27. März–24. April 1987
Eröffnung:
27. März 1987
Arbeitsgruppe
Aus der Pressemitteilung:
“Fotografieren in Chile kann lebensgefährlich sein. Nicht erst seit der Ermordung des Fotografen Rodrigo Rojas im Juli ‘86 sind die unabhängigen Fotografen ein bevorzugtes Ziel der Militärdiktatur General Pinochets. Die Diktatur fürchtet diese Fotografen, dokumentieren sie doch die Verhältnisse, die sie lieber verschwiege: Den alltäglichen Terror gegen die Bevölkerung, die Verelendung weiter Schichten trotz angeblicher wirtschaftlicher Prosperität, sowie den wachsenden Widerstand gegen das Regime. Obwohl die Massenmedien fest in den Händen der Diktatur und seiner Anhänger sind, ist es den oppositionellen Fotografen – wie ihren schreibenden Kollegen seit dem Aufflammen der Massenproteste im Mai 1983 gelungen, sich einen Freiraum zu erkämpfen und ein unabhängiges Informationssystem aufzubauen.
Mit der Gründung der ‘Asociacion de Fotografos Independientes’ (AFI) und der alternativen Foto- und Nachrichtenagentur ‘Cono Sur’ schufen sie die
organisatorischen Voraussetzungen unabhängiger Pressearbeit. Neben der Belieferung der oppositionellen Zeitschriften und dem – noch geringen – Verkauf ihrer Bilder ins Ausland, stellt die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, Studentenverbänden, Stadtteilgruppen und christlichen Basisgemeinden den Schwerpunkt ihrer Arbeit dar.
Gerade für die weitgehend vom Informationsfluß abgeschnittenen Bewohner der Slumviertel bedeutet die Organisation von Fotoausstellungen und Dia-Shows oft die einzige Möglichkeit, sich jenseits des regimetreuen Fernsehens ein Bild von der politischen und sozialen Situation zu machen. Gleichzeitig trug die gemeinsame Arbeit von Fotografen und Slumbewohnern dazu bei, ein neues Selbstbewußtsein dieser vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossenen Schichten zu schaffen.
Diese Freiräume sind jedoch permanent bedroht. Den unabhängigen Fotografen wird von der Regierung das Arbeitsrecht bestritten, bei Demonstrationen sind sie den Übergriffen paramilitärischer Schlägertrupps ausgeliefert. Angesichts der prekären finanziellen Situation – die Honorare ermöglichen oft nicht einmal den Kauf ausreichenden Filmmaterials – bedeutet der Verlust einer Kamera nicht selten monatelange Arbeitsunfähigkeit.
Solidarität ist notwendig, deshalb versteht sich diese Ausstellung in erster Linie als Aufruf, die chilenischen Fotografen in ihrer Arbeit zu unterstützen. Gleichzeitig vermittelt sie Eindrücke vom Kampf des chilenischen Volkes gegen die fast vierzehnjährige Gewaltherrschaft General Pinochets: Demonstrationen der Slumbewohner, Universitätsbesetzungen der Studenten und der alltägliche Kampf gegen Hunger und Arbeitslosigkeit.”