Die Ministergärten – ein Gelände zwischen Brandenburger Tor und Leipziger Platz

30. Juni–13. August 2000
Eröffnung: 30. Juni 2000

Ausstellung

Ort(e):
ehemaliges Bahngebäude, Voßstrasse 33

Arbeitsgruppe

Leonie Baumann, Eberhard Elfert, Eva Gerlach, Katharina (Katja) Jedermann, Riki Kalbe, Ines Schaber, Hanna Sjöberg

Jeweils sonntags um 14 Uhr Führungen zu “Macht, Kultur und Politik” über das Gelände
6.8. 16 Uhr: Diskussion “Das neue Berlin - ein Kessel Buntes auf kontaminiertem Gelände” mit Thomas Flierl (Kulturwissenschaftler, Baustadtrat Mitte), Dipl. Ing. Eva Gerlach (Ausstellungsgruppe Ministergärten), Prof. Dr. Silke Wenk (Kunstwissenschaftlerin Universität Oldenburg), Prof. Dr. Moshe Zuckermann (Historiker und Soziologe Universität Tel Aviv), Moderation: Wolfgang Kil (Architekturkritiker)

Aus der Pressemitteilung:
Die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst zeigt im letzten historischen Gebäude der Voßstraße eine Ausstellung über das Gelände der ehemaligen Ministergärten, das zwischen Brandenburger Tor und Leipziger Platz liegt, westlich begrenzt von der Ebert- und östlich von der Wilhelmstraße.
Die Ministergärten wurden 1732 im Rahmen der südwestlichen Erweiterung der Friedrichstraße an der Wilhelmstraße angelegt. Bis zum zweiten Weltkrieg befanden sich auf dem Areal große Teile der damaligen preußischen und späteren Reichsregierung sowie die Alte und Neue Reichskanzlei. Nach dem Mauerbau wurde das Gelände Sperrgebiet mit Vorder- und Hinterlandmauer und sogenanntem Todesstreifen. Bis 1989 blieb das Gebiet, abgesehen von den Nachkriegsjahren, ein unzugänglicher Ort. Die ausschließlich militärisch genutzte Fläche war den Grenzposten der DDR vorbehalten. Erst mit der Wohnbebauung in der Wilhelmstraße Ende der 80er Jahre wurde ein Teil des Geländes wieder öffentlich zugänglich.
Mit dem Abbau des Grenzstreifens übte das Gelände eine nahezu magische Anziehungskraft auf verschiedenste Akteure aus. Unzählige Nutzungsanträge jeglicher Art spiegeln die Bedeutung der Ministergärten als leeres Areal wieder. In rasanter Folge wurde auf und mit dem Gelände geforscht und gegraben, Veranstaltungen durchgeführt, Aktionen realisiert oder demonstriert. Viele Künstler haben sich mit und in ihren Arbeiten teilweise direkt vor Ort mit der Geschichte des Geländes auseinandergesetzt. Im Rahmen der neuen Hauptstadtplanung wurde eine neue Konzeption für diesen Ort entworfen.
Das Ausstellungsmaterial umfasst Videos, Filmaufnahmen, Interviews mit Akteuren und Beobachtern des Geländes, Fotografien, Grafiken und Pläne. Ergänzend können Presseberichte, Gutachten, Textauszüge und Artikel zum Areal eingesehen werden. Die Ausstellung versucht, die Erinnerung an die wechselhafte Geschichte zu dokumentieren, mit dem Schwerpunkt auf den letzten 10 Jahren.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe „die Ministergärten“ sind die Künstlerinnen Ines Schaber und Hanna Sjöberg, die KulturvermittlerInnen Leonie Baumann, Eberhard Elfert und Katja Jedermann, die Filmemacherin und Fotografin Riki Kalbe und die Stadtplanerin Eva Gerlach. […]

Pressestimmen

Der Tagesspiegel,o.D. (Christian Welzbacher)
“Das lang gestreckte Terrain der ehemaligen Ministergärten zwischen Wilhelm- und Ebertstraße, ab 1732 als Privatpark der preußischen Ministerialbürokratie angelegt, wurde im Krieg größtenteils zerstört und durch den Mauerbau endgültig beseitigt.
Die Geschichte dieser Terra incognita zu erzählen hat sich eine Arbeitsgruppe der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst zur Aufgabe gemacht. […]
Mit dem bröckelnden Putz scheint sich die austradierte Geschichte des Ortes geradezu selbst freizulegen. Das marode Bauwerk wird zum Spiegel der in der Dokumentation gezeigten historischen Schichten. So mahnt die Ausstellung auch zum vorsichtigen Umgang mit den großen Leerstellen der Stadt. Denn unter der Wüste schläft eine Geschichte, die durch das Geld privater Investoren zwar zuzubetonieren, aber nicht aufzuwiegen ist.”