TOUCH

29. September–18. November 2018
Eröffnung: 28. September 2018

Ausstellung
Veranstaltungsreihe

Ort(e):
neue Gesellschaft für bildende Kunst, Oranienstraße 25, 10999 Berlin

Künstler_innen

Sarah Browne, Ruth Buchanan, Andrea Büttner, Cevdet Erek, Emma Haugh, Christin Kaiser, Robin Kirchner, Stephanie Kiwitt, Luise Marchand, Florian Meisenberg, Julien Prévieux, Barbara Proschak, Grazyna Roguski, Anike Joyce Sadiq, Maja Zimmermann

Teilnehmer_innen

Fabian Bechtle, Melanie Bonajo, Nadja Buttendorf, Valie Export, Harun Farocki, Federica Fiore, Barbara Hammer, Imogen Heath, Fiona McGovern, Johanna Peine, Laure Prouvost, Yvonne Rainer, Lisa Steele

Arbeitsgruppe

Bakri Bakhit, Nadja Quante, Thomas Rustemeyer, Anna Voswinckel, Maja Zimmermann

Zentrales Thema der Ausstellung ist die Berührung in unterschiedlichen Bedeutungszusammenhängen – als sensorische Wahrnehmung, als Ausdruck von Empathie, als körperlicher Übergriff, als Heilverfahren oder als Geste in der Computertechnologie. Gezeigt werden zeitgenössische künstlerische Positionen, die am Begriff der Berührung aktuelle Widersprüche in der Gesellschaft aufzeigen.

Die haptische, vermeintlich hautnahe Kommunikation über sensorische Touch-Oberflächen macht das Berühren zu einem wichtigen Bestandteil unserer alltäglichen Kommunikation. Während die Veroberflächlichung ein Begehren nach sinnlicher Stimulation erzeugt, das seine Befriedigung wieder in virtuellen Formen der Berührung sucht, wird das grundlegende menschliche Bedürfnis nach Berührt-werden durch ein sich diversifizierendes Angebot an Berührung einschließenden Körper- und Heilpraktiken bedient. Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Entwicklung untersuchen die Künstler_innen der Ausstellung neue Formen des Zugriffs auf den Körper.

Im Aushandeln von Nähe und Distanz in der Berührung offenbaren sich kulturelle und soziale Vorstellungen und Wertesysteme. Obwohl der Tastsinn dem Sehen vorausgeht, wird in der westlichen Welt das Potenzial der Erkenntnisgewinnung durch die haptische im Vergleich zur visuellen Wahrnehmung in der Vergangenheit wenig reflektiert. So stellt sich vor allem aus queer-feministischer Perspektive die Frage, ob die Dominanz des Visuellen eine Folge bzw. Bedingung der über Jahrhunderte etablierten patriarchalen und kolonialen Machtstruktur unserer Gesellschaft sein könnte.

Termine:

Freitag, 28. September 2018, 19 Uhr
Eröffnung der Ausstellung
mit der performativen Intervention »hosen« von Grazyna Roguski

Freitag, 02. November 2018
18 Uhr
Führung mit den Kurator_innen durch die Ausstellung TOUCH

19 Uhr
Veranstaltungsraum, 1. OG
Filmprogramm I
»Formen – Zeigen«
Mit Arbeiten von Fabian Bechtle, Valie Export, Harun Farocki, Lisa Steele, Yvonne Rainer

Hände und das, was sie ermöglichen, stehen im Fokus dieses ersten Teils des Filmprogramms. Indem unsere Finger auf etwas hindeuten oder Gegenstände abtasten, setzen sie uns in Bezug zur Welt. Berühren sich unsere Hände, fallen Berührtes und Berührendes ineinander. Wer berührt, ist involviert. Den Auftakt der Reihe bildet die Dokumentation des TAPP- UND TASTKINO, welches VALIE EXPORT 1968 durch die Straßen Wiens trug. In dieser exemplarischen Arbeit wird dem distanzierten Voyeurismus des (männlichen) Blicks die öffentlich inszenierte Nähe der taktilen Erfahrung gegenübergestellt.

Samstag, 3. November 2018
14-17 Uhr
Veranstaltungsraum, 1. OG
Bodywork – Workshop I (DE/EN)
»THE HORMONAL GAME OF LOVE AND PLEASURE« von Federica Fiore

In diesem Workshop erforschen wir die Beziehung zwischen intensiver Wahrnehmung, Atmung, Oxytocin und Endorphinen. Indem wir unsere Atmung, Bewegung und verbindende Hilfsmittel nutzen, wollen wir in einen veränderten Bewusstseinszustand eintreten. Wir untersuchen, wie wir den Oxytocin-Spiegel in unserem Körper durch bewusste Praktiken und in Beziehung zu anderen erhöhen können. Wir spielen mit der Idee, Liebe, Sexualität, Vertrauen und Selbstermächtigung in unseren Zellen zu speichern. Zusammen kreieren wir einen sicheren Raum, um Grenzen und vielleicht neue Bereiche zu erkunden.

Federica Fiore ist eine alternativmedizinische Künstlerin, Performerin, Träumerin und Mutter. Seit 2013 führt sie den Raum tutgut – Zentrum für Bewegung und Heilkünste in Berlin. Sie kombiniert ihre Erfahrung mit bewusster Sexualität, Heilungsprozessen, Tanz und somatischer Arbeit, um das ekstatische und lustvolle Potential des Körpers zu erforschen. Aktuell macht sie eine Hebammenausbildung an der IbBg Vivantes, Berlin.

17-17.30 Uhr
Ausstellungsraum
Workshop (DE/EN)
»#HotPhones – high-tech self-care« von Nadja Buttendorf

In diesem Workshop bringt uns die Künstlerin Nadja Buttendorf bei, wie wir unsere Smartphones heißer bekommen als uns selber. Ein #HotPhone lockert die Muskeln und hilft zu entspannen. Die #HotPhone-Massage ist eine wohltuende und tiefenberuhigende Form der Massage. Sie ist eine hilfreiche Anwendung, die sich leicht in den Alltag integrieren lässt. Jede_r ist eingeladen, einen aktiven Part in der High Tech Self Care-Community einzunehmen. Eine #HotPhone Entspannungs-Massage macht Dich wieder fit und aktiviert Energie für Dich und Deinen nächsten Smartphone-Nutzungsmarathon.

Nadja Buttendorf (*1984) ist eine transdisziplinäre bildende Künstlerin und lebt in Berlin. Sie ist spezialisiert auf Fragen der kybernetischen Erweiterung des menschlichen Körpers, fremdartige spekulative Szenarien und posthumanen Schmuck. Buttendorf ist ein Gründungsmitglied von Cyborg e.V. und dafür bekannt, den Begriff „Explants“ erfunden zu haben.

18 Uhr
Veranstaltungsraum, 1. OG
Filmprogramm II
»Flüchtige Nähe«
Mit Arbeiten von Melanie Bonajo, Barbara Hammer, Imogen Heath, Laure Prouvost

FLÜCHTIGE NÄHE, der zweite Teil des Filmprogramms, bezieht sich auf feministische Videoarbeiten, die Film als haptisches Material begreifen und auf intime und direkte Weisen das Geschehen vor der Kamera, die Filmemacherin selbst und die Betrachtenden in Beziehung setzen. Der Avantgarde-Film „Dyketactics“ (1974), in welchem Barbara Hammer ihre eigene lesbische Identität sichtbar macht, bildet den historischen Referenzrahmen für die in den letzten Jahren entstandenen Werke. Zum Abschluss des Programms verbindet der experimentelle Dokumentarfilm „Night Soil – Economy of Love“ (2015) von Melanie Bonajo das sinnliche Portrait aktivistisch-feministischer Sexarbeiterinnen aus Brooklyn mit den eigenen Gedanken der Künstlerin zu zeitgenössischen Formen von Spiritualität, Geschlechterrollen und Intimität.

20 Uhr
Ausstellungsraum
Performance (EN)
»Sex in Public« von Emma Haugh

“This privatized sexual culture is what was called the love plot of intimacy and familiarization, a rite of blood as a psychic base for identification.
Enforcing boundaries between open spaces, commerce replacing state, making sex private by making bodies narrative and reproduction embedded things, sandwiched between chaos and order by a strong sense of public and private fantasy becomes banalised by ordinariness; the most intimate crevice now vibrates in the law.”
Script for SEX IN PUBLIC (2018)

Indem sich Haugh Textpassagen der Schwulenliteratur aneignet und mit Architekturzeichnungen von Wohnräumen und Theoriezitaten rund um Sex in der Öffentlichkeit collagiert, thematisiert die Künstlerin die identitätsbildende Rolle sozialer Räume. Damit schlägt sie eine alternative sexuelle Erzählung vor, die nicht-häusliche, analoge Formen von Intimität und Berührung einbezieht.
[Die Performance findet in Haughs Installation im Ausstellungsraum statt.]

21 Uhr
Ausstellungsraum
Künstlerinnengespräch (EN)
»Going Deeper – Visual Art, Technology and Queer Desire«
mit Nadja Buttendorf, Emma Haugh, Imogen Heath, Fiona McGovern

Im Gespräch mit den Künstlerinnen Nadja Buttendorf, Emma Haugh und der Filmkünstlerin Imogen Heath diskutiert die Kunsthistorikerin Fiona McGovern verschiedene Positionen und Stränge des Rahmenprogramms. Technologische Gadgets als Teil einer fetischisierten Welt der Selbstoptimierung, die Verlagerung des öffentlichen in digitale Räume und eine mit der Filmkamera oder expliziter Sprache gesuchte, dokumentarische Nähe zu (queerer) Intimität bilden mögliche Berührungspunkte der einzelnen Arbeiten. Gestellt werden Fragen nach einem von Objekten und Körpern ausgehenden Begehren, der Position der Zuschauenden und den haptisch-sinnlichen Qualitäten des Visuellen.

Sonntag, 4. November 2018, 14-16 Uhr
Veranstaltungsraum, 1. OG
Bodywork – Workshop II (DE/EN)
»Touching Breath Bones Tissues« von Johanna Peine

Welche Qualitäten von Berührung gibt es? Was kann Berührung bewirken? In diesem Workshop wird mit Elementen aus der Alexander-Technik, der Cranio-Sacral-Technik und anderen somatischen Methoden gearbeitet, um zu erfahren und erforschen, was Berührung alles sein kann. Die Teilnehmer_innen können sich für die feine Wahrnehmung in der Berührung sensibilisieren und Materialien, Gewebe, Knochen, Muskeln, Rhythmen oder den Atem wahrnehmen. Im Liegen beginnend, werden die eigenen Körper berührt, die eigenen Hände erforscht, mit Materialien und schließlich miteinander gearbeitet.

Johanna Peine ist Sängerin und Alexander-Techniklehrerin mit Fortbildungen in verschiedenen somatischen Methoden wie Craniosacralarbeit, Feldenkrais, Atemtherapie, Faszienarbeit. Sie unterrichtet u.a. an der UdK Berlin/Hochschulübergeifendes Zentrum Tanz Berlin und bei Ramba-Zamba (Theater für Menschen mit Behinderung).

Sonntag, 18. November 2018, 16 Uhr
Führung: TOUCH

Führung mit den Kurator_innen durch die Ausstellung TOUCH

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