Cirugia Plastica. Konzepte zeitgenössischer Kunst Chile 1980-1989

14. September–18. Oktober 1989
Eröffnung: 13. September 1989

Ausstellung
Publikation

Begleitheft in spanisch

Ort(e):
Staatliche Kunsthalle Berlin, Budapester Str. 42
Sputnik Kino

Künstler_innen

Francisco Brugnoli, Gloria Camiruaga, Gonzalo Diaz, Eugenio Dittborn, Virginia Errazuriz, Pablo Lavin, Carlos Leppe, Lüger de Luxe, Alvaro Oyarzun, Manuel Torres, Francisco Vargas, Rodrigo Vega

Arbeitsgruppe Chile

Thomas Bierbaum, Gunter Blank, Dario Quinones, Matthias Reichelt, Chris Dertinger-Contreras Vasquez, Ricardo Zamora

Aus der Pressemitteilung:
“Mit der Ausstellung stellt die NGBK erstmals in Europa ein weites Spektrum der chilenischen Avantgarde aus Konzeptkunst, Performance, Neuer Malerei und Videokunst vor. Notwendigerweise wird unser Bild von der chilenischen Kunst wie überhaupt der kulturellen Entwicklung Chiles während der 16-jährigen Militärdiktatur relativiert werden.

Im Schatten von politischer Zensur und einem sich auf das Politische beschränkenden Widerstand, hat sich eine kulturelle Strömung entwickelt, die weder von staatlichen Instanzen, noch von der Opposition entsprechend rezipiert wurde. Auch die weltweite Solidaritätsbewegung hat sich in ihrer Wahrnehmung in der Regel auf die bekannten, in der Tradition der Unidad Popular stehenden, kulturellen Artikulationen beschränkt.

Mit der Präsentation von 38 Künstlern, deren gemeinsames Merkmal es ist, sich einfachen Zuordnungen zu entziehen, bemüht sich die NGBK eine umfassende, wenn gleich nach wie vor unvollständige Momentaufnahme der kulturellen Situation in Chile dem deutschen Publikum näher zu bringen.”

Pressestimmen

Der Tagesspiegel, 22.09.1989 (Michael Nungesser)
“Zwischen (..) Installationen finden sich auch Werke einiger Maler, meist großformatige symbolisch-surrealistische Bilder, in denen zum Teil mit Rückgriff auf Pop-art und Comics gesellschaftliche Zustände und Mißstände parodistisch-drastisch oder metaphorisch dargestellt werden. Ergänzt wird der Kunstüberblick durch Videoarbeiten sowie separat im Sputnik-Kino – durch Kunstvideos.”

Aus der Transkription, Radio Bremen, 13.09.1989 (Peter B. Schumann)
“Die Neue Gese11schaft für Bildende Kunst macht mit dieser Ausste11ung zum ersten Mal bewußt, daß es außer der traditione11 figurativen Richtung noch eine andere gibt, die sich selbst AVANZADA nennt, die fortgeschrittene oder der Vorposten der chilenischen Kunst, der schon mal abstrakt sein kann und meist de–konstruktivistisch ist, eine Kunst des Fragmentarischen. (…) Insgesamt eine Ausstellung, die bestürzt, weil sie ehrliche Auskunft gibt über die Befind1ichkeit Chi1es, über die Traumata, die die Diktatur geschaffen hat und die diese Künstler überzeugend zum
Ausdruck bringen.”

Die Tageszeitung, 23.09.1989 (Dorothee Hackenberg)
“‘CONTRA SIGNO CONTRA SIMBOLO’ steht in Neonlettern unter der vierteiligen Fotoperformance von Gonzalo Diaz, auf der er neben Wasserwaage, Duden und Senkblei, den geistigen Kolonisationswaffen des Abendlandes, mit Hammer, Sichel und geballten Fäusten posiert. Aber hinter ihm und der knallroten Fahne steht ein lächerlich anachronistisches klassizistisches Architekturmonstrum, Säulen und Pilaster sind verfallen und geben trotzdem einen würdig-komischen Rahmen ab für die Zeremonie der Auflehnung. Die großformatigen eng nebeneinander gehängten Tafelfotografien wirken wie ein erweitertes Triptychon: Kultische Dokumentation einer Pose der künstlerischen Selbstbehauptung, die sich von der Geschichte und ihren Symbolen distanziert und doch nicht von ihnen loskommt.”

Berliner Morgenpost, 15.09.1989 (Jens Arndt)
“Das Künstlerkollektiv Lüger de Luxe verbindet in seiner Installation ‘China – oder drei Geschichten eines Verbrechens aus Leidenschaft’ Gewalt und Sexualität. Wie in einem Horrorkabinett mit Sarg, ausgestreuten Rosenblättern, Spritzen, Scherben, Trauerfloren und fast pornographischen Fotos werden hier allzu plattitüdenhafte dramatische Szenen von Verletzung, Sinnlichkeit und Tod aneinandergereiht.”