23. Oktober–12. Dezember 2010
Eröffnung:
22. Oktober 2010
Künstler_innen
Trisha Donnelly, Famed, Friederike Feldmann, Andrea Fraser, Peter Friedl, Ull Hohn, Karl Holmqvist, Louise Lawler, Kirsten Pieroth, Karin Sander
Arbeitsgruppe RealismusStudio
Edda Kapsch, Christin Lahr, Simon Marschke, Mara Traumane, Frank Wagner, Susanne Weiß, Lena Ziese
Einem Werk einen Titel zu geben, der gleichzeitig seine Abwesenheit behauptet, ist eine beliebte künstlerische Strategie. Seit den 1970er Jahren ist Untitled der am häufigsten verwendete Titel zeitgenössischer Kunst überhaupt.
Angesichts der Geschichte der Nicht-Titel im 20. Jahrhundert stellt sich die Frage, wie Künstler_innen der Gegenwart Titel, die behaupten, keine zu sein, einsetzen. Die Ausstellung UNTITLED (OHNE TITEL) greift diese Frage auf. Es gibt eine Konzentration auf Arbeiten, die die paradoxen Qualitäten ihres Titels in eine weiterführende künstlerische Strategie überführen und mit einer analytischen Haltung verbinden.
Die künstlerischen Arbeiten thematisieren die Bedingungen und Voraussetzungen der eigenen Praxis innerhalb des Betriebssystems Kunst, die semantischen Dehnbarkeiten des Titels auf das Werk und seinen Kontext und schließlich die strategisch gesetzten Leerstellen in Bezug auf vermeintlich politische und kulturelle Eindeutigkeiten. Im Gegensatz zu ihren historischen Vorgängern gehen die Werke vor allem von Details und von scheinbar Nebensächlichem aus, um daraus spezifische Fragestellungen zu entwickeln.
Die Künstler_innen der Ausstellung nutzen den reflexiven Einsatz ihrer jeweiligen künstlerischen Medien als zugleich spielerische wie auch befragende Untersuchung gesellschaftlicher und kultureller Autoritäten. Der Widerspruch zwischen Benennung und Nicht-Benennung eröffnet ihnen eine Freifläche für Reaktionen, in der zwei Bewegungsrichtungen auffallen. Titel wie Untitled oder o.T. oder Not yet titled markieren eine Verweigerungshaltung gegenüber einer vorschnellen Einordnung und verweisen auf das Werk an sich. Wie ein Möbiusband bewegen sie sich zwischen sowohl-als-auch und spielen den Ball der Hermeneutik zurück an den Betrachter/die Betrachterin.
Karl Holmqvist führt diese Bewegung vor, indem er mit dem Titel What’s my name? den Leser/die Leserin mit einer direkten Frage konfrontiert, die nicht zu beantworten ist und somit den Widerspruch zwischen Benennung und Nicht-Benennung zuspitzt. Alle Arbeiten der Ausstellung pendeln zwischen einer pointiert gesetzten Offenheit und einer analytischen Haltung gegenüber gesellschaftlichen Übereinkünften im Allgemeinen und/oder dem System Kunst im Besonderen.
In der Ausstellung sind auch mehrere Serien des früh verstorbenen Künstlers Ull Hohn zu sehen, der sich der Befragung kunsthistorischer Paradigmen widmete und in den 1990er Jahren die Strukturen von ‘Appropriation’ und ‘Institutional Critique’ untersuchte.
Karin Sander, Famed und Friederike Feldmann haben für die Ausstellung in der NGBK eigens neue Werke entwickelt.
Katalog - mit den Abbildungen der Werke alle Künstlerinnen und Künstler sowie Texten von Tobias Vogt, Edda Kapsch, Christin Lahr und Lena Ziese. ISBN: 978-3-938515-37-2
Veranstaltungen
Im Rahmen der Ausstellung “Untitled” (23. Oktober - 12. Dezember 2010):
Performance
„What’s my Name?“ von Karl Holmqvist am 31. Oktober, 17 Uhr in der NGBK
Führungen
durch die Ausstellung jeden Donnerstag um 17 Uhr.