Erhalten – zerstören – verändern?

Denkmäler der DDR in Ost-Berlin

11. August–7. September 1990
Eröffnung: 10. August 1990

Ausstellung
Publikation

Ort(e):
NGBK, Tempelhofer Ufer 22

Arbeitsgruppe

Eberhard Elfert, Ulrich Hartung, Martin Schönfeld, Dirk Schumann, Bernd Sinterhauf, Annette Tietenberg

In Zusammenarbeit mit dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand Berlin e.V.

Aus der Pressemitteilung:
Die Ausstellung befaßt sich mit einem brisanten und höchst aktuellen Thema. In Anbetracht der fortschreitenden Zerstörung der Denkmäler und Gedenkplatten in der DDR wurde die Ausstellung in kürzester Zeit realisiert, um eine öffentliche Diskussion einzuleiten. Eine Initiative von Kunstgeschichtsstudenten und -studentinnen der Humboldt-Universität, der Freien Universität und der Technischen Universität will auf diese Weise für die Erhaltung der Denkmäler der DDR plädieren. Das vorrangige Ziel ist es, darauf aufmerksam zu machen, daß wichtige Geschichtsdokumente entfernt werden, ohne das eine breite Öffentlichkeit an der Entscheidung darüber beteiligt wird. Besonders verhängnisvoll in diesem Zusammenhang ist, daß die DDR-Denkmalpflege kaum Eingriffsmöglichkeiten hat. Die politische Umstellung verursacht ein Vakuum im Bereich der Zuständigkeiten, so daß momentan willkürlich in den einzelnen Stadtbezirken über den Verbleib von Geschichtsdokumenten entschieden wird.

Pressestimmen

Berliner Stimme, 25.08.1990 (Matthias Steube)
“Für die Ausstellungsmacher sind die Denkmäler, Stelen und Inschriften ‘Zeugnisse der Geschichte’, die nicht, wie nach 1945 zerstört werden dürften. Deshalb beschreiben sie mehr als 60 Objekte in Ost-Berlin, benennen Künstler, Auftraggeber, Standort und fordern die Besucher auf, die Ausstellung mit Kommentaren in Form von Fotos, Zeitungsartikeln oder Kitsch zu erweitern. ‘Volkes Stimme’ wurde auch eingeholt. Vor vier Denkmälern in Ost-Berlin fragte man Mitte Juli Passanten: Stehenlassen oder was? ‘Es hat kaum Emotionen gegeben, viele sagten, das Denkmal stört mich nicht’, berichtet Ulrich Hartung. Fast 60 Prozent der Befragten hätten sich dafür ausgesprochen, die Objekte stehen zulassen.”

Frankfurter Rundschau, 24.08.1990 (Jürgen Beckelmann)
“Was soll aus den Denkmälern und Gedenktafeln werden, die zur Zeit des SED-Regimes in Ost-Berlin und der weiteren DDR errichtet und installiert worden sind: ‘Erhalten – zerstören – verändern?’ Diese heikle, bisher meistens mehr als weniger verdrückte, trotzdem unausweichliche Frage rückt eine Ausstellung in West-Berlin ins öffentliche Bewußtsein; sie versucht’s jedenfalls.
[…] die Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK), die sich schon vordem darauf ‘kapriziert’ hatte, Zusammenhänge zwischen Kunst und Gesellschaft darzulegen. Da ging es schon öfter um die ‘Ästhetik der Macht’ … Was geschieht mit der Kunst respektive deren Surrogaten, wenn die Macht wechselt?”

Volksblatt, o.A. (Jürgen Beckelmann)
“Eine unbequeme Ausstellung! Sie hebt die prekäre, bislang meistens verdrückte Frage ins öffentliche Bewusstsein, was denn mit den Denkmälern und Gedenktafeln aus der Zeit des SED-Regimes werden sollte - vornehmlich in Ost-Berlin, damit aber auch in der weiteren Noch-DDR: ‘Erhalten - zerstören- verändern?’ […]
Erhalten - zerstören - verändern? Die Foto- und (ganz und gar sachliche) Schriftdokumentation wendet sich an, eben als kunst- und zeitgeschichtliche Unternehmung gegen Tendenzen zu einer ‘Totalbereinigung’, gegen abermalige ‘Veränderungen’. […] Die Denkmäler ‘sind wichtige Geschichtsdokumente, die als solche erhalten und erfasst werden müssen. Deshalb plädieren wir für ihre kurzfristige Sicherung.”