Störungen im Offenen

Potentiale und Grenzen der transformativen Kunstvermittlung

16.–17. Februar 2019

Symposium
Vermittlung

Ort(e):
nGbK-Veranstaltungsraum, 1. OG, Oranienstraße 25, 10999 Berlin

Teilnehmer_innen

Jasmina Al-Qaisi, Michael Annoff, Elke Bippus, Anna Bromley, Nuray Demir, Claudia Hummel, Stine Marie Jacobsen, Paula-Marie Kanefendt, Silja Korn, Kristina Leko, Nanna Lüth, Kamila Metwaly, Carmen Mörsch, Branka Pavlović, Catriona Shaw, Stefanie Wiens, Yvonne Zindel

Vereinsinitiative

Nachdem in der nGbK zehn Jahre das Stipendium für künstlerische Kunstvermittlung vergeben wurde, nimmt das Symposium aktuelle Forderungen und Bestandsaufnahmen kritischer Vermittlungsdebatten in den Blick. Insbesondere feministische Perspektiven stellen fest, dass sich die wissensproduzierenden Praktiken der Kurator_innen selten auf Augenhöhe mit denen der Kunstvermittler_innen treffen. Es wird kritisiert, dass viele künstlerische und kuratorische Formate das Wissen der Vermittlung als Rohstoff behandeln, dessen Quellen und Referenzen ungenannt und somit unsichtbar bleiben. Wie können wir verhindern, dass die Wissensbildung, die in der Vermittlungsarbeit entsteht, marginalisiert wird? Wie lassen sich Zuschreibungen von und in Kunstinstitutionen transformieren?
Schon in den 2000er Jahren wurde in der nGbK ein Nachdenken über Politiken der Kunstvermittlung initiiert. Die Arbeitsgruppen Unmittelbare Vergangenheit und Kunstcoop© benannten die blinden Flecken, die bis dato im Verein nicht reflektiert wurden. Sie erinnerten an das Selbstverständnis der nGbK als anti-elitistische Produzentin und Mittlerin einer anti-klassistischen Grundlagenforschung. Aufgrund der basisdemokratischen Struktur ist sie ein guter Ort, um sowohl kollektiver als auch aufklärerischer Vermittlungsarbeit eine Plattform zu geben. In der Vereinssatzung ist verankert, dass alle Projekte in Gruppen erarbeitet werden, an deren Spitze kein einzelnes Kurator_innensubjekt steht. Seit jeher kommen Perspektiven aus künstlerischen, kuratorischen, theoretischen und aktivistischen Praktiken zusammen.

Carmen Mörsch und Nanna Lüth, Mitglieder von Kunstcoop©, werden während des Symposiums über Repräsentationen und den Status der Kunstvermittlung referieren und die Notwendigkeit der Gleichberechtigung von Ausstellungs- und Vermittlungspraktiken erläutern. Mit unbequemen Fragen nach Deutungs-, Gender- und Budgethierarchien gab Kunstcoop© wegweisende Impulse für das Stipendium für künstlerische Kunstvermittlung, das die nGbK im Jahr 2008 erstmalig ausschrieb. Das ergebnisoffene Jahresstipendium ist im deutschsprachigen Raum einzigartig. Die Idee ist emanzipatorisch, braucht aber eine kritische Überprüfung. Was ist zu tun, damit sich eine eigenständig forschende Vermittlung – eine Praxis im Offenen – als Erweiterung und Ergänzung der kuratorischen Praxis in der nGbK weiter entfalten kann?

Kuratiert von Anna Bromley
Mit Unterstützung von Paula-Marie Kanefendt

Ein herzlicher Dank für die Unterstützung bei der Vorbereitung gilt allen Beitragenden sowie Anja Bodanowitz, Birgit Auf der Lauer, Elke Krasny, Ayşe Güleç, Museum of Impossible Forms (Marianne Niemelä, Ali Akbar Mehta, Christopher Wessels) und Nora Sternfeld

Tag 1

Samstag, 16. Februar 2019
12.30 Uhr
Empfang und Begrüßung
Mit Anna Bromley und Paula-Marie Kanefendt

13 Uhr
Führung durch die Ausstellung »40 Jahre Kunst im Kontext« mit Claudia Hummel (Kuratorin)

14 Uhr
Vortrag mit anschließender Diskussion
Nanna Lüth: Widerständige Wege zu verschwinden? Feminisierte Dienstleistung und prekäre Arbeit in (Darstellungen) der Kunstvermittlung

15.30 Uhr
Vortrag mit anschließender Diskussion
Carmen Mörsch: Vielleicht doch lieber ›Bildung‹? Auf jeden Fall ›diskriminierungskritisch‹

17 Uhr
Vermittlerinnengespräch
Silja Korn, Kristina Leko, Branka Pavlovic, Catriona Shaw, Stefanie Wiens, Yvonne Zindel
Moderation: Anna Bromley, Paula-Marie Kanefendt

Aperitif an der Bar

Anna Bromley, nGbK-Stipendiatin 2018, entwickelt Ausstellungen, Installationen, Performances, Texte, Radiogespräche und –stücke ¦ Interesse: Brüche und Aussetzer in repräsentativen Rede- und Sprechweisen

Claudia Hummel, Kunstvermittlerin, Lehrkraft am Institut für Kunst im Kontext, UdK Berlin, Kuratorin der aktuellen Ausstellung »40 Jahre Kunst im Kontext« in der nGbK, Teil der Jury für das nGbK-Kunstvermittlungsstipendium (2016) ¦ Aktueller Arbeitsschwerpunkt: Geschichte der künstlerisch-edukativen Praxis in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1970er Jahren

Paula-Marie Kanefendt, Künstlerin, Vermittlerin, nGbK-Stipendiatin 2019, arbeitet wissenschaftlich-forschend im Bereich der Kunstvermittlung ¦ Aktuell: experimentelle Erschließung von Erinnerungen und Dokumenten im nGbK-Archiv mit performativen Strategien

Silja Korn, malt, fotografiert und schreibt Kurzgeschichten, Teammitglied von – Format für barrierefreie Kulturvermittlung und Prozessbegleitung für Inklusion

Kristina Leko, Künstlerin in den Bereichen Video-Installation, Dokumentarfilm, Fotografie, Text, Objekt und Zeichnungen ¦ Schwerpunkt: soziale Interaktion und Beteiligung, partizipatorische Kunstprojekte vorwiegend mit benachteiligten sozialen Gruppen

Nanna Lüth, arbeitet in der Kunst/Vermittlung und Medienbildung, Mitglied von Kunstcoop©, Teil der Jury für das nGbK-Kunstvermittlungsstipendium (2017), Juniorprofessor_in für Kunstdidaktik und Geschlechterforschung an der UdK Berlin ¦ Schwerpunkte: dekonstruktive und inklusive pädagogische Praxis, visuelle Studien und Repräsentationskritik, queer-feministische und antidiskriminierende Kunstpädagogik

Carmen Mörsch, Künstlerin, Kulturwissenschaftlerin und Kunstvermittlerin, Mitglied von Kunstcoop©, Teil der Jury für das nGbK-Kunstvermittlungsstipendium (2017), Professorin für Kunstdidaktik an der Kunsthochschule Mainz ¦ Forschungsinteresse: Geschichte und Gegenwart von Kunstvermittlung als hegemonie- und diskriminierungskritische Praxis

Branka Pavlovic, Künstlerin, Filmeditorin (Cutterin) und Videokünstlerin, nGbK-Stipendiatin 2013-2015, Programmdirektorin des »Free Zone Belgrade Human Rights Film Festival« ¦ Schwerpunkte: interkulturelle Arbeit und Kunst im öffentlichen Raum, Dokumentar- und Spielfilme sowie Theaterproduktione

Catriona Shaw, Künstlerin in den Formaten Zeichnung, Performance, Musik und Hörspiel, nGbK-Stipendiatin 2010-2012 ¦ Schwerpunkte: performative Installationen im kulturellen Bildungsbereich, Verbindung künstlerischer Erkundungen zu Popkultur und Alltag

Stefanie Wiens, Initiatorin und Leiterin von - Format für barrierefreie Kulturvermittlung und Prozessbegleitung für Inklusion, nGbK-Stipendiatin 2017, arbeitet in einem wachsenden, inklusiven Team und berät Kultureinrichtungen

Yvonne Zindel, Autorin und Kuratorin, entwickelte das Onlinespiel »Infinitechat.net«, nGbK-Stipendiatin 2015/2016, forscht zu Techniken des Digitalen und arbeitet an Bildungskonzepten


Tag 2

Sonntag, 17. Februar 2019
12.30 Uhr
Zusammenfassung des ersten Tages
Mit Anna Bromley und Paula-Marie Kanefendt

13 Uhr
Gespräch mit anschließender Diskussion
Michael Annoff und Nuray Demir: Kein schöner Archiv. Immaterielles Erbe als künstlerische Forschung

14 Uhr
Gesprächsrunde und Präsentation
Kamila Metwaly und Jasmina Al-Qaisi: Über die Hör-Sessions »Untraining the Ear«

15 Uhr
Vorstellung von »Direct Approach« und Filmausschnitte
Stine Marie Jacobsen: Erzähl mir von der gewalttätigsten Filmszene, die du je gesehen hast

16 Uhr
Vortrag mit anschließender Diskussion
Elke Bippus: Wissen(schaft)skritik – dehierarchisierende, partizipative und visuelle Vermittlungen

Ausklang mit Kaffee und Kuchen

Jasmina Al-Qaisi, Visuelle Anthropologin, Kulturjournalistin, Radiomacherin ¦ Aktuell: Klangprojekt »Untraining the Ear« bei SAVVY Contemporary

Michael Annoff, Kulturanthropologe, Kulturarbeiter ¦ Schwerpunkte: Fragen politischer Anthropologie und Ethnographie als angewandte Kulturwissenschaft im Austausch mit Kunst und aktivistischen Bewegungen ¦ Aktuell: Diversitätsentwicklung und Soziale Gerechtigkeit in öffentlichen Kulturinstitutionen

Elke Bippus, Professorin für Kunsttheorie und Kunstgeschichte ¦ Schwerpunkte: Kunst der Moderne und Gegenwart, Bild- und Repräsentationstheorien und künstlerische Produktions- und Verfahrensweisen ¦ Aktuell: Fragen der Wissensproduktion und Kunst als de-hierarchisierende und feministische Praxis

Anna Bromley, nGbK-Stipendiatin 2018, entwickelt Ausstellungen, Installationen, Performances, Texte, Radiogespräche und –stücke ¦ Interesse: Brüche und Aussetzer in repräsentativen Rede- und Sprechweisen

Nuray Demir, Künstlerin/Kuratorin im Bereich visuelle, darstellende/performative Kunst, arbeitet kollaborativ in temporären Ensembles ¦ Interesse: Debatten der feministischen und postkolonialen Theorie und ein kritischer Blick auf soziale Ausschlüsse und hierarchische Verhältnisse

Stine Marie Jacobsen, Konzeptkünstlerin, arbeitet in langfristigen Beteiligungs- und Bildungsprojekten zu Gewalt und Recht ¦ Schwerpunkte: Anwendung kritischen Denkens und neue Sichtweisen auf Ethik, Identität, Kontrolle, Angst und Vertrauen, Aktuell: »Direct Aproach« - Anti-Gewaltprojekt

Paula-Marie Kanefendt, Künstlerin, Vermittlerin, nGbK-Stipendiatin 2019, arbeitet wissenschaftlich-forschend im Bereich der Kunstvermittlung ¦ Aktuell: experimentelle Erschließung von Erinnerungen und Dokumenten im nGbK-Archiv mit performativen Strategien

Kamila Metwaly, Musikjournalistin, Musikerin und Kuratorin ¦ Aktuell: Kuratiert das Klangprojekt »Untraining the Ear« bei SAVVY Contemporary