15. September–31. Dezember 2019
Künstler_innen
Alexis Dworsky, Josefine Günschel, Stephanie Hanna, Miro Kaygalak, Beatrice Schuett Moumdjian
Arbeitsgruppe
Ayşe Güngör, Cassandra Mehlhorn, Gabriela Seith, Amalie Sølling-Jørgensen, Johanna Werner
Mitarbeit
14., 15., 27. September 2019 (mehr Informationen s.u.)
Alexis Dworsky »Fitte Kadenz«
20. September - 31. Oktober 2019
Josefine Günschel »VERSICHERN | ENTSICHERN«
Plakatflächen hinter den Gleisen U7-Bahnhof Fehrbelliner Platz
(20. September – 21. Oktober 2019)
Plakatflächen hinter den Gleisen U8-Bahnhof Kottbusser Tor (1. – 31. Oktober 2019)
15. September - 15. November 2019
Stephanie Hanna »Worauf basiert Frieden?«
Platz der Luftbrücke, Haupteingang Flughafen Tempelhof
15. September - Ende Dezember 2019
Miro Kaygalak »Dual-Use«
Plakatflächen hinter den Gleisen der U6-Bahnhöfe Paradestraße und Platz der Luftbrücke
15. September - 4. November 2019
Beatrice Schuett Moumdjian
»Forensic Excavations Inventory or The Total Deconstruction of an Armenian Family«
Plakatflächen hinter den Gleisen U6-Bahnhof Stadtmitte
Im Jahr 2019 ist ein eklatanter Anstieg deutscher Rüstungsexporte zu beobachten. Auch wenn Berlin längst kein Hauptstandort der Waffenproduktion mehr ist, spielt die Stadt noch immer eine zentrale Rolle im Rüstungshandel. Hier werden die Weichen gestellt für die politischen Entscheidungen, die die Rüstungsproduktion und -exporte regeln. Deshalb sind die größten Rüstungsunternehmen und -verbände in der Hauptstadt ansässig und können ihre Interessen im politischen Vorraum vertreten. Die physische Nähe zwischen Lobbyismus und Politik übersehen viele und wenn Besucher_innen der Stadt das Brandenburger Tor ablichten, wissen sie nicht, dass sie gleichzeitig die Standorte bedeutender Rüstungsfirmen fotografieren.
Mit dem Titel »Up in Arms« (dt. ›energisch gegen etwas protestieren‹) widmet sich der Wettbewerb »Kunst im Untergrund 2019« der Rüstungsindustrie in einer kritischen Auseinandersetzung. Die ausgewählten Künstler_innen intervenieren mit ihren Arbeiten im Stadtraum genau dort, wo sie für die Rüstungsindustrie wichtige historische und aktuelle Orte markieren. Die wirtschaftlichen und politischen Strukturen und die Auswirkungen des Waffenhandels werden offengelegt. Dabei gehen die Kunstwerke über die bloße Markierung hinaus, sie laden zur kritischen Reflexion ein und rufen – Up in Arms – zum Protest auf.
Die parallel dazu stattfindenden Stadtführungen sind ein gemeinsames Angebot aus der Zusammenarbeit mit dem Verein LobbyControl. Sie bieten eine erweiterte Form der Auseinandersetzung: Enge Verknüpfungen von Rüstungskonzernen, Lobbyverbänden, Politik und Kunstbetrieb werden nachvollziehbar gemacht. Eine Webseite bietet weitere Informationen und Recherchen zu den in Berlin ansässigen Hauptakteur_innen und verzeichnet auf einem Stadtplan deren Standorte.
Alexis Dworsky »Fitte Kadenz«
in Zusammenarbeit mit Cajus Heinzmann
Eine Gruppe Jogger_innen läuft im Gleichschritt durch Berlin. Ein Freestyle-Hip-Hopper gibt dabei als ›Drill Instructor‹ im Kadenz-Singsang den Text vor, der vom Pulk der Läufer_innen wiederholt wird. »Fitte Kadenz« ist eine performative Choreografie im öffentlichen Raum, die den verdeckten Militarismus in unserer Alltagskultur und die Aktivitäten der Rüstungsindustrie in Berlin thematisiert. Drei Läufe durch Mitte, Kreuzberg und Tempelhof führen jeweils an Firmenstandorten, an historischen Orten der Rüstungsproduktion, sowie an Standorten rüstungskritischer Organisationen vorbei.
Termine:
14. September 2019 ab 16:30
Start- und Endpunkt: Platz der Luftbrücke, Haupteingang Flughafen Tempelhof
15. September 2019 ab 16:30
Start- und Endpunkt: Eingang zum U6-Bahnhof Stadtmitte, Höhe Friedrichstraße 60
27. September 2019 ab 17:30
Start- und Endpunkt: Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2
Josefine Günschel »VERSICHERN | ENTSICHERN«
Wie hängt das Versichern der einen mit dem Entsichern anderer zusammen? Kund_innen großer deutscher Versicherungen wissen meist nicht, dass ihre Beiträge durch Anleihen und Aktien auch in Rüstungsunternehmen investiert werden. Mithilfe der künstlerisch-aktivistischen Strategie des Adbustings zeigt »VERSICHERN I ENTSICHERN« die Verbindungen zwischen Alltagsleben und Rüstungsindustrie am Beispiel zweier in Berlin ansässiger Unternehmen auf.
Stephanie Hanna »Worauf basiert Frieden?«
Das globale Wettrüsten wird oft mit Friedenserhalt begründet, jedoch ist das Gegenteil der Fall: Die bloße Existenz von Waffen ist als Gewaltandrohung bereits eine Form der strukturellen Gewalt. Die Bodenposterarbeit der Künstlerin Stephanie Hanna ist einem Perserteppich bzw. einem afghanischen Kriegsteppich nachempfunden. Die zentrale Frage: »Worauf basiert Frieden?« In zahlreiche Sprachen übersetzt, spannt sie sich über ein filigranes Muster, dessen Grundmotive erst auf den zweiten Blick als Waffenabbildungen erkennbar werden.
Miro Kaygalak »Dual-Use«
In dieser Arbeit geht es um die prinzipielle Verwendbarkeit von Gütern zu zivilen als auch militärischen Zwecken. Zwei Plakate zeigen einen beschrifteten Apfel und spielen mit der ›zweifachen‹ Verwendung dieses Schriftträgers: Während hierzulande Unternehmen laser-beschriftetes Obst als Werbeträger für Konsumgüter benutzen, hat der Apfel eine ganz andere Symbolkraft im Zusammenhang mit den Ereignissen im Nordirak im Jahr 1988: Das Giftgas, das damals unter Führung von Saddam Hussein gegen Kurd_innen eingesetzt wurde, roch nach Äpfeln. Dieses Ereignis hat sich in das kollektive Gedächtnis der Betroffenen eingeschrieben. Der Künstler stellt nun den Namen eines der 5000 Opfer dem Namen eines Unternehmens gegenüber, das maßgeblich an der Herstellung und Lieferung von Geräten beteiligt war, die damals im Irak zur Produktion von Giftgas genutzt wurden.
Beatrice Schuett Moumdjian
»Forensic Excavations Inventory or The Total Deconstruction of an Armenian Family«
Beatrice Schuett Moumdjians collageartige Plakatserie beschäftigt sich mit der Rolle, die deutsche Rüstungsunternehmen im Zusammenhang mit der Geschichte ihrer Familie und dem Armeniengenozid während des Ersten Weltkriegs spielten. Die Künstlerin bedient sich dabei der archäologischen Methode des ›Forensic Excavations Inventory‹, um ihre Familienbiografie zu erforschen. Sie stellt sich damit gegen eine Historisierung des Konflikts und transportiert ihn in den Berliner Stadtraum der Gegenwart. Das Kunstwerk verweist auf die Auswirkungen von Krieg – Tod, Flucht und Migration – die auch nach mehreren Generationen noch spürbar sind.
21. September - 27. Oktober 2019
FÜHRUNGEN mit LobbyControl
Immer Samstag und Sonntag, 14:00
DE: 21., 22., 28. Sept. | 6., 12., 19., 27. Okt.
Finanziert von
Unterstützt von