1. Januar–31. Dezember 2021
Künstler_innen
Seit 2018 werden jährlich zwei Stipendien an in Istanbul lebende Künstler_innen vergeben. Das bestehende Istanbul-Stipendium der Senatsverwaltung für Kultur und Europa wurde zu einem echten Austausch erweitert, indem jährlich zwei Künstler_innen aus Istanbul von einer Jury ausgewählt und nach Berlin entsandt werden und umgekehrt. Damit sollen die Beziehungen zwischen den Partnerstädten Berlin und Istanbul und die Verbindung zur türkischen Kunstszene weiter gestärkt werden. Dies folgt der Überzeugung, dass internationaler Austausch und unmittelbare Kommunikation kulturelle Vielfalt als Bereicherung erlebbar werden lassen und zum Perspektivenwechsel einladen.
Januar-Juni 2021
Alper Aydın
Alper Aydın arbeitet auf dem Gebiet der Land Art. Er untersucht die physischen Bedingungen der ihn umgebenden Umwelt und den Einfluss des Menschen auf ökologische Prozesse mittels soziologischer, historischer und archäologischer Infrastrukturen. Der Künstler greift mit Fotografien, Skulpturen, Installationen, Performances und temporären Arrangements aus natürlichen Materialien in die Landschaft ein und hinterlässt temporäre Spuren, indem er Beobachtungen in der Natur anstellt, Proben sammelt und die Umgebung durch das Hinzufügen neuer Formen verwandelt.
Für seinen Berlin-Aufenthalt plant Aydın künstlerische Forschungen zu Steinen historischer Orte in Berlin. Mit diesen Steinen möchte er eine Installation im öffentlichen Raum realisieren, die die Geschichte Berlins aus einem anderen multiperspektivischen Blickwinkel erzählt. Darüber hinaus wird er sein Langzeitprojekt „The Greatest Microbes“ fortführen. Berlin wird nach Ordu, Konya, Paris und Istanbul, die fünfte Stadt sein, die Aydın mit seinen Graffitis infiziert.
Alper Aydın (geb. 1989 in Ordu, Türkei) absolvierte das Studium der Malerei an der Anatolischen Kunsthochschule in Ordu (Abschluss 2007) und studierte 2007-2011 Erziehungswissenschaften und 2011- 2014 bildende Kunst an der Gazi Universität Ankara und an der Kunstakademie in Macerata, Italien. 2014-2019 nahm er am PhD-Programm im Fach Bildhauerei an der Hacettepe Universität Ankara teil. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und auf Biennalen gezeigt, darunter die Mardin Biennale (2018), die 15. Istanbul Biennale (2017), das Cappadox Festival in Nevsehir, Kappadokien (2017).
alperaydinart.tumblr.com
Im dritten Jahr des Stipendiums Istanbul-Berlin der Senatsverwaltung für Kultur und Europa wurden zwei Künstler_innen aus Istanbul für einen sechsmonatigen Aufenthalt in Berlin ausgewählt. Aufgrund der Covid-19-Beschränkungen wird Aydın seine Residency online beginnen und hoffentlich im April nach Berlin reisen, um vor Ort an seinen Projekten zu arbeiten.
- Juli-15. Dezember 2021
Dilek Winchester
Dilek Winchester beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Fehlübersetzungen, Sprache und emotionalen Ausdrücken. Kernthema ist das Gefühl der Zugehörigkeit, das durch Literatur entsteht. In ihren jüngsten textbasierten Installationen untersuchte Winchester die Alphabetreform in der Türkei und den literarischen Kanon mit einem besonderen Schwerpunkt auf den Schriften der Karamanliden, einer turksprachigen christlich orthodoxen Volksgruppe, die ursprünglich in Anatolien ansässig war, sowie armenisch-türkischen Büchern aus dem 19. Jahrhundert. Mit dem symbolischen Wert und der Geschichte von Alphabeten setzt sich die Künstlerin in einer Reihe von Videoarbeiten auseinander.
Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Klassifizierung und Darstellung von Emotionen in Form von Sprachspielen, die die Verwendung von Metaphern beim Ausdruck von Emotionen erforschen, wie auch das, was durch den Akt der Übersetzung zwischen den Sprachen verloren geht.
In Berlin möchte Dilek Winchester eine Serie von Druckgrafiken über die symbolische Bedeutung von Alphabeten und der Transliteration von Texten aus einem Alphabet in ein anderes entwickeln. Zudem plant sie eine skulptural-akustische Weiterentwicklung der kürzlich in Antwerpen gezeigten textbasierten Intervention »SANAT DITYE BITR ŞEY VAR«. Darin übersetzt sie einen von einer stotternden Person gesagten Satz in die schriftliche Form. Winchester setzt sich hier mit der Instabilität der Stimme in Krisenzeiten auseinander. Die Übersetzung des gestotterten Satzes ins Englische lautet: »THERE’S THIS THING CALLED ART«
Dilek Winchester (*1974) studierte freie Kunst am Saint Martin’s College of Art and Design, London, an der London Metropolitan University und promovierte in Bildhauerei an der Marmara Universität, Istanbul. Ihre Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, zuletzt in der Einzelausstellung »Attending the Void« im DEPO, Istanbul (2020).
dilekwinchester.com
Termine:
Donnerstag, 25. November 2021, 17 Uhr
Atelierbesuch mit Dilek Winchester (en)
Das Stipendium wird durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Kunstverein neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) und dem ZK/U (2018-bis Mitte 2021), seit Juni 2021 mit dem Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, in Berlin sowie dem DEPO in Istanbul ermöglicht.>/b>
Finanziert von
Senatsverwaltung für Kultur und Europa