Kunst der mexikanischen Revolution – Legende und Wirklichkeit

1. November–31. Dezember 1974

Ausstellung
Publikation

Beiheft

Ort(e):
Orangerie des Schlosses Charlottenburg

Künstler_innen

Ignacio Aguirre, Raul Anguiano, luis arenal, Alberto Beltran, Arturo Garcia Bustos, Elizabeth Catlett, Ramon Alva de el Canal, Gonzalo de la Paz Perez, Jesus Escobedo, Leopoldo Mendez, Jose Chavez Morado, Isidoro Ocampo, Pablo O'Higgins, Jose Clemente Orozco, Jose Guadalupe Posada, Diego Rivera , Aurora Ryes, David Alfaro Siqueiros, Alfredo Zalce

Arbeitsgruppe

Helmuth von Claer, Hanna Gagel, Ute Grauerholz, Peter Moses-Krause, Olav Münzberg, Michael Nungesser, Helga Prignitz, Johanna Rosen, Friedrich Rothe, Hans Schlirf, Rose Schlirf, Wolfgang Tschöke, Bernd Weyergraf

Aus der Publikation:
Mit dieser Ausstellung zeigt die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst zum ersten Mal in Europa die Kunst der mexikanischen Revolution in ihrem Zusammenhang. Diese Kunst ist bei uns im Unterschied zu vielen anderen Ländern weitgehend unbekannt geblieben. Schuld daran hat die herrschende Kulturpolitik dieses Landes; sie richtet sich gegen jede Kunst, die mit politischem Engagement die gesellschaftlichen Verhältnisse realistisch darstellt und zu ihrer Veränderung aufruft.

Die Künstler, deren Werke hier zu sehen sind, wollten nach dem Sieg der bürgerlichen Revolution in Mexiko dazu beitragen, die bürgerlich-demokratische Revolution in die sozialistische hinüberzuführen. Obwohl sie sich nach Kräften bemühten, an der Seite des Volkes im Kampf gegen ausländische und einheimische Unterdrücker zu stehen, erlitten die Künstler jedoch viele Niederlagen und sind schließlich gescheitert. In ihrem Bemühen, durch die Wandmalerei die Masse des Volkes zu erreichen, machten sie sich von der Bereitschaft der Regierungen ihre Kunst zu unterstützen, abhängig und ließen sich häufig durch deren sozialreformerische Projekte und antiimperialistische Phrasen täuschen.

Pressestimmen

Süddeutsche Zeitung, 12.12.1974 (Werner Rhode)
“Die Ausstellung der NGBK-Arbeitsgruppe ist gut und sehenswert. Der Besucher wird nicht – wie vor Jahren in NGBK-Austellungen – didaktisch geprügelt. Die ‘Kunst der mexikanischen Revolution’ ist eine Kunst von großer Sinnlichkeit, von phantasieanregender Anschaulichkeit. Vom Einfallsreichtum und von der handwerklichen Perfektion dieser Maler und Graphiker können sich die Stoßtruppler des künstlerisch kargen Revoluzzer-Realismus hierzulande etliche Scheiben abschneiden.”

Der Spiegel, 18.11.1974 (unbekannt)
“Die Berliner Arbeitsgruppe fand bei ihrer Mexiko-Expedition die meisten berühmten Wandgemälde in passablem Zustand. Schwieriger aufzuspüren, aber leichter ausstellen ließ sich die ‘mobile revolutionäre Kunst’ (Siqueros und Rivera), die einst Mexiko überschwemmt haben muß, nun aber in den Schubladen verschwunden war: die Druckgraphik. In dieser Kunstsparte, mit Zeitungsillustrationen, Flugblättern und Plakaten, war bereits Politik gemacht worden, ehe die Wandmalerei in Schwung kam. (…) Eindeutige künstlerische Qualitäten vieler Wandbilder und Graphiken, die etwa den sozialistischen Ostblock-Realismus weit in den Schatten stellen, schaffen doch das Problem politischer Prinzipientreue und Wirksamkeit nicht aus der Welt. Die neue Gesellschaft für bildende Kunst reicht die Frage an den Besucher weiter. Er soll, verlangt der Katalog, die fälligen Lehren für eine ‘fortschrittliche Kunst in unserem Land’ selber ziehen.”

FAZ, 30.11.1974 (Camilla Blechen)
“Jene ins Kleinformat fotografierten Abbildungen, mit denen die Ausstellung an der Wucht der Originale vorbeigeht, verändern und verharmlosen die atemlose, bombastische, zuweilen brutale Bildsprache der – in der Rolle der Protagonisten vorgestellten Siqueiros, Orozco und Rivera. Lediglich die originalgroße Kopie eines Triptychons von Rivera (Darstellungen der taraskischen, totonakischen und zapotekischen Zivilisation, deren Originale am ‘Nationalpalast’ in Mexiko-Stadt zu finden sind) und eine Faksimilereproduktion des fünf mal vier Meter messenden Gemäldes ‘Der Schützengraben’ von Orozco vermögen jenen einschüchternden Eindruck, jenes Erschlagenwerden vom Sujet zu vermitteln, um das es den Künstlern ging.”