen öffnen, um einen Einblick in ihre künstlerische Arbeit zu ermöglichen. Die Kunst, die hinter den Fassaden entsteht, kann besichtigt werden.
Pressestimmen
Tagesspiegel, ? (Jan Gympel):
“Vom Erfolg der Aktion waren sowohl die Initiatoren und Koordinatoren […] überrascht. […] Aber ist denn nördlich vom Kottbusser Tor überhaupt noch viel los? Geht der Stadtteil nicht der Verödung entgegen: weitestgehend saniert und von Berufsrevoluzzern terrorisiert, in attraktiver wiedergewonnener Citylage, von jenen geflohen, die in Mitte oder Prenzlauer Berg jene billigen Bruchbuden finden, die Kreuzberg vor zwanzig Jahren seine Subkultur bescherten? ‘Wir wollten nicht, dass wieder alle in einem Raum sitzen und erzählen, wie schlimm es ist’, meint Silke Fischer vom Kulturbüro, ‘sondern zeigen, worum es bei der Diskussion um steigende Gewerbemieten und Atelierabbau wirklich geht: daß die Künstler mit ihrer Arbeit weitermachen können und wie und wo sie das tun.”
Junge Kunst, Nr. 20, 1994:
“Der Tag der offenen Tür ist ein Versuch, auf die problematische Ateliersituation aufmerksam zu machen. Der Stadtbezirk Kreuzberg hat, seitdem Berlin wieder eine Stadt ist, seine Außenseiterrolle verloren - und er gehört zum Zentrum, und er zieht immer mehr Firmen an, die auch höhere Mieten zu zahlen bereit sind. […] Das Problem ist, dass diese Verdrängung sehr still vonstatten geht, weil das Atelier kein öffentlicher Raum ist.”
Berliner Morgenpost, ?,
“‘Die Oranienstraße ist das Rückgrat Kreuzbergs. Hier zeigt sich die berühmte ‘Kreuzberger Mischung’, die traditionell Wohnen und Gewerbe unter einem Dach vereint, von ihrer besten Seite’, so Busse weiter. ‘Dazu gehören auch die rund 800 bildenden Künstler, die in Kreuzberg leben.’
Die ‘Kreuzberger Mischung’ ist bedroht: Viele Künstler können sich die steigenden Gewerbemieten für ihre Ateliers kaum noch leisten. Eine Statistik des Landesamtes für zentrale soziale Aufgaben nennt Zahlen: 1992 hatten 77 Prozent der Berliner bildenden Künstler ein Brutto-Jahreseinkommen von unter 25 000 Mark (Ein-Personenhaushalte), während sie jährlich bis zu 12 000 Mark Ateliermiete aufwenden mußten.”